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Tante Dimity und das verborgene Grab

Tante Dimity und das verborgene Grab

Titel: Tante Dimity und das verborgene Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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möglichen Verdachte schürt.«
    Ich verstand immer noch nicht. »Möchten Sie dann, dass ich Dr. Culver über das Schriftstück aufkläre?«

    Lilian schüttelte den Kopf. »Das haben wir schon versucht.«
    »Er hat uns nicht geglaubt«, sagte der Pfarrer.
    »Er hatte einen Zusammenstoß mit Mrs Kitchen und dachte, wir hätten die Geschichte erfunden, um sie zu beruhigen. ›Ich verstehe, Padre‹, war seine Antwort, um mich dann blinzelnd anzusehen.« Der Pfarrer rang die Hände. »Padre und blinzeln – so weit ist es gekommen!«
    »Aber was soll ich dann eigentlich tun?« Erwartungsvoll sah ich vom Pfarrer zu seiner Frau.
    Lilian schenkte mir Tee nach. »Erinnern Sie sich, wie Sie mir von der hochinteressanten Arbeit erzählten, die Sie für Dr. Finderman erledigten?«
    Ich nickte. Dr. Stanford J. Finderman war der Kurator der Sammlung seltener Bücher an meiner Alma Mater in Boston. In den zwei Jahren von der Heirat bis zur Geburt der Kinder hatte ich in England für ihn nach alten Büchern gesucht.
    »Wir dachten, dass Sie mit Ihren Verbindungen – und mit Ihrer Erfahrung – vielleicht ein weiteres Exemplar von Mr Gladwells Dokument ausfindig machen können«, sagte Lilian. »Wenn Dr. Culver es mit eigenen Augen sähe, bin ich sicher, dass er …« Lilian verstummte, als sie mein Gesicht sah.

    Ich machte den Mund auf und wieder zu, ehe es mir gelang, mit einigermaßen normaler Stimme zu sagen: »Sie hoffen, dass ich eins von nur neun privat gedruckten Exemplaren eines völlig unbekannten viktorianischen Dokuments über Archäologie aufspüren kann?«
    »Richtig«, sagte Lilian.
    Ich brachte ein mühsames Lachen heraus.
    »Das ist ein ziemlicher Auftrag.«
    »Alles ist möglich«, sagte der Pfarrer.
    »Oh, ich gebe Ihnen Recht, Herr Pfarrer.
    Amöben können sich zu Affen entwickeln, wenn man ihnen ein paar Millionen Jahre Zeit gibt.
    Aber wir haben keine sechs Wochen.« Ich fuhr mir mit der Hand durchs Haar. »Ich werde sehen, was ich tun kann, aber …«
    »Wunderbar«, sagte Lilian. »Ich habe alles aufgeschrieben, woran wir uns erinnern konnten, das wird Ihnen bei der Suche helfen.« Sie ging zum Schreibtisch, nahm ein rotes Notizbuch aus der Schublade und reichte es mir.
    »Wenn uns noch etwas einfällt, rufen wir Sie sofort an.«
    »Okay«, sagte ich und nahm das Notizbuch.
    »Aber erwarten Sie bitte keine sofortigen Ergebnisse. So eine Suche kann …« – ich blickte in das verzweifelte Gesicht des Pfarrers und beendete den Satz nicht sehr wahrheitsgetreu – »etwas länger als sechs Wochen dauern.«
    »Das darf es nicht«, drängte der Pfarrer. »Bis dahin haben wir einen Bürgerkrieg. Und die Schuld wird man mir geben.«
    Lilian verdrehte die Augen und nahm mich beim Arm. »Ich glaube, wir haben Sie Ihren Söhnen lange genug vorenthalten«, sagte sie. »Wollen wir hinten hinausgehen?«
    Unser Abgang durch die Hintertür war so unerwartet wie unbequem. Lilian und ich mussten die kurze, mit Unkraut bewachsene Treppe gebückt hinuntergehen, um nicht Gefahr zu laufen, in den wild wuchernden Rhododendronbüschen ein Auge zu verlieren. Der Rasen am Fuße der Treppe war nicht minder gefährlich. Ein niedriges, aber dicht rankendes Brombeergebüsch zerrte an meinen Söckchen und verdeckte tückische Unebenheiten und Kaninchenlöcher.
    Als wir jedoch diese Wildnis hinter uns gelassen hatten, öffnete sich der Garten auf eine wunderschöne Aussicht. Wolkenschatten jagten über weite Wiesen, auf denen hüfthohes Gras sanft im Wind wogte.
    »Wie herrlich«, sagte ich leise.
    »Wie feucht«, korrigierte Lilian mich. »Selbst in einer Trockenperiode wie dieser steigt hier jeden Abend Nebel auf, und im Frühling werden die Wiesen vom Fluss überschwemmt.« Sie schüttelte den Kopf über so viel Unverstand der Natur, dann sah sie mich an. »Um noch mal auf Mr Gladwells Schriftstück zurückzukommen …
    es würde mir nicht im Traum einfallen, gegen Teddys Wunsch die Polizei zu rufen, aber ich würde dennoch sehr gern wissen, wer dieser ungeladene Gast war. Würden Sie …?«
    Ich seufzte. »Eine Frage: War die Terrassentür offen, als Sie über diese Druckschrift sprachen?«
    Lilian nickte schuldbewusst. »Es war so warm, und es war kurz vor dem Gottesdienst.
    Jeder, der auf dem Weg zur Kirche war, hätte uns zuhören können.«
    Mein Lachen klang vermutlich leicht hysterisch. »Also kommt in Prinzip jeder in dieser Gemeinde in Frage, der es hätte stehlen können, da Sie diese Tür niemals

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