Tango mit dem Tod
ihn?"
„Nichts. Ich wusste bis gestern nicht mal, dass er existiert. Serena hat mir von ihm erzählt, als ich gestern Abend nach Hause kam. Ich werde mich mal nach ihm erkundigen."
„Ich mache das schon", versprach Olsen.
„Gut."
„Wir sollten möglichst über jeden, mit dem sie bei diesem Videoprojekt zu tun hat, Erkundigungen einziehen. Weißt du was über diese Leute?"
„Nur so viel, dass keiner von ihnen etwas mit der Fernsehserie zu tun hat", antwortete Liam.
„Das ist gut."
„Du warst doch selbst am Drehort, als der Unfall passiert ist", sagte Liam. „Mir ist nicht klar, wie jemand sich an dem Sandhaufen zu schaffen gemacht haben könnte, ohne dass irgendwer etwas gesehen hat."
„Jemand, der sich in der Menge versteckt hat."
„Wie bitte?"
„Den ganzen Tag über sind dort jede Menge Leute herumgelaufen - Produktionsassistenten, Kameralaute, Beleuchter und was es sonst noch so bei solchen Dreharbeiten gibt. Wenn jemand sich unter diese Leute gemischt hat, wer hätte das bemerken sollen?"
„Also glaubst du nicht an einen Unfall?" stellte Liam fest.
„Ich weiß es nicht. Aber irgendwie bin ich doch froh, dass Kelly nicht mehr dabei ist. Sie sollte trotzdem gut auf sich aufpassen."
Liam sah beunruhigt aus. „Was, wenn da draußen ein Psychopath herumläuft? Jemand, der die Welt von psychologischen Beraterinnen und Sexualtherapeutinnen befreien will. Wäre ein solcher Psychopath in der Lage, einen derartigen ,Unfall' zu arrangieren?"
„Es gibt kein einheitliches Profil für solche Täter. Jeder ist ein Individuum mit speziellen Prägungen", erwiderte Olsen. „Sonst würden wir die Kerle ja viel schneller schnappen."
„Was ist mit Dr. Sumters Ex-Mann?" erkundigte sich Liam. „Ich würde gern mal mit dem Mann sprechen."
„Ich sehe zu, was ich tun kann", versprach Olsen.
Tango. Eng, heiß ... knisternde Erotik.
Kelly hatte Talent, viel mehr Talent, als sie selbst geahnt hatte. Sie hatte die Schritte sofort und ganz intuitiv begriffen. Gestern hatten sie und Doug die Schrittfolgen getrennt geübt, nur einige Passagen hatten sie auch gemeinsam versucht.
Heute war das anders. Heute ging es um die Haltung. Und das Timing der Partner. Das hieß Körperkontakt, engen Körperkontakt. Die Frau stand auf der linken Seite des Mannes. Ihre Hüften berührten sich. Die Beine bewegten sich im Gleichtakt.
Doug war noch nie so abgelenkt gewesen wie heute. Nicht einmal damals, als er selbst Unterricht von einer Tänzerin bekam, mit der er ein Verhältnis hatte. Und später als Lehrer schon gar nicht. Aber heute war das anders. Der Duft von Kellys Haar, der Druck ihrer festen, vollen Brüste auf seiner Brust, die Berührung ihrer Hüften, Schenkel und Beine - kein gesunder Mann hätte sich der Erregung entziehen können, die dadurch ausgelöst wurde. Er wünschte nur, dass er sich äußerlich unter Kontrolle hielt. Sie war so voll konzentriert, dass ihr seine Anspannung bisher nicht aufgefallen war.
Sie stolperte leicht. Entsetzt sah sie Doug an. „Tut mir wirklich Leid. Bei Ihnen und Jane wirkte das so einfach. Ihre Körper waren genau im Gleichklang, fast wie eine einzige Person."
„Sie müssen mich nur führen lassen. Reagieren Sie einfach nur auf meine Bewegungen." Doug versuchte, seiner Stimme einen ruhigen Klang zu geben.
„Ich werde Sie ebenfalls aus dem Takt bringen."
„Nicht, wenn Sie sich meiner Führung überlassen und sich im gleichen Moment so bewegen wie ich."
Ihm wurde bewusst, dass sie sich immer noch fest im Arm hielten. Sie hingegen schien gar nicht darauf zu achten.
„Auch meinen Kopf drehe ich immer etwas zu spät."
„Das kriegen wir schon hin. Zuerst einmal kümmern wir uns jetzt um die Fußstellung. Also, Gewicht auf die Ferse."
„Auf die Ferse", murmelte sie und sah nach unten.
„Nicht auf die Füße schauen!"
„Verstanden."
„Kopf hoch, Rücken leicht durchgebogen. Strecken Sie nicht ihren Po raus, ziehen Sie ihn ein."
„Ich strecke meinen Po nicht raus."
„Anfänger haben die Neigung, sich mit der Brust nach vorne zu lehnen. Aber es ist er Unterleib den Sie vorschieben müssen."
Die kleine, senkrechte Falte auf ihrer Stirn zeigte ihm, dass sie sich konzentrierte. Ihr Unterleib drückte gegen seinen. Er fühlte Schweiß auf seiner Stirn und betete, dass sie es nicht bemerken würde. Er ließ sie los und trat einen Schritt zurück.
„Habe ich etwas falsch gemacht?" fragte sie.
„Nein. Jetzt versuchen wir mal die für den Tango typischen,
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