Tango Mosel
in dem weiter stand: ,Die clevere Vertreterin der Kölner Holding, Susanne Hörmann, hat es geschafft, die Vertreter der Stadt zu umgarnen.’
»Die genaue Summe habe ich jetzt leider nicht zur Hand.«
Walde las in Ulis Artikel weiter: ,Mit der City-Passage wird ein Monstrum geschaffen, das sämtliche Maßstäbe in der Innenstadt sprengt. Die Stadt wird anschließend mit ihren neuen Einkaufsklötzen allein gelassen. Die Trading Invest stößt die Projekte rechtzeitig ab, bevor Verluste drohen.’
»Herr Bock, hallo?«
»Stimmt es, dass die City-Passage nach Fertigstellung an eine anonyme internationale Fondsgesellschaft weiterverkauft werden soll?«
»Zum einen sind wir noch längst nicht so weit, zum anderen weiß ich nicht, was Sie mit dieser Frage bezwecken.«
»Sie kennen Frau Weiskind und Herrn Kotte?«
»Ja, das sind Leute aus dem Trierer Tangoclub. Aber was soll …«
»… besuchen Sie noch weitere Tangoclubs?«
»Ich weiß zwar nicht, was diese Frage soll«, sie seufzte, »aber gut, ich war früher gelegentlich in Kiel in einem Tangoclub.«
»Und in Köln?«
»Nein.« Im Hintergrund war das hochtourige Brummen eines Motors zu hören.
»Können Sie mir bitte sagen, wo Sie sich in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch aufgehalten haben?«
»Das ist schon ein paar Tage her, da müsste ich in meinen Organizer schauen, den habe ich hier auf dem Golfplatz leider nicht zur Hand. Ich war, wie immer, viel unterwegs.«
»Überlegen Sie mal. Das war Anfang dieser Woche.«
»Montag war ich in Kiel, Dienstag bin ich zurück nach Köln gefahren, dann müsste ich auch zu Hause übernachtet haben.«
»Gibt es dafür Zeugen?«
»Nein, ich lebe momentan allein.«
»Dann bedanke ich mich und wünsche noch ein schönes Wochenende, ach ja«, Walde konnte es sich nicht verkneifen, »es könnte sein, dass ich Sie in der nächsten Woche zu einer Gegenüberstellung bitten muss. Jemand hat auf seinem Rundgang in der Nacht zum Mittwoch Leute auf der Baustelle beobachtet, die eine leblos wirkende Person getragen haben sollen. Fahren Sie eigentlich Fahrrad?« Ob sie die letzte Frage verstanden hatte, wusste er nicht, das Gespräch war unterbrochen.
Walde beobachtete durch sein Bürofenster, wie Gabi unten im Hof aus einem Streifenwagen stieg, der bald wieder losfuhr. Gleich darauf ging er hinaus auf den Flur und sah, wie sie sich vom Fahrstuhl leicht humpelnd in Richtung ihres Büros bewegte.
»Bist du von einer Streife abgeholt worden?«, wunderte sich Walde.
»Nee«, Gabi hielt ihm die Tür zum Büro auf, wo Grabbe gerade in schnellem Tempo auf die Tastatur einhackte. »Der Meister aus unserer Kfz-Werkstatt hat mich gebracht.«
»Wie kommt der denn dazu?«, fragte Walde.
»Mein Z3 hatte eine Panne, und da ich sowieso dahin abgeschleppt wurde, war er so freundlich, mich hierher zu bringen.«
Grabbes Hände blieben unbewegt auf der Tastatur liegen. »Hast du wirklich den Abschleppwagen von unserer Werkstatt gerufen, damit sie deinen Privatwagen abschleppen?«
»Klar hab ich das!«
»Unsere Behördenwerkstatt?« Grabbe betonte jede Silbe.
»Mh.« Sie nickte.
»Und wenn Stiermann davon Wind kriegt?«
»Das ist mir doch schnuppe, das ist mir so was von egal, weißt du das? Das kann von mir aus auch der Innenminister wissen. Ihr habt ja keine Ahnung, was passiert ist.«
»Was ist denn passiert?« Walde lehnte sich an die Fensterbank.
»Da hat jemand an meinem Wagen manipuliert, die Bremsen haben versagt, ich hätte draufgehen können!«
»Nun erzähle mal von Anfang an, was passiert ist«, forderte Walde seine Kollegin auf.
Während Gabi versuchte, Rocky über sein Handy zu erreichen, kehrte Walde in sein Büro zurück, um Doris anzurufen. Zu Hause ging niemand ran. Endlich meldete sie sich am Mobiltelefon.
»Ja, hallo?« Ihre Stimme klang ein wenig kurzatmig. Im Hintergrund waren Motorengeräusche und Hupen zu hören.
»Du telefonierst, während du Rad fährst?«, fragte Walde.
»Es ist Papa«, hörte er Doris sagen.
»Mit wem redest du? Mit Annika?«
»Ja, ich ruf dich gleich zurück.«
Walde legte den Hörer auf und schob das Blatt mit Ulis Artikel zurück auf den Papierstapel. Das Telefon klingelte.
»Sag mal, das war aber keine gute Idee«, kam Walde Doris zuvor.
»Herr Bock, hallo, Herr Bock?« Das war unverkennbar die Stimme des Präsidenten.
»Tach, Herr Stiermann, entschuldigen Sie, ich habe jemand anderes erwartet.« Auf dem Display seines Apparates stand eine Mobilnummer. Was wollte
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