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Tante Dimity und das verborgene Grab

Tante Dimity und das verborgene Grab

Titel: Tante Dimity und das verborgene Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Die Besitzer fahren am Sonntagabend immer nach London zurück.«
    »Noch mehr Immigranten«, murmelte ich.
    »Und was ist mit den Leuten, die zu beiden Seiten des Pfarrhauses wohnen?«
    »Die wären sicher am aussichtsreichsten, aber« – Emma wedelte vage mit der Hand – »ich habe gehört, dass sie sehr zurückgezogen leben.
    Es könnte schwer sein, sie zum Reden zu bringen.«

    »Was wäre, wenn ich ihnen sagte …« Einen Moment dachte ich nach, dann setzte ich mich auf, stolz auf meinen Einfall. »Ich werde sagen, dass ich Lilian Bunting bei ihrer Gemeindechronik helfe. Wenn es um Geschichte geht, will niemand außen vor sein. Und Plätzchen … ich backe jetzt gleich jede Menge Plätzchen, die nehme ich mit als …«
    »Bestechung?«, unterbrach mich Emma.
    »Als ein Dankeschön«, berichtigte ich, »für alle, die bereit sind, ein paar einfache Fragen zu beantworten.«
    »Toll.« Emma ließ sich noch tiefer ins Gras sinken. »Und wenn du erst bei ihnen im Haus bist …?«
    »Dann quetsche ich sie aus, bis sie singen.«
    Ich machte ein grimmiges Gesicht, aber Harn verdarb den Effekt, indem er mir mit der Zunge über die Nase fuhr. Ich schob ihn weg und sprang auf die Füße. »Steh auf, Weib«, sagte ich,
    »und zieh deine Stiefel an. Du musst einen Urwald roden, und ich muss Plätzchen backen.«

11
    DA ICH GERADE ein Netz Zitronen gekauft hatte, entschied ich mich für Zitronenstangen.
    Als Francesca beiläufig die zahlreichen Auszeichnungen erwähnte, die Lilian Bunting mit ihren Zitronenstangen gewonnen hatte, lachte ich nur und versicherte ihr, dass ich lediglich zum Vergnügen backe – was auch stimmte, jedoch nicht die ganze Wahrheit war.
    Dank der HarrisPatentmedizin gegen Kater sowie zwölf Stunden ununterbrochenen Schlafs war Bill am nächsten Morgen wieder arbeitsfä
    hig, obwohl er zum Frühstück nichts weiter wollte als trockenen Toast und Emmas Erdbeerblättertee. Als ich ihn vor seinem Büro absetzte, erklärte er kategorisch, er werde auf keinen Fall im Pub zu Mittag essen.
    Während er die Bürotür aufschloss, versuchte ich, mir vom Auto aus einen Überblick über den Dorfplatz zu verschaffen. Vor dem Tearoom stand ein großer Lieferwagen, aus dem zwei starke Männer mit Tragegurten zwei lange, zylindrische Gegenstände ausluden, die in braunes Papier gewickelt waren. Simon kam mit einem ganzen Arm voll spitzer Handschaufeln aus dem Schulhaus und verstaute sie im Minibus. Ich rief ihm einen Gruß zu, und Simons aufgeräumte Antwort verriet mir, ohne dass ich zu fragen brauchte, dass Adrian in Scrag End endlich den Startschuss zum Graben gegeben hatte.
    Von dem unternehmungslustigen Gesicht des jungen Mannes angesteckt, fuhr ich den Saint George’s Lane hinauf und stellte den Mini vor dem Pfarrhaus ab. Ich wollte mehr über Lilians Gemeindechronik erfahren, ehe ich mich im Nachbarhaus als ihre Assistentin vorstellte.
    Stolz sah ich auf meinen Vorrat an Zitronenstangen, die in mehreren Tüten auf dem Beifahrersitz lagen, dann nahm ich das rote Spiralbuch und stieg aus dem Wagen. Einen Augenblick stand ich sprachlos da und starrte über die niedrige Mauer; ich konnte es kaum fassen, wie sich der Garten in nur einem Tag verändert hatte.
    Emma hatte ganze Arbeit geleistet. Erbarmungslos hatte sie die Sträucher heruntergeschnitten, die Brombeerranken ausgerissen und die Mauer von ihrem Würgegriff befreit. Der Garten war noch immer sehr uneben mit seinen Grasbuckeln und den Überresten diverser hartnäckiger Gewächse, er erinnerte mich an einen Bürstenhaarschnitt, der mit einem sehr stumpfen Messer ausgeführt wurde, aber Emma hatte es zumindest so weit gebracht, dass kein Langfinger mehr unbeobachtet in das Pfarrhaus schlüpfen konnte.
    Als ich hinter dem Haus Stimmen hörte, ging ich leise an der Mauer entlang und spähte um die Ecke, um mich augenblicklich wieder zurückzuziehen. Emma saß am Fuße der Treppe zur Bibliothek und zeigte Rainey, wie man Unkraut mit der Wurzel ausreißt. Rainey trug ein Paar Gartenhandschuhe in Kindergröße, sicher ein Erbstück von Nell, und ihre Zöpfe waren zu einem wackeligen Heiligenschein hochgesteckt. Sie hatte bereits Erdspuren auf der Nase, an den Knien und an den Ellbogen, aber hier im Garten machte sich das ganz gut. Vielleicht, so überlegte ich, hatte Rainey ihren Traumberuf gefunden.
    Ich wollte den kleinen Wirbelwind nicht ablenken, deshalb ging ich unbemerkt wieder zur Vordertür und klingelte. Eine Frau, die ich nicht kannte, öffnete die

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