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Tante Dimity und das verborgene Grab

Tante Dimity und das verborgene Grab

Titel: Tante Dimity und das verborgene Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Sie trug schwarze Reitstiefel und eine beige Reithose; auf die eng taillierte Jacke hatte sie verzichtet und trug stattdessen ein kurzärmeliges TShirt, was in dieser Hitze vernünftiger war. In ihrem Arm lag Will und trank zufrieden aus einem Fläschchen.
    Beim Anblick Emmas als Kindermädchen blieb mir der Mund offen stehen. Emma hatte ungefähr so viel Mutterinstinkt wie eine Bratpfanne. In ihre Rolle als Stiefmutter war sie hineingeschlittert, indem sie einen Witwer heiratete, der bereits einen Sohn und eine Tochter hatte.
    Niemand konnte abstreiten, dass sie ihre Sache gut machte – ihre Stiefkinder liebten sie –, aber sie wäre die Erste, die zugeben würde, dass ihr Erfolg mit Peter und Nell weit mehr deren Geduld als ihrem eigenen Geschick zu verdanken war.
    Und dennoch saß sie dort, meinen Sohn im Arm, und sah aus, als ob sie wüsste, was zu tun sei. Und was noch merkwürdiger war, Will schien der gleichen Meinung zu sein.
    Er trank eifrig, während sein Bruder zu Francescas Füßen auf einer Decke lag und mit Armen und Beinen die Zirkustiere zu erreichen versuchte, die an Schnüren von den Ästen über ihm baumelten. Jedes Mal, wenn er ein Tier erwischte, fingen die Elefanten, Affen und Zebras an zu schaukeln und Rob stieß ein entzücktes Quietschen aus.
    Ich betrachtete diese Idylle und kam mir plötzlich so furchtbar überflüssig und unwichtig vor, dass, hätte Rob mich nicht gesehen und prompt ein jämmerliches Geheul angestimmt, ich ihm wahrscheinlich zuvorgekommen wäre.
    »Mein armes kleines Schätzchen«, flüsterte ich, indem ich Rob von der Decke aufhob und ihn liebkoste, dass ihm fast die Luft wegblieb.
    »Es tut mir so Leid, dass ich zu spät komme.« Im selben Moment ließ Will die Flasche los und stimmte in das Gebrüll ein, so dass sich Emmas Augen vor Angst weiteten. Eilig bedeutete Francesca mir, mich in ihren Sessel zu setzen, und reichte mir Will.
    »Du liebe Zeit«, sagte Emma und wischte sich die Stirn ab, »was war das denn plötzlich? Eben sind sie noch ganz vergnügt, und im nächsten Moment …« Sie gab Francesca die halb leere Flasche.
    »Die beiden wollen Lori nur klar machen, dass sie sie vermisst haben, weiter nichts. Sie werden sehen, gleich sind sie wieder friedlich.«
    Francesca steckte das Fläschchen in die Tasche der Schürze, die sie über das Hemdblusenkleid gebunden hatte und die ebenfalls makellos sauber war.
    Einen Augenblick später hatten die Jungen mir ihren Standpunkt zur Genüge klar gemacht und wetteiferten jetzt darum, wer von ihnen sich als Erster aus meinen Armen winden konnte. Francesca legte Rob auf die Decke zurück, wo er sein Spiel mit den baumelnden Zirkustieren augenblicklich wieder aufnahm, während ich Will stillte.
    »Entschuldigen Sie, dass ich zu spät komme«, sagte ich zu Francesca.
    »Macht nichts«, sagte sie. »Ich habe ja die Flaschen entdeckt, die Sie im Kühlschrank gelassen hatten …«
    »Haben Sie auch die richtigen genommen?«, fragte ich besorgt.
    »Falls die mit der Aufschrift Meine Milch die richtigen sind?«
    Ich errötete. »Na ja … also – Bill hat die Flaschen vor ein paar Wochen mal verwechselt und
    …«
    »Hör auf!« Emma hielt sich die Ohren zu und schüttelte sich. »Erinnere mich daran, Derek für zwei Kinder zu danken, die schon abgestillt und stubenrein waren.«
    Francesca lachte. »Rob hat sein Abendessen gehabt«, sagte sie, »und ich gehe jetzt hinein und mache unseres fertig. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, aber ich habe dazu die Tomaten und die anderen Sachen genommen, die Mrs Harris aus ihrem Garten brachte. Wenn ich erst mal weiß, wie die Küchenschränke aufgehen, wird es einfacher für mich sein.«
    »Ganz in meinem Sinn«, versicherte ich ihr, und als Francesca ins Haus zurückging, nahm ich mir im Stillen vor, die Sicherheitsschlösser gleich am kommenden Morgen abzuschrauben. Wenn meine neue Kinderfrau schon aus einer Tüte Gemüse eine solche Sauce zaubern konnte – was würde sie da erst machen, wenn ihr ein paar gut gefüllte Küchenschränke zur Verfügung standen!
    »Vielen Dank für das Gemüse«, sagte ich zu Emma.
    »Für die Qualität kann ich nicht garantieren.
    Diese Trockenheit ist eine Katastrophe für den Garten. Ich mag gar nicht daran denken, wie es den Bauern geht.« Sie beugte sich vor und zupfte Robs Decke zurecht. »Wann hast du denn beschlossen, dir eine Haushaltshilfe zu nehmen?«
    »Gar nicht«, sagte ich. »Ich bin das Opfer einer Verschwörung.« Ich gab Emma eine

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