Tango mit dem Tod
aufgefrischt. Mel sagte, er sei so mit meinen Angelegenheiten beschäftigt gewesen, dass bei seinen anderen Klienten einiges liegen geblieben sei. Aber ich bezweifle, dass Lance den kleinen Zwischenfall mit Ihnen überhaupt erwähnt hat."
Er zuckte mit den Achseln.
„Okay, Sie hatten natürlich völlig Recht, Doug. Aber ist Ihnen das Video tatsächlich so völlig egal?"
„Ich würde niemals vor Lance Morton einknicken."
Sie grinste. „Er könnte eines Tages richtig berühmt werden."
Er sah sie an, aber sie konnte den Ausdruck auf seinem Gesicht nicht deuten. „Sie sind berühmt", sagte Doug.
„Nein, das bin ich nicht. Stars aus Unterhaltungsserien sind nicht wirklich berühmt. Er aber könnte es werden."
„Berühmt oder nicht, er ist und bleibt ein Idiot."
Kelly lachte. „Zurück zu meiner Frage. Wollen Sie nun weitermachen oder nicht? Sie haben schließlich zugesagt, und ich denke, nicht nur wegen des Geldes."
„Stimmt. Es macht mir Spaß. Und", fügte er hinzu, „ich fand es sehr nett, dass Sie meine Partei ergriffen haben, auch wenn ich mich im Recht fühlte, den Burschen anzugreifen."
„Es scheint, als würde ich weit mehr lernen als nur den Tango", murmelte sie. Dann beugte sie sich zu Sam hinunter. „Tut mir Leid, Sam, es ist Zeit, wieder nach Hause zu gehen."
Doug passte genau auf, als sie die Tür abschloss. Dann stiegen sie in seinen Wagen.
„Wohin?" fragte er.
„Zum Sunset in die Nähe des Studios. Mögen Sie Sushi?"
„Wieso habe ich geahnt, dass Sie es mögen?"
„Entweder mag man es, oder man kann es nicht ausstehen. Also?"
„Ich esse eigentlich alles."
Sie stieß einen Seufzer aus. „Aber mögen Sie Sushi?" „Ja."
„Dann haben wir ja etwas gemeinsam."
Während der Fahrt stellte er Fragen über Mel, die Serie, ihr Leben. Seine Fragen klangen harmlos und freundlich, also antwortete sie ihm freimütig.
Er parkte den Wagen in der Garage des Studios, und sie gingen zu Fuß zum Sunset Strip. Das Wetter war herrlich, also wollte Kelly gern draußen sitzen. Doug verstand tatsächlich etwas von Sushi, und so waren sie bald in eine lebhafte Diskussion darüber vertieft, welche Zusammenstellung die beste sei.
„Und was ist mit Ihnen?" fragte Kelly.
„Was soll mit mir sein?"
„Keine Ex-Frauen? Kinder? Familie?"
„Mein Vater ist gestorben. Meine Mutter lebt im Norden von Miami. Ich habe einen Bruder, der ebenfalls in South Beach wohnt."
„Kein Nichten oder Neffen?"
„Ich glaube, bald wird es soweit sein. Quinn ist verheiratet. Mit meiner Chefin."
„Mit Ihrer Chefin?" staunte Kelly. „Profitänzer haben also auch Chefs?"
„Shannon gehört das Studio, in dem ich Unterricht gebe. Sie überlässt den Unterricht eigentlich weitgehend mir. Ich bin hier, weil Ihre Managerin, Ally Bassett, sich an Shannon gewandt hat.
Laut Mel sind Sie die netteste und unkomplizierteste Frau der Welt. Keine egozentrischen Starallüren."
„Ich habe es nie für nötig gehalten, besonderen Eindruck zu machen. Ich achte nicht mal besonders auf mein Make-up oder meine Haare."
„Nun, das haben Sie auch nicht nötig", meinte er.
Das Sushi-Röllchen, in das sie gerade beißen wollte, blieb ihr fast im Hals stecken. Das aus Doug O'Caseys Mund war wirklich ein Kompliment.
„Danke", sagte sie leise.
„Sie sind wirklich ganz anders, als ich Sie mir vorgestellt hatte", fuhr er fort. „Laufen wir rüber zum Studio?"
„Gern. Heute übernehme ich die Rechnung."
„Nein, ich."
„Mr. O'Casey, leben Sie denn immer noch im Mittelalter?"
„Natürlich nicht. Aber ich reiche die Rechnungen als Spesen ein, also macht es mehr Sinn, wenn ich sie übernehme. Und so bewahre ich außerdem mein Gesicht, als Mann."
„Da draußen laufen Hunderte von Männern herum, die nichts dagegen haben, die Rechnung mit einer Frau zu teilen. Oder sich von einer Frau einladen zu lassen."
„Ich bin ganz sicher, dass es solche Männer gibt", bestätigte Doug und zückte seine Kreditkarte.
Dann schlenderten sie den Sunset Strip hinunter. Kelly zeigte ihm in den Schaufenstern die neue Herbstmode. Sie wollte etwas zu Doug sagen, merkte aber auf einmal, dass er nicht mehr neben ihr stand. Er stand vor einem Restaurant und spähte hinein.
„Doug, haben Sie was dagegen, wenn ich mal kurz in den Laden dort drüben gehe?" fragte Kelly.
Er drehte sich nicht um. Vielleicht hatte er sie nicht gehört. Sie ging zu ihm zurück. Er zog sie an sich heran und bedeutete ihr, einen Blick in das Restaurant zu werfen.
Matt
Weitere Kostenlose Bücher