Tango mit dem Tod
stehen. „Wir können uns auch früher treffen. Ich habe nichts anderes vor. Außerdem", sie sah ihn entschuldigend an, „bin ich es nicht gewohnt, untätig zu Hause herumzusitzen."
„Gut, dann treffen wir uns früher."
„Okay."
Sie sahen sich noch immer an.
„Wenn Sie nichts vorhaben, könnten wir zusammen Mittag essen", schlug sie vor. „Vielleicht um Viertel nach zwölf?"
„Prima. Wo?"
„Im Mirabelle. Das ist nur vier oder fünf Blocks von Ihrem Hotel entfernt. Gehen Sie nach links, wenn Sie aus dem Hotel kommen. Es ist ein angenehmes Restaurant mit einer guten Küche."
Er nickte. „Klingt verlockend."
Einen Moment lang musste er innerlich über sich selbst lachen. Er, Doug O'Casey, hatte sich verliebt.
„Gute Nacht", sagte er noch einmal. „Schließen Sie gut ab."
Sie ging hinein, und er lauschte auf das Geräusch des Schlüssels und des Sicherheitsriegels. Dann ging er zu seinem Wagen, setzte sich hinein und starrte einen Augenblick zum Haus hinüber, um völlig sicher zu gehen, dass er nicht doch etwas übersehen hatte. Dann fuhr er langsam los.
Es war recht einfach gewesen, ihre Adresse herauszubekommen, dachte Lance Morton. Er saß in seinem Wagen und sah zu Kellys Haus hinüber. Er fühlte so etwas wie freudige Erregung. Kelly. Kelly Trent. Ihr Haus war wundervoll, gerade so, wie er es sich vorgestellt hatte. Denn es war ihr Haus ...
Er blieb hinter dem Steuer sitzen und sah hinüber zur Eingangstür. Ein heller Lichtschein drang heraus, aber das Haus war von Büschen und Bäumen umgeben, die es in Schatten hüllten. Er wollte aussteigen. Nein ... jetzt noch nicht. Er konnte warten.
Er saß noch lange in seinem Wagen. Sah unentwegt zu ihrem Haus hinüber. Und empfand immer wieder die gleiche Erregung. Kelly. Kelly Trent.
Unsicher blickte er die Straße entlang. Absolute Stille, nichts war zu sehen. Er fuhr das Seitenfenster hoch und schob eine CD in den Player. Er lauschte mit geschlossenen Augen und ließ sich von seinen Gedanken forttragen. In seinen Phantasien gingen seine geheimsten Wünsche in Erfüllung, und er überließ sich ganz seinen Gefühlen. Dann kam die Musik von der CD zum Crescendo. Und er ebenfalls.
Er schluckte, sah sich um und erinnerte sich, dass er sich trotz der Stille um ihn herum auf einer öffentlichen Straße befand. Er war ein Idiot. Wenn nun ein Cop vorbeigekommen und auf ihn aufmerksam geworden wäre? Trotzdem blieb er noch eine Weile stehen. Kelly ... sie würden noch viel Zeit haben, sehr viel Zeit. Er musste nur warten. Der richtige Moment würde kommen ...
11. KAPITEL
Kelly war erfreut, als sie sah, dass Doug bereits in dem Restaurant wartete, als sie ankam. Er trug ein Polohemd und eine legere Jacke und hatte einen großen Rucksack neben sich stehen. Er erhob sich, als er sie entdeckte, und schob ihr den Stuhl zurecht.
„Danke", sagte sie und zeigte auf sein Glas.
„Eistee?"
„Ja, das Getränk des Südens", bestätigte er.
„Klingt gut."
Sie fragte sich, warum sie plötzlich so verlegen war. Das hier war doch schließlich kein Date, um Himmels willen. Und doch wurde ihr plötzlich klar, dass sie in der Speisekarte nach etwas möglichst Einfachem suchte, damit sie während des Essens reden konnte und sich nicht ihre Lippen verschmierte. Also keine Pasta. Also alles wie bei einer ersten Verabredung.
Er schien keine derartigen Probleme zu haben und nahm Lin-guine mit Krabben. Sie entschied sich für eine Gemüseplatte.
„Haben Sie gut geschlafen?" erkundigte sie sich.
Er nickte. „Ganz in Weiß. Ich habe geträumt, ich schwebte in weißen Wolken."
„Wirklich?"
„Nein. Ich habe tief und traumlos geschlafen."
Sie lächelte und wischte mit dem Finger an ihrem beschlagenen Glas entlang.
„Wie war Ihre Nacht?" fragte Doug.
„Ehrlich gesagt, ich bin aufs Bett gefallen wie ein Stein. Und Sie, haben Sie heute Morgen schon etwas unternommen?"
„Ich bin ein bisschen spazieren gegangen. Zum Plattenladen. Habe mir angeschaut, was sie alles von Kill Me Quick da haben."
„Und?"
„Sie haben bisher nur ein Album veröffentlicht. Ich habe es gekauft. Sie sind wirklich gut, alles andere als eine Provinzband. Lance Morton hat immerhin das Juilliard-Konservatorium besucht."
„Woher wissen Sie das?"
„Es steht in seiner Biographie, dass er Schüler dieser berühmten privaten Musikhochschule war."
„Woher haben Sie denn seine Biographie?"
„Ich habe im Internet geguckt."
„Oh", sagte sie. „Na, dann scheint er ja in Ordnung zu
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