Tango mit dem Tod
glücklich machen."
„Willst du etwa aufstecken?" fragte sie zurück.
„Du weißt, dass ich das nicht will."
„Ich fange gerade an, den Tango zu begreifen", meinte Kelly. „Warum sollte ich ein Interesse daran haben, dass du gehst?"
„Ich wollte dich nur daran erinnern, dass du mich an die Luft setzen kannst, wann immer dir danach ist."
„Ich bin weder der Produzent, noch der Regisseur, noch der Geldgeber", wandte sie honigsüß ein.
Er sah sie amüsiert an. „Ein Wort von dir, und Marc Logan würde reagieren, als hätte Gott persönlich zu ihm gesprochen."
„Vielleicht."
„Oh, welche Macht du über Leute hast."
„Können wir jetzt weiterarbeiten?"
„Sicher. Um ehrlich zu sein, du bist besonders gut, wenn du wütend bist."
„Ich bin nicht wütend."
Er antwortete nicht, sondern ging auf die Tanzfläche. In vollendeter Körperhaltung wartete er, dass sie ihre Position einnahm. Er zählte bis zum Einsatz. „Gewicht auf die Hacken verlagern."
Sie biss die Zähne zusammen. Wie konnte er mit erhobenem Kopf geradeaus schauen und gleichzeitig ihre Füße sehen? Der Spiegel, natürlich.
„Nase nach vorn, Zehen nach vorn."
„Sind sie doch!"
„Der Kopf bleibt unbeweglich, bis wir uns umdrehen."
„Verstanden."
„Wir sollten schon heute Abend nach Florida fliegen."
„Was?" Sie stolperte über ihre eigenen Füße.
„Wie sollten weggehen von hier. Heute noch. Ich kann mich um alles kümmern."
„Ich kann heute noch nicht weg."
„Und warum nicht?"
„Ich habe doch am Montag eine Gesangsprobe im Plattenstudio."
Er runzelte die Stirn. Das schien er vergessen zu haben.
„Ich komme mit."
„Das halte ich für keine gute Idee."
„Warum nicht?"
„Nun, wenn du dich vielleicht noch erinnerst, du hattest eine kleine Auseinandersetzung mit Lance Morton."
„Und wenn du dich noch erinnerst, dann habe ich ihn anschließend nach Hause gefahren."
„Er ist bestimmt immer noch sauer auf dich."
„Ich bin auch noch sauer auf ihn. Wenn man den Eindruck hat, dass jemand angegriffen wird, handelt man und wartet nicht ab, bis der andere ein Messer oder einen Revolver zieht."
„Du hast ja Recht. Du warst Polizist, und nun bist du Privatdetektiv. Daraus könnte man übrigens eine Serie machen. Halb Drama, halb Komödie. Der tanzende Detektiv. Das würde bestimmt ein Hit."
„Würdest du bitte aufhören, dich über mich lustig zu machen?" maulte er.
„Schon gut, kommt nicht wieder vor", entschuldigte sich Kelly zerknirscht, aber leicht amüsiert. „Tango. Meine Nase und meine Zehen zeigen in dieselbe Richtung."
Er ließ sie los, schaltete die Musik wieder ein und trat zu ihr. Sie stellten sich in Positur.
„Wie lange wird das dauern?" fragte er.
„Was?"
„Die Musikproben."
„Vielleicht eine Stunde. Oder zwei. Kommt darauf an, was der Aufnahmeleiter meint."
„Hat Lance Morton da nicht das letzte Wort?"
„Theoretisch, ja. Aber jemand anders zahlt die Rechnungen, das heißt..."
„Schon verstanden."
„Es kann langweilig werden", warnte Kelly ihn.
„Ich bin ungeheuer geduldig."
Sie machte eine falsche Drehung, verstand seine Führung nicht richtig, und fiel gegen ihn. Dabei trat sie ihm auf die Zehen. Er stöhnte leicht auf.
„Entschuldigung", murmelte sie.
„Du hast nicht auf meine Führung geachtet."
„Hab ich wohl."
„Na gut. Ich will nicht zu kritisch sein. Du wirst es schon noch lernen."
„Ich versuche es, glaub mir, ich gebe mir alle Mühe."
Er ließ sie los. „Ich denke, das ist genug für heute."
„Sorry, ich schätze, ich war fürchterlich."
Er stand mit dem Rücken zu ihr, weil er die Stereoanlage ausschaltete. Dann drehte er sich um und sah sie nachdenklich an. „Du machst das nach wie vor ganz ausgezeichnet. Deine Drehungen werden immer präziser, immer schneller. Du bist eine Musterschülerin. Zum Glück, denn viel Zeit haben wir nicht mehr."
„Danke, Doug", murmelte sie.
Sie verließen das Studio. Er verschloss die Tür und rief hinter ihr her: „Warte auf mich." Sie blieb stehen.
„Es ist noch hell", sagte sie spitz. „Und wir sind hier in aller Öffentlichkeit. An einer belebten Straße."
Er blieb vor ihr stehen und sah ihr mit ernstem Blick tief in die Augen. „Du bist beinahe von einem Abhang gestürzt, obwohl Dutzende von Leuten zugegen waren. Du bist mitten auf einer belebten Straße fast überfahren worden. Und im Gefängnis sitzt ein Mann, der bestimmt kein Killer ist, was bedeutet, dass der wahre Täter noch frei herumläuft. Ich
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