Tango mit dem Tod
werden kann", wandte Doug ein. „Und dann hast du Angst vor einem Sturm?"
Wenigstens redet er wieder mit mir, dachte Kelly.
„Ich habe nicht gesagt, dass ich Angst vor dem Sturm hätte. Ich bin nur nicht sicher, ob ich gern hier leben würde. Nur eine einzige Straße, das klingt nicht gut."
„Hast du denn nicht selbst erlebt, wie unsicher der Grund in L.A. sein kann?" Er spielte auf ihren Unfall bei den Dreharbeiten an.
„Ich glaube, jeder von uns muss mit einem bestimmten Risiko leben", entgegnete Kelly mit einem Lächeln.
Quinn klärte sie darüber auf, dass die Keys mit einem dichten Netz von Markierungen versehen waren, die es erlaubten, sich auf der gesamten Halbinsel leicht zurechtzufinden. Zwanzig Minuten später kamen sie wieder in eine städtische Gegend, und Shannon verkündete, sie seien jetzt in Key Largo.
Sie trafen Dane Whitelaw und seine Frau Kelsey in einem kleinen Cafe. Kelly stellte fest, dass hier offensichtlich jeder jeden kannte. Dane war groß und schlank, eine beeindruckende Erscheinung mit markanten Wangenknochen. Nach Kellys Ansicht musste er Indianerblut in seinem Stammbaum haben. Dass er ebenfalls Privatdetektiv war, kam ihr mittlerweile ganz normal vor. Seine Frau Kelsey hingegen war Malerin. Shannon und sie kannten sich offenbar schon seit langem, aber beide ließen bei Kelly nicht das Gefühl aufkommen, sie stünde abseits. Sie bestellten Kaffee und Doughnuts. Das Gespräch drehte sich um das Wetter, die Jahreszeit, das Wasser, Fischen, Tauchen und die Touristen.
„Teufel auch, das sind wirklich leckere Doughnuts", meinte Shannon. „Ich glaube, davon nehme ich noch einen."
„Ich dachte, du bist mal wieder auf Diät?" neckte Kelsey sie.
„Ja, war ich auch. Aber für eine Profitänzerin ist das nicht gut", antwortete Shannon.
„Sie hat ständig Hunger", erklärte Quinn und rückte lächelnd näher zu seiner Frau, bis ihr Haar seine Wange kitzelte.
„Du siehst so aus, als ob ein zweiter Doughnut dir nicht schaden könnte", bestätigte Dane.
„Wir haben aber auch was zu essen auf dem Boot", erinnerte Kelsey.
„Sollen wir uns einen Doughnut teilen?" schlug Kelly vor.
Schließlich bestellten sie doch jeder noch einen, und als auch die verputzt waren, packten sie ihr Gepäck in Danes Range Rover und fuhren los in Richtung Norden. Sie durchquerten Key Largo und kamen dann in eine öde Landschaft mit schmalen Straßen, die kaum über dem Wasserspiegel lagen.
„Bei Flut ist hier alles überschwemmt", erklärte Shannon. „Aber es ist eine einzigartige Gegend."
Schließlich hielten sie vor dem Haus von Dane und Kelsey. Sam sprang ungeduldig aus dem Wagen und genoss es sichtlich, endlich wieder frei herumlaufen zu können. Als sie ins Haus gingen, weil Kelsey noch schnell ein paar Sachen holen wollte, bemerkte Kelly Babysachen, die überall herumlagen, sowie eine kunstvoll gezimmerte Wiege.
„Wir haben einen kleinen Sohn", erklärte Kelsey. „ Justin. Er ist jetzt bei meiner Mutter. Sie hat selbst vor drei Jahren noch ein Baby bekommen."
„Ihre Mutter muss noch ziemlich jung sein", wunderte sich Kelly.
„Jung genug jedenfalls", lachte Kelsey. „Es ist großartig, die beiden Kinder zusammen aufwachsen zu sehen."
Danes Boot war eine recht große Jacht. Nicht mehr ganz neu, meinte Kelsey, aber gut gepflegt. Dane liebte das Segeln, und mit Quinn und Doug war seine „Crew" für einen Turn beisammen. Obwohl Kelly sich anfangs Sorgen wegen Sam machte, stellte sich schnell heraus, dass es ihm offensichtlich gefiel, auf dem Deck zu sitzen und den drei Männern aufmerksam bei den Vorbereitungen zuzuschauen.
Als sie schließlich ablegten und auf den Atlantik hinaus glitten, wurde Kelly klar, dass auch sie diesen Tag sehr genoss, trotz der Tatsache, dass Doug sich ihr gegenüber immer noch recht frostig verhielt. Dafür waren sein Bruder und die beiden Frauen erfrischend freundlich und herzlich. Es war schön, als Frau an Bord eines Segelbootes zu sein, auf dem sie nichts anderes tun musste, als in der Sonne zu liegen und sich wohl zu fühlen. Das sanfte Auf und Ab auf den Wellen wirkte einschläfernd, sodass Kelly bald in einen Zustand von Halbschlaf und Tagträumerei versank.
Plötzlich fuhr sie hoch, weil kaltes Wasser auf ihren von der Sonne gewärmten Bauch tropfte.
„Oh, Entschuldigung, habe ich dich geweckt?" Es war Doug, der nur mit Badeshorts bekleidet vor ihr stand und ihr ein eisgekühltes Getränk anbot. Die Tropfen stammten von dem beschlagenen
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