Tango der Leidenschaft
Bob. Lassen Sie uns später darüber reden.“
Bob wandte sich an Isobel. „Haben Sie schon eine passende Immobilie gefunden?“
Rita kehrte zu ihnen zurück. Sie hörte, worüber die anderen sprachen und griff begeistert das Thema auf. Lang und breit erzählte sie wieder von der Tangovorstellung, die sie und ihr Mann besucht hatten.
Rafael mischte sich ein. „Isobels Pläne reichen ein wenig weiter. Es geht nicht nur um ein einfaches Tanzstudio.“ Zärtlich sah er sie an und mimte ganz den sie anbetenden Gatten. „Liebling, warum erzählst du ihnen nicht selbst, was du vorhast?“
Isobel war sprachlos. Zögernd begann sie, den anderen von ihren Plänen zu erzählen. Und je länger sie redete, desto mehr erwachte wieder ihre Begeisterung.
Erst auf der Heimfahrt merkte sie, wie schnell dieser erstaunlich angenehme Tag vergangen war. Sie sah Rafael an. „Sagst du mir jetzt, was das alles zu bedeuten hat?“
Er warf ihr einen kurzen Blick zu. „Ich schulde dir eine Entschuldigung. Gestern Abend habe ich völlig überreagiert. Ich finde deine Idee gut. Sonst bin ich eigentlich immer der Erste, der andere ermutigt, in eine Gegend wie La Boca zu investieren.“
Sie bemerkte, wie seine Hände plötzlich das Lenkrad umklammerten.
„Als ich hörte, die Sicherheitsleute hätten dich aus den Augen verloren, und als dann auch noch dieses Foto auftauchte … da sah ich eben rot.“
„Ich habe doch versucht, dir Bescheid zu sagen.“
Er verzog den Mund. „Ich weiß. Ich habe meine Lektion gelernt. Ich werde keinen deiner Anrufe mehr ablehnen.“
Isobel lehnte sich zurück. „Danke, dass du mich heute unterstützt hast.“
Wieder warf er ihr einen Blick zu, während sie vor dem Haus vorfuhren. „Am Montag werde ich mir frei nehmen und mit dir zusammen ein paar Immobilien ansehen.“
Isobel wusste nicht, wieso diese Idee sie erschreckte. „Aber nein, das musst du nicht. Du hast viel zu viel zu tun“, platzte sie heraus.
„Wie viel verlangte der Mann für das Gebäude, das du dir angesehen hast?“, meinte er trocken und lächelte.
Isobel nannte die Summe. Rafael zuckte zusammen und schüttelte den Kopf. „Wahrscheinlich wusste er genau, wer du bist. Das dürfte seine Forderung verdreifacht haben. Lass besser mich mit ihm verhandeln.“
Während sie zur Haustür gingen, konnte sie ihre Neugier nicht länger bezwingen. „Was meinte Bob damit, als er dich einen Gutmenschen nannte?“
Rafael wandte sich langsam zu ihr um. Isobel konnte sehen, wie sein Gesicht sich verschloss und ausdruckslos wurde. „Er bezog sich auf eine Schlagzeile in einer Zeitung, derselben, in der auch dein Foto war.“
Isobel wartete. Aber mehr schien Rafael ihr nicht sagen zu wollen. Sie seufzte ungeduldig und ging in den Salon. Zu ihrer Erleichterung steckte die Zeitung immer noch im Papierkorb. Sie zog sie heraus und überflog die Seiten, bis ihr Blick an einem Artikel hängen blieb.
Rafael Romero, der Gutmensch von Buenos Aires, versucht, Hunderte von gut ausgebildeten illegalen Einwanderern zur Rückkehr nach Hause zu ermutigen, indem er eine bankrotte Elektronikfabrik aufkauft und …
Sie überflog den Artikel. Die Verhandlungen, die Rafaels amerikanischer Partner Bob Caruthers führte, hatten zum Ziel, in Argentinien eine Fabrik zu eröffnen. Und zwar mit den Arbeitern, die zuvor illegal nach Amerika gegangen waren.
Isobel glitt die Zeitung aus den Händen. Ihr war schlecht. Dieses Mal aber vor Scham. Sie vermochte kaum, Rafael in die Augen sehen.
„Es tut mir leid, Rafael. Ich hatte nicht das Recht, nur wegen des anderen Artikels so über dich zu urteilen.“
Er verzog den Mund. „Ich kann es dir nicht ganz übel nehmen. Zum Schutz der Illegalen mussten wir es so lange wie möglich geheim halten. Ich nehme an einem Regierungsprogramm teil. Es geht darum, jungen Handwerkern hier Arbeit zu beschaffen, damit sie das Land nicht verlassen. Bob ist mein Verhandlungspartner in Amerika. Es sind schwierige Verhandlungen, und Bob hat den letzten Kontrakt noch nicht unterzeichnet.“
Isobel konnte Rafael nur stumm ansehen. Sie hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren.
Rafael wurde die Brust eng bei ihrem Blick. Es lag so etwas darin …
Mit drei großen Schritten war er bei ihr und nahm ihr Gesicht in seine Hände. Er spürte, wie sie erschrocken nach Luft schnappte. Sie sah ihn mit großen, dunklen Augen an und öffnete die Lippen. Rafaels Sehnsucht nach ihr wurde übermächtig. Heftiger, als er
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