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Tante Dimity und das verborgene Grab

Tante Dimity und das verborgene Grab

Titel: Tante Dimity und das verborgene Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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fragte:
    »Kannst du auf dem Kopf stehen?«
    Mit offenem Mund drehte ich mich langsam herum und erblickte ein Paar rosa Turnschuhe, ein verbundenes Knie und zwei verschrammte Beine, die in der Luft wackelten. Sie gehörten einem kleinen Mädchen, das knallrot im Gesicht war, während es gerade seine gymnastischen Fä
    higkeiten vorführte.
    »Ich heiße Rainey Dawson«, erklärte sie, wobei sie wieder auf die Füße sprang. »Ich bin bei Gran, weil Mum sich erst an Jack gewöhnen muss. Jack ist mein neuer kleiner Bruder, und er macht schrecklich viel Krach, deshalb hat Mum mich zu Gran geschickt, bis er ein bisschen grö
    ßer geworden ist, und Gran hat gesagt, ich kann Bill heute Nachmittag besuchen, während sie ein bisschen schläft, und ich finde es hier toll.«
    Rainey Dawsons kastanienbraunes Haar hing ihr in wirren, ungleichmäßigen Ponyfransen ins Gesicht, der Rest war zu zwei dünnen Zöpfen geflochten. Ihre lange Nase und das schmale Gesicht waren mit Erde verkrustet, genau wie ihr ehemals rosa TShirt und die karierten Shorts.
    »Nächsten Sonntag werde ich neun«, verkündete sie, während sie von einem Fuß auf den anderen hüpfte. »Wohnst du in Finch? Kommst du zu meiner Party? Bill wird neben mir und Gran sitzen und mir helfen, den Kuchen anzuschneiden.« Sie lehnte sich gegen Bills Schreibtisch, und ihre Augenlider flatterten vor Verehrung. »Ich liebe Bill. Er lässt mich die Knöpfe an seiner Faxmaschine drücken.«
    Mein liebenswerter Mann saß mit geschlossenen Augen da, den Kopf in die Hände gestützt.
    Ich sah mir die kleine Quasselstrippe an und strahlte: Eine schönere Rache hätte ich mir auch nicht ausdenken können. Ein Nachmittag mit Rainey Dawson war bestimmt so gut wie zwanzig Minuten mit Peggy Kitchen.
    »Ich werde gern zu deiner Party kommen, Rainey«, sagte ich. »Vielen Dank für die Einladung.«

    »Gran hat gesagt, ich kann einladen, wen ich will. Sie hat den Tearoom nebenan und …« Rainey unterbrach sich und heftete ihre Augen auf meine Brust. »Du hast auch ein Baby«, sagte sie.
    Verlegen verschränkte ich die Arme. »Wie kommst du darauf?«
    Rainey zeigte auf meine verschränkten Arme.
    »Du hast Flecken auf deiner Bluse, genau wie Mum.«
    »Flecken auf meiner …« Ich sah an mir herunter und entdeckte zwei verräterische feuchte Flecken auf meiner bisher makellosen Bluse. »O
    Mensch!«, rief ich. »Ich komme zu spät! Die Jungen werden am Verhungern sein! Und alles durch deine Schuld!« Ich schüttelte meine Faust in Bills Richtung und lief zur Tür, während ich über die Schulter zurückrief: »Erzähl ruhig weiter, Rainey!«

6
    SO SCHNELL ES der Mini vermochte, fuhr ich nach Hause und schlitterte so temperamentvoll in die Einfahrt, dass ich um ein Haar das Pferd angefahren hätte.
    »Tut mir Leid, Rosie!«, rief ich, als das arme Tier vor dem Auto scheute. »Aber ich hab’s furchtbar eilig!«
    Die Fuchsstute auf dem Rasen vor dem Haus bedeutete, dass Emma Harris gekommen war. Rosinante gehörte Nell, Emmas dreizehnjähriger Stieftochter, aber da Nell den Sommer bei ihrem Großvater in Paris verbrachte, kümmerte Emma sich um die Pflege des Pferdes und sorgte dafür, dass es regelmäßig bewegt wurde. »Es ist das Mindeste, was ich tun kann«, hatte Emma erklärt, »wenn man bedenkt, wie großzügig Rosie meinen Garten versorgt.«
    Ich stieg aus dem Mini, streichelte Rosie entschuldigend die Nase und eilte ins Haus, mich innerlich gegen das herzerbarmende Geheul meiner vernachlässigten Kinder wappnend.
    Alles war still.
    Ich rannte ins Wohnzimmer, sah, dass der Laufstall leer war, und raste nach oben, um im Kinderzimmer nachzusehen.
    Kein Lebenszeichen.
    »Francesca?«, rief ich, indem ich wieder nach unten rannte. »Emma?«
    Keine Antwort.
    Ich ging in die Küche, wo mich ein köstlicher Duft willkommen hieß. Er entstieg einem Topf, der leise auf dem Herd vor sich hin köchelte.
    Vorsichtig trat ich näher, hob den Deckel und sog das verführerische Aroma aus Knoblauch, Zwiebeln, Kräutern und Tomaten ein, als ich plötzlich das gurgelnde Babylachen von Rob hörte.
    Es kam aus dem hinteren Teil des Gartens. Ich ließ den Deckel auf den Topf fallen, flog durch den Wintergarten und zur Hintertür und blieb abermals verblüfft stehen.
    Francesca und Emma saßen in den Korbsesseln unter dem Apfelbaum. Emma hatte ihr ergrauendes blondes Haar zu einem Zopf geflochten, der ihr bis über die Taille reichte, neben ihr auf der Bank die schwarze, mit Samt bezogene Reitkappe.

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