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Tango der Leidenschaft

Tango der Leidenschaft

Titel: Tango der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ABBY GREEN
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aufhören.“
    Er glaubte, sie würde mit ihm spielen? Weiter entfernt von der Wahrheit konnte er gar nicht sein!
    „Du hast mich doch gerade geküsst! Ich habe dich nicht darum gebeten. Ich hasse dich!“ Aber in Wirklichkeit hasste sie sich selber.
    „Deine großen Augen haben mich doch geradezu darum angefleht, Isobel!“
    Isobel öffnete den Mund, um ihm zu widersprechen, als ein diskretes Hüsteln zu hören war. Beide fuhren herum. Ein livrierter Diener stand wartend da. „Señor und Señora Romero, das Dinner ist serviert. Wenn Sie mir bitte ins Speisezimmer folgen würden …“

6. KAPITEL
    „Du weißt, dass du Unrecht hast.“
    Rafael sah sie nicht an. Er betrachtete das halb volle Glas Rotwein in seiner Hand. „Ich leugne ja nicht, dass ich schon immer ein privilegiertes Leben geführt habe, aber das war bei dir doch auch nicht anders.“
    Isobel zuckte innerlich zusammen. Er hatte ja recht. „Rafael, ich …“
    „Mein Vater“, fuhr er fort, ohne ihren Einwand zu beachten, „spekulierte gerne und verlor an der Börse. Einige Male verlor er alles, nur um es dann innerhalb von vierundzwanzig Stunden wieder zurückzugewinnen. Einmal verlor er, nachdem dein Großvater ihm einen Tipp gegeben hatte. Der Deal mit der estancia war seine Rache dafür. Mein Bruder und ich lernten von früh an, dass Reichtum etwas sehr Unbeständiges ist, das dir im Nu genommen werden kann …“
    Isobel spielte mit ihrer Serviette. „Was ist mit Ricos Vater?“, fragte sie zögernd.
    Rafael nahm einen Schluck und sah sie an. In seinen Augen war keine Gefühlsregung zu erkennen.
    „Der Vater meines Bruders war ein reicher griechischer Industriemagnat. Er verführte unsere Mutter. Als sie schwanger wurde, verschwand er nach Europa. Die Familie meines Vaters strebte nach dem gesellschaftlichen Aufstieg, und meine Mutter brauchte einen Vater für ihr Kind. So wurde diese Ehe arrangiert.“
    Ein Muskel zuckte an seiner Wange. „Wie auch immer. Als Rico geboren wurde, war zu erkennen, dass er nicht von meinem Vater war. Und das war mehr, als mein Vater ertragen konnte. Immer wieder schlug er ihn. Als ich dann kam und mit meinen dunklen Haaren nach der Familie meiner Mutter geriet, glaubte er, auch ich sei von einem anderen Mann. Als Rico sechzehn war, verprügelte er ihn mit einem Gürtel. Ich war im Zimmer, weil ich als Nächster drankommen sollte. Er schlug Rico so schlimm, dass der sich umdrehte und zurückschlug. Er sagte meinem Vater, dass er kommen und ihn umbringen würde, sollte er jemals wieder die Hand gegen mich erheben. Noch am gleichen Tag fuhr Rico nach Europa, und machte sich auf die Suche nach seinem richtigen Vater.“
    Isobel holte tief Luft. „Aber da warst du ja erst …“
    „Zwölf Jahre alt. Von diesem Tag an schlug mein Vater mich nie mehr.“
    Isobel bereute ihre Worte. „Rafael, es tut mir so leid …“
    „Ich erzähle dir das, weil wir jetzt verheiratet sind und du es wissen sollst. Ich will jedoch nie wieder darüber sprechen.“
    „Aber wie konntest du nach alledem eine Vernunftehe eingehen?“
    „Weil mir schon vor langer Zeit klar wurde, dass ich keine Liebesheirat eingehen will. Das hier ist genau die Ehe, wie ich sie mir vorstelle. Wir wissen beide, woran wir sind und keine Gefühle vernebeln unseren Verstand. Es ist eine Partnerschaft, die auf gegenseitigem Respekt basiert. Und auf Leidenschaft.
    Er sah sie an, und Isobel erschauerte unter seinem Blick.
    Am nächsten Abend saß Isobel auf der Bank am anderen Ufer des kleinen Sees hinter dem Haus. Es wurde bereits dunkel. Der Himmel war von einem wunderbaren Blau, und langsam ging der Vollmond auf. Helles Licht fiel durch die hohen Fenster der estancia und wurde von der ruhigen Oberfläche des Sees widergespiegelt.
    Das alles war von so großer, zauberhafter Schönheit, dass Isobel das Herz wehtat. Ihr gingen immer noch Rafaels Worte durch den Kopf. Offensichtlich hasste er es, über seine Kindheitserlebnisse zu sprechen. Warum hatte er es dann getan?
    Ihre eigene Kindheit verblasste im Vergleich mit der seinen. Solchen Hass und solche Gewalt hatte sie nie ertragen müssen. Sie glaubte jetzt zu wissen, woher seine Skrupellosigkeit rührte und das Bedürfnis, rücksichtslos Reichtum anzuhäufen, selbst auf Kosten anderer. Finanzielle Sicherheit schien ihm alles zu bedeuten. Seine Geschäftsmethoden gefielen ihr immer noch nicht, aber sie wusste jetzt wenigstens, warum er so handelte. Ihrem seelischen Gleichgewicht tat dieses Wissen nicht

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