Tango der Liebe
wieder zur Vernunft kommst.“ Beinahe verlor sie die Beherrschung. Doch sie presste die Lippen zusammen und schwieg.
Als der Fahrstuhl hielt, schob Antonio sie hinaus auf den Korridor. Emily versteifte sich unwillkürlich. Er zog die Hand zurück und deutete zum Ende des Korridors. „Da entlang.“ Im Vertrauen darauf, dass sie ihm folgte, ging er voraus und öffnete eine Doppeltür. „Dein neues Zuhause.“
Sobald sie eingetreten waren, stellte er sie seinem spanischen Haushälterpaar Maria und Philip vor und sagte: „Maria wird dir alles zeigen. Ich habe jetzt zu arbeiten.“
„Warte einen Moment“, bat Emily. „Kann ich das Telefon benutzen? Ich will Helen anrufen und ihr sagen, wo ich bin.“
„Hast du dein Handy nicht mitgebracht?“
„Dummerweise dachte ich, dass ich es in den Flitterwochen nicht brauche“, stichelte sie.
Sein Blick verfinsterte sich. „Okay. Es ist nicht nötig, darauf herumzureiten. Ich habe schon verstanden. Die Flitterwochen haben deine Erwartungen nicht erfüllt, aber das Leben ist selten so, wie wir es uns erhoffen“, bemerkte er rätselhaft. „Dieses Apartment ist jetzt dein Zuhause. Es steht dir frei, das Telefon und alles andere zu benutzen. Aber vergiss nicht, dass die Zeitverschiebung fünf Stunden beträgt. In London ist es also schon elf Uhr abends. Ich bezweifle, dass Helen zu dieser Zeit einen Anruf begrüßt.“
„Das habe ich gar nicht bedacht. Ich möchte aber meine Mailbox checken. Kann ich mir einen Computer ausleihen?“
„Nicht nötig. Ich lasse morgen einen für dich liefern. Wir sehen uns dann später beim Dinner.“ Er hat wie immer das letzte Wort, dachte Emily bitter, als er sich abwandte.
Maria zeigte ihr das Apartment. Es bestand aus einem riesigen Salon, einer hervorragend ausgestatteten Küche mit angrenzendem Esszimmer, Wintergarten und Bibliothek, drei Gästezimmern mit Dusche und einem Hauptschlafzimmer mit luxuriösem Wannenbad. Das Dekor war traditionell gehalten, und eine Glaswand bot eine schlichtweg atemberaubende Sicht auf New York.
Nach dem Rundgang servierte Maria Kaffee und sagte in gebrochenem Englisch: „Damit Sie wach bleiben nach dem großen Flug.“
Emily duschte und kleidete sich ganz in Weiß: knappe Dessous aus Spitze, eine fließende, weiche Hose und ein kurzes, mit Silberfäden besticktes Seidentop. Ihre Flitterwochengarderobe war recht beschränkt und viel gewagter als ihre gewöhnlichen Outfits.
Im Alltagsleben bevorzugte sie legere Kleidung, obwohl sie auch einige Designerstücke für besondere Anlässe besaß. Doch ihrem Ehemann zu Gefallen war die Brautausstattung ganz in romantischem verführerischen Stil gehalten.
Wie konnte ich bloß so dumm sein! Damals und heute immer noch – sonst wäre ich jetzt in London statt in New York .
Beim Dinner herrschte zunächst ein angespanntes Schweigen, bis Antonio ihr mitteilte: „Übrigens habe ich mir morgen Vormittag freigehalten, damit ich dir etwas von der Stadt zeigen kann.“
„Das ist nicht nötig. Bestimmt ist Miguel fähig, dafür zu sorgen, dass ich nicht verloren gehe“, konterte sie, noch immer verärgert über die ‚Entführung‘ und die Bewachung durch einen Bodyguard.
„Gib auf, Emily“, sagte er in leicht ungehaltenem Ton. „Morgen Vormittag gehe ich mit dir aus. Da wir noch eine ganze Weile hier sind, hast du später noch genügend Gelegenheit, die Gegend auf eigene Faust zu erkunden.“
„Warum sollte mir denn daran liegen, wo ich doch gar nicht herkommen wollte?“
„Weil du als meine Ehefrau genauso viel Zeit hier verbringen wirst wie ich. Momentan bin ich mit einer bedeutenden Übernahme beschäftigt. Die Verhandlungen stehen kurz vor dem Abschluss. Ich habe großes Vertrauen in meine Belegschaft, aber der kleinste Schnitzer könnte mich ein Vermögen kosten. Deshalb muss ich mich persönlich darum kümmern.“
„Ich verstehe. Das ist natürlich viel wichtiger als meine Forschung, die dir nichts einbringt“, entgegnete sie sarkastisch.
„Sei doch mal ehrlich. Dein Beruf ist zwar interessant, aber nicht der Hauptbestandteil deines Lebens. Du bist nur freiberuflich tätig. Ich weiß, dass du an drei Expeditionen im Mittelmeer teilgenommen hast, aber die meiste Zeit verbringst du in London mit Recherchen in Bibliotheken und Museen.“
Pikiert richtete sie sich kerzengerade auf. „Und woher willst du das wissen?“
„Ich habe dich überprüfen lassen.“
„Natürlich, wie dumm von mir! Ich hätte damit rechnen müssen, dass
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