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Tangenten

Tangenten

Titel: Tangenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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seiner Auferstehung hinab zur Hölle ging. Sie sagte mir, Jesus ging in die Hölle, um diejenigen herauszuholen, die nicht dorthin gehörten. Ich bin gewiß nicht Jesus, ich bin nicht einmal Christ, aber das ist es, was ich tue. Sie nannte es ›Grauenhafte Hölle‹.« Ich schüttelte den Kopf. »Egal. Nur so«, sagte ich. Ich beobachtete, wie sie über das flache graue Land gingen und dann den Hügel umrundeten. Dann ging ich zurück in meinen Truck und brachte den Rest zum Annex. Niemand bemerkte es. Ich vermute, die Aufzeichnungen sind für die Angestellten nicht so wichtig.
    Keiner von den Leuten, die ich freigelassen hatte, kam jemals zurück.
    Ich blieb auf der Straße. Ich sprach hie und da mit den Leuten, war vorsichtig. Wenn es so aussieht, als würden die Dinge riskant werden, bringe ich meinen Schlepper zurück zur Stadt. Und dann bin ich nicht sicher, was ich tun werde.
    Ich will nicht jeden freilassen. Aber ich möchte wissen, wer auf der Tiefstraße endet, der es eigentlich nicht sollte. Leute, die bei Gottes rechter Hand nicht gut gelitten waren.
    Meine Botschaft ist einfach.
    Die Verrückten führten die Anstalt. Wir hatten die Hölle korrumpiert.
    Wenn ich erwischt werde, fahre ich geradewegs dorthin. Und wenn Sie dies lesen, sind Sie aller Wahrscheinlichkeit nach auch dort.
    Bis dahin leiste ich meinen Anteil. Wie ist es mit Ihnen?
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    Originaltitel: ›DEAD RUN‹ • Copyright © 1985 by Greg Bear • Erstmals erschienen in ›OMNI‹ • Copyright © 1997 der deutschen Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag, München • Aus dem Amerikanischen übersetzt von Andreas Irle

 
SCHRÖDINGERS SEUCHE
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    Memo zwischen den Abteilungen  –
    Werner Dietrich an Carl Kranz
     
    Carl: Ich weiß nicht, was wir wegen des Lambert-Tagebuchs unternehmen sollen. Wir wissen so wenig über diese ganze Angelegenheit – aber ich habe keinen Zweifel daran, daß wir es lieber der Polizei übergeben sollten. Unglaublich, wie diese Eintragungen sind; sie beziehen sich unmittelbar auf die Morde und Selbstmorde und haben sogar etwas mit der Zerstörung des Labors zu tun. Sie lediglich im Büro zu lesen, reicht nicht aus: Ich brauche Kopien von dem Tagebuch. Und wie lange ist es schon im System, bevor du es bemerkt hast?
     
    Kranz an Dietrich
     
    Werner: Es muß kurz vor den Geschehnissen ins System gekommen sein, einen Monat wenigstens. Kopien der entsprechenden Eintragungen liegen bei. Der Rest, denke ich, ist irrelevant und privat. Ich würde das Tagebuch gern zu Richards Nachlaß zurückbringen. Die Polizei hat ihn wahrscheinlich. Und – nun, ich habe weitere Gründe, es für uns zu behalten. Jedenfalls für den Augenblick. Studiere die Unterlagen sorgfältig. Du, als Physiker, kannst mir dann sagen, wenn irgend etwas in ihnen nicht glaubhaft ist. Wenn nicht, sollte man sich mehr Gedanken über das Problem machen.
    P. S. Ich überprüfe nun die Verluste von Bernards Laboratorium. Vieles streng Geheime hier drüben. Es ist sicher, daß Bernard an einem Regierungs-CBW-Vertrag arbeitete, offensichtlich zum Hohn der Universitätsrichtlinien. – Wie hat Goa Zugang zu dem Material erlangt? Straffe Sicherheit hier drüben.
    Anlage: fünf Seiten.
     
    Das Tagebuch
     
    15. April 1981
    Heute ergab sich eine schwierige Frage. Marty berief ein informelles Treffen der Hydroxyl-Radikale zum Mittagessen ein – bei ihm. Anwesende des physikalischen Kontingents: Martin Goa selbst, Frederik Newman und das neue Mitglied Kaye (ausspr.: Kei) Parkes; die Biologen Oscar Bernard und meine Wenigkeit; und der Soziologe Thomas Fauch. Wir trafen uns vor dem Gesellschaftsraum, und Marty nahm uns zum physikalischen Nebengebäude mit, um uns eine kurze Einführung in ein Experiment zu geben. Nichts Spektakuläres. Danach zurück zum Gesellschaftsraum zum Essen. Warum er so unsere Zeit verschwendete, ist mir ein Rätsel. Nennen wir es Intuition, aber irgend etwas geht vor. Bernard ist aus einem oder mehreren Gründen etwas aufgebracht.
     
    14. Mai 1981
    Die Radikale wurden heute wieder zu Mittag zusammengerufen. Der absurdeste Shit, den ich je in meinem Leben gehört habe. Es ist wieder Marty. Dieses Detail ist wichtig.
    »Gentlemen«, sagte Marty in seinem eigenen Raum, nachdem wir gegessen hatten. »Ich habe gerade ein wichtiges Experiment unschädlich gemacht. Und ich habe meine Position an der Universität aufgegeben. Ich muß meine Unterlagen und Materialien spätestens in einem Monat vom Campus entfernt haben.«
    Betroffenes

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