Tante Dimity und das verborgene Grab
Museum, ohne dass es Spuren hinterlässt.« Ich sah Emma an. »Würdest du …?«
Sie nickte wenig begeistert. »Ich werde im Internet nachsehen, ob es irgendwo Informationen zu einem CulverInstitut gibt, aber …«
»Aber?«
»Aber ich glaube, du bist auf dem Holzweg.«
Sie hielt ihre Brille fest, rutschte von der Brücke und landete platschend im Bach. »Komm auch rein, das Wasser ist herrlich.«
Tatsächlich lag die Wassertemperatur nur leicht über dem Gefrierpunkt, aber ich sprang ebenfalls hinein und wankte hinter Emma her, wobei ich mühsam mit den Zehen auf den glatten Steinen nach Halt suchte, während das Wasser um meine Waden schäumte.
»Es sieht nicht danach aus, als ob die Augenzeugen zu dir kommen werden«, sagte Emma,
»also musst du zu ihnen gehen. In einem Dorf bleibt nichts unbemerkt. Ich schlage vor, du versuchst … Nein! Aus! Platz !«
Der Schrei kam zu spät. Wie ein schwarzer Racheengel war Ham vom Bachufer angeschossen gekommen, begeistert, dass er endlich zwei Spielgefährten im Wasser hatte. Er brauste auf Emma zu, die noch versuchte, sich an mir festzuhalten, und mit wild rudernden Armen verloren wir beide das Gleichgewicht. Unsere Landung im Bach ließ einen Schwall Wasser über die Ufer treten, der fast die Wiese überschwemmte.
Emma suchte nach einem Halt, hustete und setzte sich dann lachend auf. »Jetzt ist mir wenigstens nicht mehr so warm«, brachte sie heraus, »im Gegenteil, ich glaube, einige Körperteile von mir werden gleich taub.«
Ich bemühte mich, wieder auf die Beine zu kommen, zog Emma hoch und krabbelte die Bö
schung hinauf. Halbherzig schimpften wir mit Harn, dem wir über die Wiese folgten, und als Antwort verpasste er uns nochmals eine kräftige Dusche, indem er sein nasses Fell schüttelte. Als Emma ihm schließlich befahl, sich hinzulegen, streckte er sich in der Sonne aus und schloss die Augen.
Ich strich mir die nassen Haare aus der Stirn und folgte seinem Beispiel. »Ich hätte Bill gestern Abend in den Bach werfen sollen«, bemerkte ich,
»davon wäre er schneller nüchtern geworden als von Thymianhonig und Tee.«
Emma wischte die Wassertropfen von ihrer Brille. »Du scheinst Bills Zustand recht gelassen zu nehmen. Derek sagte, gestern Abend hättest du Feuer gespuckt. Wie hat Dimity dich denn wieder beruhigt?«
»Sie hat mich daran erinnert, dass Menschen kompliziert sind.« Ich rümpfte die Nase. »Ich finde es schrecklich, wenn sie das tut.«
Emma legte sich neben mich ins Gras. »Und wie kompliziert ist Peggy Kitchen?«
Ich verschränkte die Hände hinter dem Kopf, sah in den wolkenlosen Himmel und erzählte Emma von Peggy Kitchens achtem Geburtstag.
»Schwer vorzustellen, nicht wahr?«, sagte ich.
»Seine Kindheit damit zu verbringen, dass man den Himmel nach Bombern absucht?«
»Es ist das, was nach den Bomben kommt, was ich mir nur schwer vorstellen kann«, sagte Emma. »Wie würde ich reagieren, wenn meine Welt in Schutt und Asche läge?«
»Du würdest in den Bombenkratern einen Siegesgarten anlegen«, sagte ich mit Überzeugung.
»Nein, würde ich nicht«, gab Emma zurück.
»Ich würde um mein Leben rennen, genau wie Peggy und ihre Mutter.« Sie nahm die Brille ab, drehte sich auf den Bauch und legte das Gesicht auf die Hände. »Ich frage mich, ob das der Grund ist, warum Peggy nach Finch zurückgekommen ist. Vielleicht war sie den Leuten hier dankbar, dass man sie damals aufgenommen hat.«
»Ich bezweifle, dass die Leute, die sie damals aufgenommen haben, noch hier leben.« Ich schlug nach einer Fliege, die um Hams Kopf brummte. »Ich dachte immer, wir seien die einzigen Fremdlinge in Finch, aber ich merke, dass das ein Irrtum war. Hier im Dorf stammt anscheinend jeder von woanders her.«
Emma schloss die Augen, und einen Augenblick lag sie so still da, dass ich dachte, sie sei eingeschlafen. Ich kraulte Ham den nassen Hals und ließ dann matt die Hand sinken. Nach unserem eiskalten Bad war es herrlich in der warmen Sonne, und die trockene Erde roch schwer und süß nach Sommer. Ich war vom Rauschen des Bachs fast eingedöst, als Emma wieder das Wort ergriff.
»Ich wüsste schon, wo ich nach Zeugen suchen würde«, sagte sie.
»Ich auch.« Ich rieb mir die Augen. »Darauf hätte ich eigentlich schon gestern kommen können. Sobald es Bill wieder gut geht, besuche ich die Nachbarn der Buntings.«
»Zu den Cottages auf der anderen Straßenseite brauchst du gar nicht zu gehen«, sagte Emma.
»Das sind Wochenendhäuser.
Weitere Kostenlose Bücher