Tango der Liebe
ich von meinem Bräutigam bespitzelt und beschattet werde.“ Sie starrte auf ihren Teller und spießte wutentbrannt eine Garnele mit der Gabel auf. Es verletzte sie, dass er ihre Karriere, für die sie seit Jahren hart arbeitete, so gering schätzte. Sie griff zu ihrem Weinglas, leerte es in einem Zug und dachte dabei ein bisschen theatralisch: Aber was macht schon ein Übel mehr bei all dem anderen Kummer, den er mir zugefügt hat?
„Emily, es ist gefährlich, die Realität zu ignorieren. Du bist in New York, ob es dir nun gefällt oder nicht – in einer gefährlichen Großstadt, die dir total fremd ist. Deshalb wirst du beschützt“, stellte er unerbittlich klar.
„Ich könnte hier nicht auf Dauer leben“, entgegnete sie. „Es ist mir hier zu …“, sie dachte an die überfüllten Straßen auf dem Weg vom Flughafen, „… zu hektisch.“
„Du musst ja nicht ständig hier sein. Mein Hauptbüro ist zwar hier, aber mein Hauptwohnsitz ist mein Anwesen in Peru.“ Er lächelte zuversichtlich. „Dort wird es dir bestimmt gefallen.“
Ihr gefiel weder der plötzlich so sanfte Tonfall noch das sinnliche Lächeln oder das Funkeln in seinen Augen. „Das bezweifle ich, sofern du auch da bist.“ Abrupt stand sie auf. „Ich habe genug gegessen und gehe jetzt ins Bett – und zwar allein“, verkündete sie, und damit machte sie auf dem Absatz kehrt und durchquerte das Speisezimmer.
Gerade wollte sie zur Tür hinausgehen, als Antonio sie mit einem Arm um die Taille entschieden festhielt und zu sich herumdrehte. „Du bist mir böse, weil ich dich gegen deinen Willen hierher gebracht habe. Das ist mir durchaus klar. Aber sei dir bewusst, dass meine Geduld nicht unerschöpflich ist.“ Er senkte den Mund auf ihren in einem atemberaubenden Kuss. Dann murmelte er verheißungsvoll: „Das war nur ein kleiner Vorgeschmack.“
Sie blickte ihm in die dunklen glutvollen Augen – mit pochendem Herzen und weichen Knien. Herrje, was bist du bloß für ein willenloser Dummkopf!, schalt sie sich und befreite sich jäh aus seinen Armen.
Der nächste Tag wurde zu einem wahren Desaster für Emily.
Wie ein General scheuchte Antonio sie durch Manhattan. Er kaufte ihr ein Handy und speicherte all die Nummern, die er für wichtig hielt. Dann suchte er einen Berg Kleidung für sie aus und setzte sich dabei über all ihre Einwände hinweg, denn seine Ehefrau hatte eine gewisse Position zu wahren, der ihre bescheidene Garderobe nicht gerecht wurde.
Was schließlich nicht meine Schuld ist, dachte sie trotzig.
Als sie um ein Uhr mittags vor seinem Büro vorfuhren, redeten sie kaum noch miteinander. Sie lehnte seinen schroffen Vorschlag ab, ihn in das Gebäude zu begleiten, und ließ sich vom Chauffeur zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt fahren.
Bei der Rückkehr ins Apartment stellte Emily überrascht fest, dass der neue Computer bereits in einem der Gästezimmer aufgebaut war. Ein nagelneuer Schreibtisch, ein schwarzer Lederstuhl und Regale an den Wänden vervollständigten den Arbeitsplatz.
Erfreut drehte sie sich mit dem Stuhl im Kreis herum, bevor sie die eingegangen E-Mails checkte. Eine von ihnen hob ihre Stimmung ganz gewaltig.
Es war eine Bestätigung, dass eine seit Monaten geplante Expedition nun definitiv beschlossene Sache war. Alle erforderlichen Genehmigungen waren von der venezolanischen Regierung erteilt worden. Es ging dabei um die Suche nach einem Piratenschiff, das vor dem Archipel ‚Las Rocas‘ gesunken war. Mit etwas Glück fanden sich Teile des Schiffs und der Ladung, zu der laut verlässlicher antiker Dokumente Gold und Schmuck aus ganz Europa zählten.
Emily sollte am zwanzigsten September in Caracas an Bord des Forschungsschiffs gehen und detaillierte Zeichnungen von jeglichen Spuren auf dem Meeresboden anfertigen. Über den Computer gebeugt, schmunzelte sie vor sich hin, während sie eifrig ihre Zusage schrieb. Der Expeditionsleiter Jake Hardington war ein weltweit anerkannter erfolgreicher Schatzjäger und ein Charmeur, obwohl er äußerst glücklich verheiratet war – mit Delia, einer guten Freundin von Emily.
„Irgendetwas scheint dich sehr glücklich zu machen.“ Überrascht hob sie den Kopf. „Wo kommst du denn her?“
Antonio stellte sich dicht neben sie. Er trug einen eleganten Anzug, doch im Geiste sah sie ihn völlig nackt vor sich.
„Von der Arbeit“, erwiderte er schroff. „Und ich bin offensichtlich nicht der Grund für deine gute Laune.“
„Nein … doch
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