Tango der Leidenschaft
als könnte sie so die Flut von Bildern verscheuchen, die seine Worte in ihrem Kopf wachriefen. „Schon gut – was soll’s. Ich tue halt so.“
„Fein“, meinte er und griff grinsend nach ihrer Hand. „Es wird schon nicht so schlimm werden.“
Am nächsten Tag, während Isobel im Range Rover auf Rafael wartete, musste sie sich eingestehen, dass sie die Situation nicht mehr unter Kontrolle hatte. In der Nacht hatte sie keinen Schlaf finden können, nachdem Rafael ihr den ganzen Abend über nicht von der Seite gewichen war. Immer hatte er ihre Hand gehalten oder den Arm um sie gelegt und sie fest an sich gezogen.
Am Ende hatte sie sich gefühlt, als würde sie in Flammen stehen. Und immer, wenn sie ihm entkommen wollte, hatte er sie lachend wieder an sich gezogen und ihr einen Kuss auf die Stirn gedrückt. Oder, was noch schlimmer war, auf den Mund. Und prompt begann jedes Mal ihr Puls zu rasen! Als er sie dann später zu ihrer Suite brachte, verriet sein Lächeln, dass jede Minute des Abends ihm einen diebischen Spaß bereitet hatte.
Jetzt sah sie Rafael auf das Auto zukommen. Aber kaum war er eingestiegen, zog er auch schon sein Handy hervor und meinte: „Tut mir leid, ich muss schnell mal telefonieren.“
Isobel murmelte etwas Unverständliches. Irgendwie ärgerte es sie, dass er ihr so wenig Beachtung schenkte. Mit halbem Ohr lauschte sie dem Gespräch. Es schien sich um das große Geschäft zu drehen, das er gerade in den Staaten abwickelte. „Tut mir leid. Das war jetzt etwas unhöflich“, meinte Rafael, als er es beendete.
„Macht nichts. Ich kann mir vorstellen, dass in Buenos Aires eine Menge Arbeit auf dich wartet. Immerhin warst du eine ganze Woche fort.“
Sie bemerkte den neugierigen Blick, mit dem Rafael das Rosenholzkästchen auf ihrem Schoß betrachtete.
„Was ist das?“, fragte er.
Unwillkürlich umklammerte sie das Kästchen, als müsste sie es beschützen. „Die Haushälterin sagte mir, es habe meiner Großmutter gehört“, meinte sie abwehrend. „Es scheint etwas drin zu sein, aber wir konnten keinen Schlüssel finden. Ich werde in Buenos Aires versuchen, es aufzubekommen.“
„Ist ja schon gut, Isobel. Es gehörte deiner Großmutter. Jetzt gehört es dir. Du kannst damit machen, was du willst.“
Sie verwünschte ihr kindisches Benehmen. Irgendwie brachte der Mann es immer fertig, dass sie sich völlig lächerlich benahm. „Danke“, erwiderte sie mühsam.
„Einer meiner Mitarbeiter bringt dir heute Morgen ein paar Kreditkarten und Formulare für Bankkonten.“
Rafael trank hastig seinen Kaffee aus. Es war der Morgen nach ihrer Rückkehr von der estancia , und sie saßen gerade im Speisezimmer beim Frühstück.
Heute schien Rafael meilenweit entfernt von dem legeren, entspannten Mann, mit dem sie eine Woche auf dem Land verbracht hatte. Jetzt trug er Anzug und Krawatte, war glatt rasiert und sorgfältig gekämmt. Der große Industrieboss war wieder in seinem Element, bereit, alle Hindernisse beiseite zu fegen und sollten es Menschen sein.
„Aber ich habe doch schon ein Konto!“, protestierte Isobel. Sie wollte nichts mit seinem Geld zu tun haben.
Er schüttelte den Kopf. „Ich habe dir noch ein paar eingerichtet. Auf eines davon wird der Gewinn überwiesen, den die estancia abwirft. Der gehört dir jetzt auch.“
Kannte dieser Mann denn gar keine moralischen Bedenken? „Aber das geht doch nicht! Von dem Gewinn müssen doch die Löhne und die Instandhaltungskosten bezahlt werden!“
Rafael lächelte etwas herablassend. „Es handelt sich um Geld, das nach Abzug aller Unkosten noch übrig bleibt.“
„Ach so“, erwiderte sie etwas verwirrt. „Und was soll ich heute machen?“
Er stellte seine Tasse zurück auf den Unterteller. „Du kannst tun und lassen, was du willst. Ich bin kein Gefängniswärter, Isobel, das habe ich dir doch schon gesagt. Geh einkaufen, triff dich mit Freunden, veranstalte einen Wohltätigkeitsmarkt für unerwünschte Designerklamotten – die Welt gehört dir.“
Eine ganze Woche lang hatte sie nicht gewusst, was sie diesem Mann gegenüber empfinden sollte. Als jetzt der vertraute Zorn wegen seiner unerträglichen Arroganz und seinem herablassenden Ton in ihr hochstieg, fühlte sie sich wieder auf vertrautem Boden.
Sie stand auf und warf ihre Serviette auf den Tisch. „Ich habe da oben ein Zimmer, größer als meine ganze Pariser Wohnung, und das ist vollgestopft mit Kleidern. Ich habe eine Unmenge von Schmuck – was, um Himmels
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