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Tango der Leidenschaft

Tango der Leidenschaft

Titel: Tango der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ABBY GREEN
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Herz, schneller zu schlagen. Bevor sie etwas auf sein Kompliment antworten konnte, kamen schon die ersten Gäste, und sie musste die Gastgeberin spielen.
    Während sie sich charmant mit den Gästen unterhielt, warf sie ab und zu einen Blick zu Rafael, der ebenfalls in Gespräche vertieft war. Sie musste sich endlich damit abfinden, dass er von ihr nichts weiter erwartete, als dass sie diese Rolle hier spielte. Das Einzige, was er sich sicher auch noch wünschte, war ein Erbe. Denn Erben waren wichtig.
    Bei dem Gedanken rührte sich etwas in ihr … ein Baby, mit dunklen Augen und schwarzen Haaren. Über das Mutterwerden hatte sie nie so richtig nachgedacht. Aber jetzt wusste sie plötzlich, dass sie in dieser lieblosen Ehe keine Kinder haben wollte. Wenn sie einmal Kinder bekam, dann sollten sie von Wärme und Zuneigung umgeben sein und von Eltern, die einander liebten. Aber nicht so sehr, dass sie alle anderen ausschlossen. Diesen fatalen Fehler hatten nämlich ihre Großeltern gemacht. Sie hatte ihre Mutter ausgeschlossen. Und deshalb war sie hart und kalt geworden.
    Rafael erhaschte ihren Blick und hob fragend die Brauen. Isobel schüttelte mit einem kleinen Lächeln den Kopf und widmete sich wieder ihren Gesprächspartnern.
    Als der letzte Gast gegangen war, schloss sie müde die Tür und wünschte Juanita eine gute Nacht.
    Sie war überrascht, als Rafael in die Halle kam. Er hatte die Autoschlüssel in der Hand und wirkte sehr angespannt. „Würdest du mit mir kommen? Ich möchte mit dir wohin fahren.“
    „Du willst jetzt noch wegfahren?“, fragte sie erstaunt.
    Rafael nickte.
    Sie zuckte ergeben die Schultern. „In Ordnung.“
    Wortlos führte Rafael sie zu dem Range Rover und fuhr los. Isobel beobachtete verwirrt, wie sie Buenos Aires hinter sich ließen und er in die Gegend zwischen La Boca und San Telmo fuhr. Vor einem zerfallenen Gebäude hielten sie an. Rafael stieg aus und ging um den Wagen herum, um ihr beim Aussteigen zu helfen.
    „Wohin gehen wir?“, fragte sie, während er sie über die Straße führte.
    Er deutete auf eine offene Tür vor ihnen, hinter der schwere Samtvorhänge den Eingang verhüllten. „Da hinein.“
    Drinnen war es heiß und voller Menschen. Tangomusik erklang. Es war eine milonga. Sie waren in einem großen, hell erleuchteten und überladen geschmückten Raum. Eine Unzahl von Paaren bewegte sich auf der Tanzfläche. Alle waren versunken in ihrer eigenen kleinen Welt.
    Rafael führte sie zu einem Sitzplatz in einer ruhigen Ecke und bestellte Drinks. „Das hier ist die milonga, in der ich tanzen lernte“, sagte er endlich. „Unsere Großmutter brachte uns hierher.“
    „Du meinst dich und deinen Bruder?“, fragte Isobel.
    Er nickte, während sein Blick die Tanzenden verfolgte. „Meine Großmutter wusste, was bei uns zu Hause los war … Sie wusste von den Schlägen. Ich glaube, es war ihr Versuch, uns zu schützen.“
    Schweigend legte sie die Hand auf die seine. Worte waren hier überflüssig.
    Überall in Buenos Aires gab es ähnliche Säle wie diesen hier, in denen Paare bis zum Morgengrauen tanzten.
    Es gab feste Verhaltensregeln. Wenn ein Mann mit einer Frau tanzen wollte, signalisierte er ihr das mit Blicken. Sie konnte dann ablehnen oder zustimmen, ganz wie sie wollte. Sie würden drei Tänze miteinander tanzen. Das hier war nichts für Anfänger. Es war ein Ort, an dem Einheimische und andere Tangoliebhaber verkehrten, die sich für ein paar Stunden ganz dieser melancholischen Musik hingeben wollten.
    Als Rafael jetzt aufstand und ihr die Hand entgegenstreckte, konnte Isobel gar nicht anders, als die Aufforderung anzunehmen.
    Langsam begannen sie zu tanzen. Ein Tango folgte dem nächsten. Isobel hätte ewig so weitertanzen mögen. Die Augen geschlossen, Wange an Wange und so eng an Rafael geschmiegt, dass sie seinen Herzschlag nicht von ihrem unterscheiden konnte.
    Mit einem Mal wurde ihr bewusst, dass man gerade „Volver“ spielte, ein Lied von Carlos Cardel, nach dem ihre Großeltern immer getanzt hatten. Und bei jedem Schritt und jedem sehnsuchtsvoll gesungenen Wort drohte sie mehr und mehr die Beherrschung zu verlieren. Bis sie schließlich jäh mit tränenüberströmtem Gesicht den Tanz abbrach. Verwirrt streckte Rafael die Hand nach ihr aus. Aber sie schüttelte nur mit dem Kopf und wich vor ihm zurück.
    „Nein, Rafael. Es tut mir leid. Ich kann diesen Tango nicht mit dir tanzen. Ich kann es einfach nicht.“
    Isobel drehte sich um und rannte aus dem

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