Tango der Liebe
verstehen, dass der Central Park riesig sei und er nähere Ortsangaben brauche, sofern sie sich dort nicht einfach mit ihm vergnügen wolle. Sein dunkelhäutiges, halb von einem ungepflegten Vollbart verborgenes Gesicht, ein anzügliches Grinsen und das abschätzige Funkeln in den Augen trugen ein Übriges dazu bei, dass sie sich eiligst aus dem Staub machte.
Sie fand eine Telefonzelle, die jedoch Vandalismus zum Opfer gefallen war. Und so suchte sie als letzten Ausweg die nächste Polizeiwache auf.
Der Polizist hinter dem Pult hörte sich mit verwunderter Miene die Geschichte von dem gestohlenen Handy, der unbekannten eigenen Adresse und dem zweifelhaften Taxifahrer an. Sie bat darum, ihren Ehemann zu verständigen, wusste aber Antonios Telefonnummer nicht und konnte nur seinen Namen nennen.
Nach dem Telefonat mit Antonio war der Beamte plötzlich wie ausgewechselt und bot ihr höflich einen Sitzplatz und Kaffee an. Dankbar nahm sie die Tasse entgegen, schenkte ihm ein strahlendes Lächeln und lehnte sich auf dem erstaunlich bequemen Stuhl zurück, den er für sie aufgetrieben hatte. Doch innerlich war ihr gar nicht wohl zumute. Sie musste befürchten, dass Antonio wütend sein würde. Vermutlich schickte er Miguel, um sie zu holen, den ihre Eskapade sicherlich ebenso verdross.
Die Eingangstür öffnete sich. Emilys Nacken prickelte. Widerstrebend drehte sie sich um und erblickte eine Männergestalt. Durch das Gegenlicht von der Straße konnte sie das Gesicht nicht klar ausmachen. Umso besser, dachte sie, denn es war Antonio selbst, und sie spürte auch so den Zorn von ihm ausstrahlen.
Er stürmte an ihr vorbei zum Pult. „Danke, Officer. Das ist in der Tat meine Frau. Entschuldigen Sie bitte die Belästigung.“
Emily stand auf. „Hallo, Antonio. Ich wollte nicht …“ Die Worte blieben ihr im Hals stecken, denn er starrte sie so unerbittlich an, dass ihr ein kalter Schauer über den Rücken lief.
Wortlos schloss er eine Hand um ihren Unterarm und führte sie schnurstracks zum Ausgang.
„Vielen Dank, Grant!“, rief sie über die Schulter zurück.
Draußen auf der Straße äffte Antonio höhnisch nach: „Vielen Dank, Grant!“ Er schob sie in einen großen schwarzen Ferrari, der im Halteverbot stand, und glitt hinter das Lenkrad. Mit grimmiger Miene fuhr er los und verlor kein einziges Wort mehr.
Als sie das Apartment betraten, murmelte Emily kleinlaut: „Es tut mir leid, dass ich mich verirrt habe.“
Mit unverhohlenem Verlangen musterte er sie, und ungewollt stieg Erregung in ihr auf. Er sah sehr dynamisch und maskulin aus in einem hellgrauen Anzug, mit offenem weißen Hemdkragen und lässig gelockerter Krawatte, und sie fühlte sich seiner Anziehungskraft hilflos ausgesetzt.
Schließlich brach er das Schweigen in ungehaltenem Ton. „Du kannst von Glück sagen, dass du dich nur verirrt hast. Der Polizist hat mir von dem Taxifahrer erzählt. Anstatt deine Zeit und dein Talent mit leichtsinnigen Eskapaden zu vergeuden und beinahe vergewaltigt zu werden, solltest du endlich erwachsen werden.“ Er schüttelte verständnislos den Kopf. „Wann geht es endlich in deinen verdammten Dickschädel, dass du kein unbedarftes kleines Mädchen mehr bist? Dreißig Fuß tief von einer Jacht zu springen und schutzlos durch New York zu irren! Das ist unverantwortlich. Warum gefährdest du immer wieder dich und diejenigen um dich herum? Wegen deiner Aktion haben heute zwei Männer ihren Job verloren, und für mich ist vermutlich der größte Deal meines Lebens geplatzt, weil ich vorzeitig ein Meeting beenden musste, um dich zu suchen. Du kannst wirklich stolz auf dich sein.“
Hätte Antonio sie wütend angeschrien wie erwartet, hätte sie es verkraftet. Doch sein verächtlicher vorwurfsvoller Ton machte ihr bewusst, wie dumm und leichtfertig sie gehandelt hatte. „Nein, das kann ich nicht. Ich wollte niemandem schaden. Bitte wirf die beiden Männer nicht hinaus!“
„Ich werde sie nicht rauswerfen unter der Bedingung, dass du mir dein Wort gibst, dieses rebellische Verhalten unverzüglich einzustellen und dich ab sofort so zu benehmen, wie es sich für meine Ehefrau gehört.“
„Du meinst, ich soll vor dir katzbuckeln.“
„Spar dir das theatralische Getue.“ Antonio legte ihr die Hände auf die Schultern. „Du weißt genau, was ich meine.“ Er ließ eine Hand hinab zu ihrem Po wandern und drückte ihre Hüften an sich, sodass sie den Beweis seiner Erregung deutlich spürte. „Aber so wahr mir Gott
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