Tango mit dem Tod
Badetuch. Es war wirklich ein herrlicher Tag, so richtig zum Genießen. Und sie wollte ihn genießen, egal, was Doug sagen oder welche Laune er haben mochte. Dankend griff sie nach dem Sandwich, das Shannon ihr reichte. Doug lief am Strand entlang und warf für Sam Stöcke ins Wasser, die er mit Begeisterung immer wieder herausholte.
Dane setze sich neben Kelly. „Wenn Sie nach Süden schauen, können Sie dort ganz hinten die Spitze der Insel sehen, auf der Sie arbeiten werden."
„So nah ist das?"
„Ziemlich nah, obgleich man sich auf See mit der Einschätzung der Entfernung arg täuschen kann. Wenn ich euch nachher rüberbringe, werden wir nicht segeln, sondern ich werfe den Motor an. Dann sind wir in ein, zwei Stunden drüben."
Sie sah Dane an. „Sie haben bestimmt von dem Unfall in West Palm Beach gehört, bei dem die Frau starb?"
Dane nickte.
„Glauben Sie ebenfalls, dass ich in Gefahr bin?"
„Es könnte immerhin sein."
„Was würden Sie mir raten?"
„Halten Sie sich auf jeden Fall in der nächsten Zeit von der Valentine— Serie fern und speziell von der Rolle, die Sie da zuletzt gespielt haben."
„Das mache ich doch schon, gezwungenermaßen."
Er zuckte die Achseln und blickte aufs Wasser hinaus. „Niemand kann Ihnen sagen, was Sie tun müssen. Wir können Ihnen nur einen Rat geben."
„Doug ist der Ansicht, ich sollte öffentlich verkünden, dass ich aus der Serie aussteige."
„Das könnte nicht schaden."
„Aber wenn da wirklich ein Psychopath herumläuft, dann hat er sein Urteil über mich doch sicher längst gefällt."
„Da ist was dran."
„Also ...?"
„Sie müssen selbst entscheiden, was Sie für Ihre Sicherheit tun wollen oder nicht."
Schweigend überlegte sie. Dann verzog sie plötzlich das Gesicht, stand auf und ging zu Doug hinüber, der am Ufer stand. „He, du hast mich auf dem falschen Fuß erwischt", sagte Kelly. Doug drehte sich um. „Du hast ja Recht, und natürlich ist mir mein Leben mehr wert als jede Rolle. Aber ich mag meine Arbeit nun mal. Vielleicht sollte ich tatsächlich etwas anderes machen. Ich weiß es nicht, ich weiß wirklich nicht, was ich tun soll."
„Dann solltest du intensiv darüber nachdenken", meinte Doug und schleuderte den Stock für Sam, der bereits aufgeregt wartete, weit hinaus ins Wasser.
„Ich tue doch alles, was du sagst. Zum Beispiel verbringe ich jeden Tag vierundzwanzig Stunden mit einem Ex-Cop", erwiderte sie.
Er schwieg.
„Nun solltest du mir eigentlich versichern, dass du auf der Polizeiakademie alles gelernt hast, um mich beschützen zu können", fuhr sie fort. „Ich bin wirklich froh, dass ich dich habe, Doug. Wenn ich in deiner Nähe bin, kann mir nichts geschehen."
Er drehte sich um zu ihr und sah sie an. „Kelly, du weißt, ich kann nicht anders, es liegt mir im Blut. Ich würde mich selbst umbringen lassen, um dich zu schützen. Aber so einfach ist das nicht. Die Sache ist viel komplizierter, als du denkst."
„Wie sollte es zeitlich überhaupt möglich sein, dass der Wagen, der mich vor ein paar Tagen in L.A. beinahe überfahren hat, jetzt an der Ostküste in Palm Beach ist?" wandte sie ein.
Er drehte sich wieder um zum Wasser. Am liebsten hätte sie ihre Arme um ihn legen und ihre Wange an seinen sonnenwarmen, nackten Rücken schmiegen mögen. Doch sie zwang sich, dieser Versuchung zu widerstehen.
„Meinst du nicht, du solltest tun, was ich dir vorgeschlagen habe? Eine Presseerklärung abgeben?"
„Vielleicht hast du Recht. Aber gib mir bitte noch etwas Zeit zum Nachdenken. Bitte. Können wir den Tag heute nicht einfach als ... als einen unbeschwerten Tag mit Freunden verbringen?" bat sie hoffnungsvoll.
Sie konnte sehen, wie seine Anspannung plötzlich wich und auf seinem Gesicht ein Lächeln auftauchte. Sie nahm ihn in ihre Arme, spürte seine warme Haut und atmete den Salzgeruch seines Körpers ein.
Er küsste sie auf die Stirn. „Ich bitte dich nur darum, dir nicht zu viel Zeit zum Nachdenken zu nehmen", sagte er.
„Gib mir diesen Tag, einen Tag auf dem Wasser und in der Sonne. Einen perfekten Tag zum Genießen - und um alles andere zu vergessen."
Als sich die Jacht langsam der Insel näherte, stand Kelly mit Doug am Bug und betrachte die untergehende Sonne. Die Farben, die den Horizont erglühen ließen, waren überwältigend. Am Himmel trieben vereinzelte kleine Wolken in feurigem Orange, es wehte eine leichte, angenehme Brise. Für ein paar Minuten dachte Kelly an nichts anderes, sie war
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