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Tansania Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer

Tansania Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer

Titel: Tansania Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Eiletz-Kaube
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und seine politischen Vertreter konzentrieren ihre Bemühungen auf andere Themen. Deshalb verwundert es wenig, dass Ökologie und Umweltschutz den tansanischen Durchschnittsbürger kaum beschäftigen. Die Gratwanderung zwischen dem Wunsch nach Deviseneinnahmen aus dem Tourismus und der Grundversorgung der Bevölkerung bei gleichzeitigem Umweltschutz stellt für Tansania eine immense Herausforderung dar.
Nationalparks und Reservate
    Nationalparks und Reservate (s. S. 74 ) sind fragile Zonen, in denen versucht wird, die Natur so intakt wie möglich zu halten. Dass menschliche Siedlungen und intakte Natur sich gegenseitig ausschließen, hat in den Jahrzehnten des begrenzten Tourismus niemanden gestört. Doch mit den wachsenden Besucherzahlen kommt insbesondere der Regierung von Tansania die Rolle zu, langfristige und nachhaltige Managementpläne sowie Strategien zum Schutz der Naturräume zu verabschieden – die dann auch tatsächlich eingehalten werden.
    Man kann nur hoffen, dass Tansania die Fehler seines Nachbarlandes Kenia nicht wiederholt, wo der einst boomende Tourismus in den 1990er-Jahren fast vollkommen zum Erliegen kam. Neben anderen Gründen trug daran der fehlende Elan in Sachen Naturschutz eine große Mitschuld. Reisende selbst konnten beobachten, dass die vielen Safarifahrzeuge den Tieren Stress und Unbehagen verursachten, und von authentischem Safari-Feeling konnte angesichts von 100-Betten-Hotels kaum mehr gesprochen werden. Die Tierpopulationen nahmen ab, Vegetationszonen wurden zerstört und die Wasserstände der Flüsse gingen zurück. Das auf Profitmaximierung ausgerichtete System brach komplett zusammen.
    Zu den durch den Tourismus bedingten ökologischen Problemen kommen die systemimmanenten: Der Bevölkerungsdruck und mangelnde Ressourcen zwingen die Bevölkerung zur Wilderei, um sich selbst mit Fleisch zu versorgen; mancher bestreitet mit der Wilderei sogar seinen Lebensunterhalt. Viele Tansanier siedeln sich entlang der Touristenrouten an, um ihren Teil am Kuchen einzufordern. Dies wiederum führt zu Problemen bei der Wasserversorgung sowie der Müll- und Abwasserentsorgung in den Einzugsgebieten der Naturräume. Zudem wird in die Migrationskorridore der Tiere eingegriffen, die auch außerhalb der designierten Parks und Reservate leben. Alles in allem also eine verzwickte Situation, die Regulierungen, weise Vorausschau und das richtige Gespür für Mensch und Tier erfordert.
    In fast allen Parks, Reservaten oder auch Schutzgebieten gibt es Umweltschutzprojekte ausländischer karitativer Organisationen, die darauf abzielen, das fragile Ökosystem zu schützen – und die nebenbei die Regierung aus ihrer Verantwortung entlassen. Außerhalb der Serengeti existieren kaum regierungsfinanzierte Projekte, was angesichts der hohen Deviseneinnahmen verwundert. Bei den genannten Privatinitiativen handelt es sich z. B. um Projekte, die die Löwenpopulation wieder erhöhen oder der Bevölkerung Alternativen zur Wilderei aufzeigen sollen. Ohne diese Initiativen gingen wertvolle Arten unwiderruflich verloren.
Umweltschutz im Alltag
    Im Transformationsprozess von einem Entwicklungs- zu einem Schwellenland stehen ökologische Belange nicht gerade im Vordergrund. Doch so paradox es auch scheint: Gerade der Umweltschutz könnte die Lebensqualität der Menschen entscheidend verbessern.
    Jedem Reisenden, der in Dar es Salaam oder Arusha ankommt, sticht unmittelbar der Müll ins Auge: Blaue Plastiksäcke, unbrauchbar gewordene Plastik-Flipflops, zerrissene Textilien oder Konservendosen werden überall achtlos entsorgt. In Arusha gibt es Schätzungen, dass täglich 410 t Müll entstehen, aber nur 160 t davon werden sachgemäß abgeholt und nur 3 % (!) der Abwässer werden entsorgt. Dar es Salaam oder Mwanza, die am dichtesten besiedelten Städte Tansanias, kämpfen mit der gleichen Problematik. Weder Recycling- oder Verbrennungsanlagen noch Entwässerungssysteme bestehen.
    Während westliche Reisende in erster Linie in ihrem ästhetischen Empfinden beeinträchtigt sind, stellt dieser Müll für die einheimische Bevölkerung ein erhebliches Gesundheitsrisiko dar. Seuchen und Krankheiten, die Verschmutzung des Grundwassers und des Bodens, die Übertragung der Schadstoffe auf die Nutzpflanzen: All das schwächt das ohnehin schon bescheidene Immunsystem der Menschen.
    In den Städten tritt noch die Luftverschmutzung hinzu, als Folge von Fahrzeugabgasen (schlecht gewarteter Fahrzeuge in Kombination mit minderwertigem

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