Tango mit dem Tod
Kinder auf dem Foto am Eisschrank?"
„Meine Nichten und Neffen. Mein Bruder hat zwei Mädchen, und meine Schwester hat zwei Jungen. Sie sind süß, nicht wahr?"
„Ja, sehr süß. Haben Sie auch selbst Kinder?"
Ein Schatten von Verärgerung angesichts seiner Frage zog über ihr Gesicht. „Natürlich nicht. Wenn ich Kinder hätte, wären sie bei mir." Sie hob den Kopf, um ihn anzusehen. „Und was ist mit Ihnen? Haben Sie Kinder?"
Er lächelte und schüttelte den Kopf.
„Eine Ex-Frau?" fragte sie.
Abermals schüttelte er den Kopf.
Sie ließ sich wieder auf die Couch zurücksinken und seufzte leise. „Ich bin Ihnen wirklich dankbar, dass Sie Pizza bestellt haben."
„Sie vertragen wirklich nicht viel Alkohol."
Sie hob den Arm und wedelte abwehrend mit der Hand. „Ich ... also, das war keine gute Woche für mich."
Doug schlug die Beine übereinander und betrachtete die roten Haare auf dem Kissen der Couch. „Erzählen Sie mir von Matt Avery", sagte er.
Sie verzog das Gesicht. „Da gibt es nicht viel zu erzählen. Er ist ein mieser Typ mit einem Egoproblem."
„Und Sie sind tatsächlich überzeugt, dass er das alles inszeniert hat, um Sie abzuservieren?"
„Ja, das denke ich."
„Aber Sie hatten doch wirklich einen Unfall, nicht wahr?"
Sie seufzte. „Ein paar Kratzer, sonst nichts."
„Aber es hätte viel schlimmer ausgehen können."
„Hören Sie, ich bin doch nicht schwer von Begriff. Ja, ich hätte dabei umkommen können. Aber ich lebe noch. Es waren Dutzende von Leuten am Drehort, den ganzen Tag über. Niemand hätte Gelegenheit gehabt, den Sandhaufen unbemerkt zu manipulieren."
Plötzlich begann Sam zu bellen. Doug war überrascht, dass Kelly erschreckt in die Höhe fuhr.
„Das wird der Pizzabote sein", meinte er beruhigend.
„Oh ja, natürlich."
Doug ging zur Tür, Sam folgte ihm. „Ist schon gut, mein Junge. Nur der Pizzabote", sagt er. Aber er schaute trotzdem erst durch den Spion, bevor er die Tür öffnete. Er bezahlte den Boten, einen jungen Burschen mit langen schwarzen Haaren, nahm die Pappschachtel, machte die Tür zu und schloss ab, bevor er zurück ins Arbeitszimmer ging.
Kelly war aufgestanden und hatte Teller, Besteck und Servietten geholt. Und eine große Flasche Cola. Sie war dabei, den Tisch zu decken, als Doug die Pappschachtel hereinbrachte. Die Pizza war schon in Stücke geschnitten, und beide nahmen sich ein Stück.
„Jetzt sind Sie dran", meinte Kelly.
„Wie bitte?"
„Erste Frage: Wie sind Sie zum Tanzen gekommen? Haben Sie diesen Beruf schon immer ausgeübt?"
Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe erst ziemlich spät damit angefangen. Erst vor einigen Jahren. Es fing damit an, dass ich wegen der Hochzeitsfeier eines Freunden ein paar Tanzstunden nahm."
„Das ist wohl ein Scherz?"
„Nein."
„Sie tanzen erst seit einigen Jahren professionell?"
„Richtig."
Sie stöhnte auf. „Und ich seit einem einzigen Tag."
„Sie haben aber schon einen Grundkurs an der Schauspielschule absolviert", erinnerte er sie.
„Ich bin ein wenig neugierig", wechselte sie das Thema.
„Worauf?"
„Vergessen Sie's. Es geht mich nichts an."
„Fragen Sie."
„Also gut. Warum sind Sie nicht auch privat mit Ihrer Partnerin zusammen? Jane ist sehr hübsch. Und enorm talentiert."
Doug nahm einen Bissen von seiner Pizza. „Ich war einmal mit einer Tänzerin zusammen. Das heißt, es war wohl eher eine Affäre."
„Wieso?"
„Sie war mit mehreren Männern zusammen, gleichzeitig." „Oh."
„Und dann wurde sie umgebracht."
„Umgebracht?"
„Ermordet." Er beschäftige sich mit seiner Pizza. Das alles war lange her.
Kelly sah ihn voller Mitgefühl an. „Das tut mir Leid. Wie ist das passiert? Ein Überfall?"
Er schüttelte den Kopf. „Es war kein brutaler Mord. Nein, es war subtiler. Sie wurde mit einer Mischung aus Drogen und Alkohol umgebracht. Die Täter sind ebenfalls tot ... Nun, das ist eine Weile her. Jedenfalls habe ich damals den Entschluss gefasst, Arbeit und Privatleben strikt zu trennen."
Sie sagte nichts. Seit die Pizza gekommen war, saßen sie nebeneinander auf der Couch. Sie berührten sich nicht, aber Doug meinte, ihren Körper förmlich fühlen zu können. Er verspürte den Wunsch, näher zu ihr zu rücken. Doch statt dessen stand er auf und holte sich eine neue Papierserviette.
Kelly war so völlig anders heute Abend, längst nicht mehr so abweisend, wie er sie kennen gelernt hatte. Ihr Haar war zersaust und ihr Lächeln so offen und warm,
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