Tansania Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer
Benzin) und Industrieemissionen. Zudem wird noch größtenteils unter großer Rauchentwicklung auf dem offenen Feuer gekocht. Untersuchungen der Muhimbili University of Health Allied Sciences zufolge zählt Dar es Salaam zu den schmutzigsten Städten Afrikas, wo die Bewohner unter ständigem Husten und Asthma und permanent tränenden, roten Augen leiden. Neben Aids und Malaria zählen Atemwegserkrankungen zu den häufigsten Krankheiten im Land.
Nicht nur Müll und Luftverschmutzung bedrohen die Menschen, sondern vor allem kontaminiertes Wasser. Laut einer Studie der Regierung (2010) entsprechen 80 % der Plumpsklos in den wild wachsenden Vierteln (also nicht im Zentrum, aber an der Peripherie) nicht den Vorschriften. Neben schmutzigem Wasser stellt die Verfügbarkeit von Wasser überhaupt das Land vor große Herausforderungen, denn es gibt Anzeichen, dass die Pegelstände der Flüsse rapide sinken. Ausbleibende Regenfälle, teilweise mikroklimatisch bedingt, z. B. aufgrund großflächiger Abholzungen, teilweise aufgrund der globalen Klimaveränderungen, verschärfen die Situation. Dürrejahre sorgen zumindest regional für Missernten und Hungersnöte. Darüber hinaus wird mit dem vorhandenen Wasser nicht sorgfältig umgegangen. Lecke Leitungen und tropfende Wassertonnen vernichten kostbares Nass; Wasserauffangreservoirs für Regenfälle existieren nicht – hier gibt es enormen Handlungsbedarf.
Bereits seit mehreren Dekaden machen Abholzung und Überweidung dem Lebensraum Tansania zu schaffen. Holz bildet einerseits eine wichtige Lebensgrundlage der Bewohner, da größtenteils mit Holzkohle gekocht wird. Andererseits dient es auch wirtschaftlichen Interessen, als Bauholz, Möbelholz und für den Export. Die Folgen sind deutlich spürbar: Ausgerottete Spezies, drastische Veränderungen in den Mikroklimata, Bodenerosion und -degeneration. Monokulturen und Überweidung verhindern, dass der Boden sich regenerieren kann. Der malträtierte Boden rächt sich: Sinkende Ernteerträge, Ernteausfälle und Übersäuerung tragen nicht zur Lebensmittelstabilität des Landes bei. Wer von Mikumi Village in Richtung Iringa durch die sanfte Hügellandschaft fährt, kann erahnen, welche Dimensionen die Abholzung angenommen hat. Stattliche Bäume sind mickrigen Baumstümpfen gewichen – so weit das Auge reicht.
Alternative Energieformen
Es ist paradox, dass in einem Land mit fast permanentem Sonnenschein die Solarenergie nicht weiter verbreitet ist. Zum einen fehlen dafür das Bewusstsein und die Akzeptanz in der Bevölkerung. Neues lässt sich schwer verkaufen, und einfache Bauern können nicht verstehen, warum z. B. ein Solarkocher plötzlich effizienter, kostensparender und sauberer sein soll als das althergebrachte Kochen auf offenen Feuerstellen. Zum anderen fehlt der politische Wille, denn schließlich möchte sich die Regierung die Steuereinnahmen aus dem Verkauf von Diesel nicht entgehen lassen, z. B. wenn Siedlungen oder Unterkünfte von Generatoren auf Solarkollektoren umsteigen würden. Dabei bietet Solarenergie die Möglichkeit, ganz Afrika flächendeckend mit verlässlichem Strom zu versorgen und die wirtschaftliche Entwicklung zu forcieren. Doch nach wie vor stützt sich fast die gesamte Stromproduktionabseits des öffentlichen Netzes (dessen Kapazität längst ausgereizt ist) auf Dieselgeneratoren, auch in den einfachen Unterkünften und Top-Luxus-Herbergen. Das Gleiche gilt für Windkraft, besonders entlang der Küste.
Es gibt Entwicklungsprojekte, die alternative Energieformen fördern, beispielsweise um die Abhängigkeit von der Holzkohle zu verringern. Doch wie beim Naturschutz werden alle diese Projekte von privaten ausländischen Organisationen getragen, während die Regierung sich im Hintergrund hält.
Bevölkerung und Sprachen
Einwohner: 42,5 Mio. (geschätzt 2011)
Bevölkerungswachstum: 2 % pro Jahr
Lebenserwartung: 54 Jahre (Frauen), 51 Jahre (Männer)
Säuglingssterblichkeit: 67 pro tausend Geburten
Alphabetisierungsrate: 77,5 % (Männer), 62,2 % (Frauen)
Anteil der Stadtbevölkerung: 26 % mit einer Wachstumsrate von 4,7 %
HIV-Rate: 5,6 %
Tansania ist ein buntes Mosaik aus Ethnien, Sprachen und Traditionen, und verglichen mit anderen Nationen Afrikas grenzt es fast an ein Wunder, dass diese Vielfalt keine innere Instabilität erzeugt. Immerhin bilden in allen anderen Ländern Afrikas ethnische Konflikte eine Hauptursache für innerstaatliche Zerrüttung. Auch im Nachbarland Kenia überschattet das
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