Tante Dimity und das verborgene Grab
Und Grans Tearoom heißt nicht mehr Grans Tearoom, er heißt jetzt RömerTearoom, mit so
’nem Helmding daneben. Gran sagt, in Bath haben sie an den Römern gut verdient, und warum sollten wir das nicht auch?«
Ich schüttelte mich innerlich angesichts dieser neuen Anzeichen von Wahnsinn in Finch, die mir das kleine Orakel neben mir soeben verkündete.
Wir hatten das Pfarrhaus erreicht, und während Rainey mit ihrer Weidenrute Disteln köpfte, betrachtete ich sorgenvoll das wild wuchernde Gestrüpp.
Die alte Fehde, die Mr Barlow erwähnt hatte, schien wieder aufzuflackern. Sally Pyne rebellierte anscheinend ganz offen gegen Peggy Kitchen und setzte Dr. Culver als Waffe ein. Zuerst nahm sie seine Assistenten in Pension. Dann weigerte sie sich, das Gesuch zu unterschreiben, das den Auszug Dr. Culvers aus dem Pfarrhaus forderte.
Und nun verwandelte sie ihren Tearoom in ein touristisches Lokal, gespickt mit Details, die an die römische Antike erinnerten. Sie schien fest entschlossen, Peggy Kitchen zu ärgern, wo sie nur konnte. Also war es gut vorstellbar, dass sie in ihrem Rachefeldzug noch einen Schritt weiter gegangen war und das GladwellSchriftstück gestohlen hatte.
Als ich Rainey sagte, die Zwillinge würden auf dem Kirchhof auf uns warten, warf sie ihre Weidenrute in die Luft und lief auch schon los, um
»WillunRob« zu sehen.
Ich beschleunigte meinen Schritt ebenfalls und blieb am Mercedes stehen, um das Netz mit Zitronen gegen eine Flasche Meine Milch aus der Kühlbox auszutauschen. Den Glyzinienzweig nahm ich mit, um ihn auf ein Grab zu legen.
Da die wenigen Touristen, die nach Finch kamen, vor allem die Kirche besuchten, war der Kirchhof besser gepflegt als der Garten des Pfarrhauses. Das Dach über dem Kirchhofeingang war dicht, und die schwertförmige Wetterfahne auf dem Turm quietschte nicht. Die Rosen, die an der niedrigen Steinmauer hochrankten, waren sorgfältig von Unkraut frei gehalten, ebenso wie der Efeu, der sich anmutig um die bemooste Sonnenuhr schlängelte. Die verwitterten Grabsteine mochten schief stehen, aber sie waren umgeben von gepflegtem, grünem Rasen, und die Kieswege wurden jede Woche geharkt.
Auf dem Kirchhof standen zwei elegante Libanonzedern, und die größere spendete einer alten Steinbank Schatten, die Spuren langer und intensiver Nutzung trug. Spielzeug und Wickeltaschen der Jungen waren darauf verteilt, und auf der dicken, weichen Schicht Zedernnadeln davor war eine Decke ausgebreitet, auf der Will und Rob lagen. Rainey kniete zwischen ihnen und redete wie ein Wasserfall, und das lebhafte Strampeln meiner Söhne zeigte, dass auch sie bemüht waren, ihren Teil zu der Unterhaltung beizusteuern.
Francesca stand in der Nähe, halb im Schatten, und sah nach Norden zu dem Waldstreifen hinüber, der sich am Flussufer entlangzog. Der Pfarrer hatte mir gesagt, das Feld von Scrag End liege gleich hinter diesem Wald neben der Hodge Farm. Hatte auch Francesca etwas gegen Adrians Grabungen? Ihre dunklen Augen sahen ernst aus, und ihre Lippen waren zusammengepresst, als ob sie dort im Schatten eine Gefahr witterte. Ich wollte sie gerade rufen, als sie sich umdrehte. Ich hielt den Atem an. Francesca, die dort vor dem Hintergrund des dunkelgrünen Geästs stand, durch das die Sonnenstrahlen fielen und kupferrote Funken in ihr braunes Haar zeichneten, war nicht nur hübsch, nein, sie war wunderschön: eine olivenhäutige Göttin in einem weißen Hemdblusenkleid und Schuhen mit Grasflecken.
Die Kirchenglocken – die, wie ich von Lilian wusste, seit den siebziger Jahren automatisch betrieben wurden – schlugen die volle Stunde, und Francescas nachdenklicher Ausdruck verflog. »Sie sind sehr pünktlich«, sagte sie. »Geben Sie mir die Flasche, und ich fange schon mal mit Will an.«
Francesca und ich nahmen jede einen Jungen, setzten uns auf die Bank, und die kleine Zwischenmahlzeit konnte anfangen. Rainey sah einen Moment zu, dann ließ sie sich auf den Rü
cken fallen und erklärte gelangweilt: »Genau wie Mummy.«
So viel als Kommentar zu einem Wunder der Natur, dachte ich. Ich kam mir vor wie ein Zauberer, dem sein bestes Kunststück danebengegangen war. In der Hoffnung, mein Image wieder aufzumöbeln, hielt ich Rob im einen Arm und tastete mit der anderen Hand in der Wickeltasche, bis ich den wohl vertrauten Stoffschwanz fühlte.
»Rainey«, sagte ich, »ich habe hier jemanden, der dich gern kennen lernen würde. Er hat früher immer auf einem Regal bei mir gewohnt, aber
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