Tansania Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer
den Omanis, wurde Pemba zur Drehscheibe im Sklavenhandel. Die historische Bedeutung kann heute kaum mehr nachvollzogen werden, da die Überreste der vielen Ruinen immer weiter schrumpfen, verwenden doch die Inselbewohner die alten Steine, um daraus ihre Eigenheime zu bauen. Dabei gab es Zeiten, wo hier sogar eigene Münzen geprägt wurden.
Hexenzauber und Geister
Wenn schrille Gesänge oder Trommeln in der Ferne erklingen, werden gerade irgendwo böse Geister ausgetrieben. Von weit her, sogar aus Kenia oder den Komoren, kommen „verwunschene” Menschen, um von den als besonders erfahrenen und kraftvoll bekannten
waganga,
den Hexendoktoren, Heilung zu erfahren. Besonders für hartnäckige und zerstörerische Hexenzauber, die
uchawi,
nehmen viele den beschwerlichen (und teuren) Weg nach Pemba auf sich. Ausführliche Informationen zum Glauben an Geister gibt es im Kapitel „Land und Leute”, S. 139 .
Die zutiefst moslemische Gesellschaft verhält sich Touristen gegenüber zurückhaltend. Pioniergeist ist ein Muss für alle, die die Insel auf eigene Faust erkunden möchten. Reisende verbinden mit Pemba (so sie es überhaupt kennen) eher herrliche Strände, z. B. auf Misali Island. Grandiose Naturlandschaften prägen die Insel aber nicht nur zu Lande, sondern vor allem zu Wasser: Pemba ist bekannt für seine Tauchgründe in den vorgelagerten Korallenriffen; die Sicht ist generell besser als auf Sansibar. Viele Tauchspots weisen starke Strömungen auf und sind nur für gute Taucher geeignet. Die Meeresenge zwischen Pemba und dem Festland, der Pemba Channel, bietet optimale Möglichkeiten zum Fischen.
Auf Pemba können Reisende getrost einige Gänge zurückschalten, der Charme der Insel liegt in ihrer Ursprünglichkeit. Der Puls des Lebens wird von den Gezeiten des Meeres bestimmt, Instant-Touren von der Stange wird man vergeblich suchen. Das Hauptaugenmerk der Reisenden richtet sich auf das Erleben tropischer Natur. Strände und Sandbänke, Mangrovenwälder, Schnorchel- und Tauchspots, Urwälder und Pemba Flying Foxes (Pemba-Flughunde) sind die Hauptattraktionen – die man mit kaum einem anderen Reisenden teilen muss. Die Pemba-Flughunde stehen allerdings seit 1988 auf der Roten Liste der UN für bedrohte Tierarten, da ihr natürlicher Lebensraum durch das Abholzen der Wälder akut bedroht ist.
Der Großteil der Unterkünfte ist landestypisch, außer den vereinzelten luxuriösen Strandhotels liegen die meisten Gästehäuser nicht am Meer. Alle Unterkünfte helfen gerne beim Organisieren von Ausflügen, Rad- oder Bootstouren.
Der Nahverkehr verläuft über den Hauptverkehrsknotenpunkt Chake Chake; alle öffentlichen Transportmittel, zumeist Daladalas mit abenteuerlichen Holzaufbauten, fahren vom und zum Hauptort. Die Orientierung fällt leicht, da auf den Bussen oder Trucks jeweils vorne das Fahrtziel ausgewiesen ist. Von Mkoani führt eine neuere Teerstraße bis zum Flughafen in Chake Chake. Wie überall in Tansania scheint man auch auf Pemba alle verlorene Zeit des Tages beim Busfahren aufholen zu wollen. Neben den öffentlichen Transportmitteln existieren einige wenige Privatfahrzeuge, z. B. Taxis oder die Geländewägen der Tourismusunternehmen. Die gehobeneren Hotels holen ihre Gäste ohnehin an der Fähre oder am Flughafen ab. Alternativ zu den klapprigen Bussen bieten sich für das hügelige Gelände und die tiefen Sandpisten auch Fahrräder als Fortbewegungsmittel an – aber nur für sportliche Typen, die gerne bergauf und -ab fahren. Wegen des tiefen Sandes kann das Radfahren eine schweißtreibende Angelegenheit sein, aber man gelangt dorthin, wo kein Fahrzeug mehr hinkommt. Für echte Individualisten mehr als empfehlenswert! Als Alternative bleiben noch immer die Daladalas.
Steckbrief: Tauchen auf Pemba
Tauchtiefe: 20–35 m, einige Korallenwände gehen deutlich tiefer
Sicht: 20–40 m
Beste Zeit zum Tauchen: Okt–März
Spezialitäten: Steilwände, teilweise überhängend, Tieftauchgänge, Strömungstauchen, Wracks, Nachttauchgänge, Korallenformationen bei Misali Island, hauptsächlich kleinere Rifffische, selten Großfische
Beste Tauchspots: Misali Island, Fundu Gap, Manta Point, Njao Gap, Emerald Reef. Nur für erfahrene Taucher geeignet!
Mkoani und der Süden
Das am Südzipfel gelegene Mkoani ist der kleinste der drei Hauptorte und gleichzeitig jener, an dem Bootsreisende die Insel betreten. Die Fähren von Sansibar legen nämlich hier an. Durch die Errichtung des Piers, der in den frühen
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