Tango der Leidenschaft
Dame da oben. Warum hatte er sie nicht einfach aufs Bett geworfen und genommen?
Er sehnte sich so sehr nach ihr, dass er schon nicht mehr klar denken konnte. Noch nicht einmal Ana, die er zu lieben geglaubt hatte, hatte er so sehr begehrt.
Er hörte ein Geräusch von der Tür her und erstarrte.
Isobel sah Rafael vor dem Kamin stehen. Sie sah, wie er das Glas hob und trank. „Geh weg, Isobel!“, stieß er hervor. „Ich bin nicht in Stimmung für deine Spielchen.“
Sie trat ein und schloss die Tür hinter sich. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Etwas seltsam Verletzliches ging von dieser großen Gestalt im Smoking aus.
Er drehte sich immer noch nicht zu ihr um. „Ich sagte doch …“
„Ich habe es gehört“, unterbrach Isobel ihn leise. „Aber ich gehe nicht.“ Sie hatte einfach nicht mehr die Kraft, ihm zu widerstehen. Die Sehnsucht nach Rafael war einfach zu groß.
Er legte den Kopf in den Nacken und trank sein Glas in einem Zug aus. Dann stellte er es etwas zu sorgfältig auf dem Kaminsims ab. Langsam drehte er sich um.
Sie sah nur seine dunklen Augen, die sich in die ihren brannten. Die Smokingschleife hing geöffnet um den Kragen, die Hemdknöpfe standen offen.
Rafael verschränkte die Arme. „Bist du gekommen, um mir noch mehr Beleidigungen zu sagen? Willst du wieder eines deiner Spielchen spielen?“
Sie ging auf ihn zu mit einem Gefühl, als hätte sie Blei an den Füßen. Mit Herzklopfen blieb sie vor ihm stehen.
„Ich …“
„Ich …was?“, fragte Rafael höhnisch und wollte sich wegdrehen.
Instinktiv hielt sie ihn am Arm fest.
„Es … es tut mir leid.“
Seine Antwort war tiefes Schweigen. Er schien nicht vorzuhaben, es ihr leicht zu machen. Sie ließ ihn los. Dass er sich nicht sofort wieder wegdrehte, machte ihr ein wenig Mut.
Isobel biss sich auf die Lippe. „Ich habe nie irgendwelche Spiele gespielt“, stieß sie atemlos hervor. „Ich hätte nicht sagen sollen … was ich gesagt habe. Ich kämpfte gegen dich … gegen mich … aber jetzt kann ich nicht mehr.“
Sie hielt dem Blick seiner unergründlichen Augen stand. „Ich will dich, Rafael“, gestand sie.
Sein zynisches Lächeln traf sie zutiefst.
„Du willst mich?“
Sie nickte stumm.
„Ich möchte etwas klarstellen, Isobel. Ich werde nicht gerne Neandertaler genannt.
Und es gefällt mir auch nicht, wenn mein Benehmen auf das eines Höhlenmenschen reduziert wird. Vielleicht fällt es dir ja leichter, mit einem Gutmenschen ins Bett zu gehen, als mit dem Industriehai, für den du mich gehalten hast?“
Isobel senkte den Blick. Sie wusste, sie hatte die harten Worte verdient.
„Ich möchte mit dir schlafen, Rafael. Ich … bis jetzt war ich einfach noch nicht so weit. Ich konnte einfach nicht …“
Er unterbrach sie mit einer abwehrenden Handbewegung. „Du hast genug herumgestottert, Isobel. Du bist hier, um mir zu sagen, dass du mit mir ins Bett willst – ist es das?“
Sie erblasste bei seinen Worten, aber sie nickte.
Eine ganze Weile herrschte Schweigen. Dann zog Rafael seine Jacke aus und ließ sich in einen Sessel fallen. Die Arme auf die Lehnen gestützt, das Gesicht im Halbdunkel sah er sie an und forderte mit heiserer Stimme: „Zieh dich aus.“
Entsetzt erwiderte Isobel seinen Blick. „Ich soll mich ausziehen … hier?“
Er nickte. „Ich spaße nicht, Isobel.“
„Du möchtest hier mit mir schlafen?“
Rafael wurde ungeduldig. „Zieh dich endlich aus, oder ich mache es“, stieß er hervor. „Und ich kann dir nicht garantieren, dass dein Kleid dabei heil bleibt.“
Trotz der Demütigung verspürte Isobel ein aufregendes Prickeln am ganzen Körper.
Rafael lehnte sich genüsslich zurück. Er erinnerte Isobel an einen Herrscher früherer Zeiten, der seiner Geliebten beim Entkleiden zuschaut. Sein Blick jagte ihr einen Schauer über den Rücken und weckte gleichzeitig eine verräterische Glut in ihr. Langsam zog sie den Reißverschluss auf.
Plötzlich empfand sie seinen Blick als unerträglich, und sie wandte sich ab. Ihr erstes Mal hatte sie sich wirklich anders vorgestellt. Aber seitdem sie diesen Mann kannte, war sowieso alles ganz anders gekommen, als sie gedacht hatte.
In der Stille kam ihr das Geräusch des Reißverschlusses überlaut vor. Sie holte tief Luft und streifte sich das Kleid über die Schultern. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Den Tränen nahe ließ sie es endlich zu Boden fallen.
Sie schloss die Augen. Nur noch mit einem kleinen Slip bekleidet, fühlte sie
Weitere Kostenlose Bücher