Tango der Leidenschaft
gerade gut.
Gestern Abend hatte sie sich so bald sie konnte auf ihr Zimmer zurückgezogen. Und heute Morgen hatte ihr die Haushälterin mitgeteilt, dass Señor Romero heute zu Pferd und mit dem Hubschrauber den Besitz inspizieren würde. Obwohl Isobel also den ganzen Tag für sich hatte, gelang es ihr nicht, zur Ruhe zu kommen.
Aus den Augenwinkeln nahm sie eine Bewegung wahr. Sie wandte den Kopf und sah Rafaels kraftvolle Gestalt aus dem erleuchteten Haus treten. Auch wenn sie wusste, dass er sie aus dieser Entfernung gar nicht sehen konnte, machte sie sich auf ihrer Bank ganz klein. Während sie seine breiten Schultern, die schmale Taille und diese endlos langen Beine betrachtete, erwachte wieder das nur allzu bekannte Gefühl des Begehrens in ihr. Selbst von hier aus konnte sie spüren, wie angespannt er war. Dass sie es spüren konnte, verriet ihr, wie vertrauter sie von Tag zu Tag miteinander wurden.
Zögernd stand sie auf und ging zur estancia . Und dabei hatte sie das Gefühl, als kehrte sie freiwillig in die Höhle des Löwen zurück.
Rafael wartete im Salon darauf, dass Isobel zum Dinner erschien. Er nippte an seinem Whisky, der ihm angenehm in der Kehle brannte. Der gestrige Abend hatte einen bitteren Nachgeschmack bei ihm hinterlassen. Immerzu hatte er Isobels Gesicht vor sich gesehen. Dieser schmerzliche Ausdruck in ihren Augen, als er sein Innerstes vor ihr ausgebreitet hatte, ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Und ihr Blick nach diesem hemmungslos leidenschaftlichen Kuss. Er brauchte sich gar nichts vorzumachen. Wenn er ihr zu nahe kam, war er genauso hemmungslos und verlor einfach die Beherrschung. Aber dass sie ihn immer wieder zurückwies, brachte ihn fast um den Verstand.
Wieso hatte er sich nur dazu hinreißen lassen, ihr die Geschichte von ihm, seinem Bruder und ihrem Vater zu erzählen? Das Mitleid in ihren Augen hatte ihn im Innersten getroffen. Nein, es war das erste und letzte Mal, dass er über diese alte Geschichte gesprochen hatte.
Seine Hand umklammerte das Whiskyglas, während er blicklos durch die Terrassentür starrte.
Die Schläge seines Vaters hatten ihn früh gelehrt, nicht auf Liebe oder Beistand zu hoffen. Dummerweise hatte er diese Lehre in den Wind geschlagen, als Ana Perez ihm ihre falschen Liebesschwüre ins Ohr flüsterte. Dabei hatte sie nur sein Geld geliebt und seine soziale Stellung. Jedenfalls würde ihm so etwas nicht noch einmal passieren.
Ein Geräusch hinter ihm ließ ihn sich umdrehen. Isobel stand in der Tür, und als er sie sah, erwachte sofort wieder die Lust in ihm.
Aber er schenkte ihr nur ein höfliches Lächeln und forderte sie mit einer Handbewegung auf, einzutreten. „Einen Drink?“
Vorsichtshalber hatte Isobel eine bis zum Hals zugeknöpfte Seidenbluse angezogen. Jetzt kam ihr ihr Verhalten lächerlich vor. Als ob das sie vor diesem Mann schützen würde …
Sie nickte zustimmend und spürte, wie sie rot wurde. Im Vergleich zu ihr wirkte Rafael völlig gelassen. „Wasser, bitte.“
Bevor er ihr das Glas gab, ergriff er ihre Hand. „Lass uns Waffenstillstand schließen, und ich werde dir Zeit geben. Aber …“ Er musterte sie genüsslich. Zu ihrer Bestürzung spürte sie, wie ihre Brustspitzen unter der weit geschnittenen Bluse unter seinem Blick hart wurden.
„… ich warne dich. Komm mir nicht noch einmal in dieser Aufmachung unter die Augen, oder ich reiß dir die Kleider vom Leib und zieh dir höchstpersönlich etwas anderes an. So etwas reizt mich nur noch mehr, die Geheimnisse deines hinreißenden Körpers zu entdecken.“
Isobel wurde gleichzeitig heiß und kalt. Hastig entriss sie ihm ihre Hand. „Gut. Waffenstillstand. Und ich weiß überhaupt nicht, wovon du sprichst“, fügte sie mit erhobenem Kinn hinzu. „Was ist falsch an dem, was ich trage? Es ist ein Teil meiner Mitgift.“
„Wenn das so ist, gehört der Designer gefeuert“, knurrte Rafael. Endlich gab er ihr das Glas Wasser. „Auf unseren Waffenstillstand – und eine lange und erfolgreiche Ehe.“
Nur äußerst widerstrebend prostete Isobel ihm zu.
Am folgenden Morgen hatte Isobel ganz kleine Augen von einer schlaflosen Nacht, Rafael dagegen sah taufrisch aus.
„Ich dachte, du hättest heute vielleicht Lust, dir mit mir den Besitz anzuschauen. Wir können die Pferde nehmen.“
Sie wurde ganz blass bei der Vorstellung, wieder mit diesen riesigen Ländereien konfrontiert zu werden. „Ich weiß nicht, ob ich …“
„Du wirst lernen müssen, dich daran zu
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