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Tango der Leidenschaft

Tango der Leidenschaft

Titel: Tango der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ABBY GREEN
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es im Moment war, hätte er auf einen Wellblechschuppen deuten können, und sie hätte ihn als Tanzstudio akzeptiert.
    Es erschreckte sie, wie mühelos es Rafael gelang, ihre ganze Welt durch eine einzige Berührung, einen Tanz, eine leichte Liebkosung auf den Kopf zu stellen.
    Am folgenden Tag, während sie Juanita half, den Rest ihrer Sachen in Rafaels Suite zu räumen, hielt ihr die Haushälterin eine Schatulle hin.
    „Was wollen Sie damit machen?“
    Sie erkannte das Rosenholzkästchen von der estancia . Isobel hatte es völlig vergessen. Sie erklärte Juanita, dass sie jemanden suchte, der es öffnen konnte. Die Haushälterin führte sie zur Garage neben dem Haus. Dort arbeitete ein Handwerker, den Rafael als eine Art „Mädchen für alles“ eingestellt hatte. Mit einem Mal wurde Isobel bewusst, dass sie sich noch gar nicht bemüht hatte, den Rest des Dienstpersonals kennenzulernen. Etwas verlegen machte sie sich mit dem Mann bekannt.
    Es dauerte nur ein paar Minuten, und Carlos hatte das Kästchen geöffnet, ohne es zu beschädigen. Sie dankte ihm überschwänglich. Dann ging sie in ihre jetzt leere Suite zurück, setzte sich im Schneidersitz auf das bereits abgezogene Bett und öffnete das Kästchen.
    Sie fand darin mehrere Bündel von Briefen, die mit einem Band zusammengehalten wurden. Mit zitternden Händen öffnete sie sie. Es waren Liebesbriefe. Einen Moment lang befürchtete sie, es könnten Briefe ihrer Großmutter an jemand anderen als ihren Großvater sein. Doch dann erkannte sie, dass es nicht so war. Es waren Briefe, die ihre Großeltern einander geschrieben hatten, und zwar von ihrer Teenagerzeit an bis zur Hochzeit.
    „Für immer beisammen, meine Liebe“, war in die Innenseite des Deckels eingraviert. Noch bevor sie den ersten Brief gelesen hatte, musste Isobel mit den Tränen kämpfen.
    Zuerst waren die Briefe, wie zu erwarten war, zart und liebevoll. Doch dann – und zu Isobels Verblüffung war das noch vor der Hochzeit – blieb die Beziehung nicht platonisch. Jetzt waren die Briefe heiß, leidenschaftlich, zärtlich und manchmal auch absolut nicht mehr jugendfrei. Die Lektüre weckte in Isobel lebhafte Erinnerungen an ihre letzten Nächte. Mit einem Mal sah sie die romantisch verklärte Liebe ihrer Großeltern in einem völlig neuen Licht.
    Sie schloss das Kästchen und schwor, es wieder dorthin zu bringen, wohin es gehörte – in die Gruft, der letzten Ruhestätte ihrer Großeltern. Sie hatte das Gefühl, Zeugin von etwas sehr Privatem und Intimem geworden zu sein. Unwillkürlich liefen ihr die Tränen über die Wangen. Ärgerlich wischte sie sie fort, aber sie hörten nicht auf zu fließen.
    Von derart starken Gefühlen übermannt, legte sie sich aufs Bett und ließ ihren Tränen freien Lauf. Sie selbst würde nie wissen, wie es ist, geliebt zu werden. Dieses Glück war ihr nicht bestimmt.
    Endlich machte sie sich nicht länger etwas vor. Sie gestand sich ein, dass sie bis über beide Ohren in Rafael verliebt war. Was in den Briefen stand, beschrieb genau auch ihre Gefühle. Seit jener Nacht, in der er sie zum ersten Mal geküsst hatte, war ihre Liebe stetig gewachsen. Er war so ganz anders, als sie geglaubt hatte. Sie hatte entdeckt, dass er sogar verletzlich war. Er selbst wäre sicher eher gestorben, als es zuzugeben.
    In Wahrheit hatte sie sich nicht vor dem goldenen Käfig gefürchtet, sondern vor der Einsamkeit einer Ehe, in der nur sie liebte.
    Rafael ging durch das abgedunkelte Schlafzimmer und entdeckte die schlafende Isobel auf dem Bett. Augenblicklich erwachte der Zorn in ihm. Obwohl sie das Bett mit ihm teilte, bestand sie immer noch darauf, in ihrem eigenen Schlafzimmer zu schlafen! Doch dann blieb er abrupt stehen.
    Er hatte die Tränenspuren auf ihren Wangen entdeckt. Sie hatte geweint! Plötzlich spürte er so etwas wie einen Knoten in der Brust, der ihm das Atmen schwer machte.
    Dann sah er das Rosenholzkästchen neben ihrer Hand auf dem Bett stehen. Er erkannte es sofort. Vorsichtig griff er danach und öffnete es. Er zog einen der Briefe hervor. Während er las, wurde sein Gesicht immer ernster.
    Still faltete er den Brief wieder zusammen. Gerade schob er ihn wieder zurück an seinen Platz, als Isobel die Augen aufschlug. Betroffen sah er, dass sie bei seinem Anblick erschrak.
    „Wie spät ist es?“, fragte sie leise. „Ich muss eingeschlafen sein.“
    „Es ist sieben Uhr.“
    Sie sah reizend zerzaust aus mit ihrem zerwuscheltem Haar, und Rafael hätte sie am

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