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Tante Dimity und das verborgene Grab

Tante Dimity und das verborgene Grab

Titel: Tante Dimity und das verborgene Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Recherchen anstellt«, fuhr ich fort, »dachte ich mir, ich könnte ebenfalls ein wenig Nachforschungen betreiben.
    Ob Lilian wohl etwas dagegen hätte, wenn ich mir ihre Notizen für die Gemeindechronik etwas näher ansehe?«
    »Ich bin sicher, sie würde sich von Ihrem Interesse geschmeichelt fühlen«, sagte der Pfarrer. Er deutete auf den langen Tisch am Ende des Raumes. »Dort liegt alles, bitte, bedienen Sie sich.«
    Ich setzte mich an den Tisch und blätterte Lilians Notizen durch. Annie brachte das Tablett mit dem Tee, überließ es aber dem Pfarrer, mir eine Tasse einzuschenken und zu bringen. Ich widerstand der Versuchung, davon zu trinken.
    Annies Gebräu war dunkel wie Teer und mit Sicherheit stark genug, um Will und Rob ein paar schlaflose Nächte zu bescheren.
    Der Pfarrer setzte sich mit seiner Tasse in den Sessel, während ich ab und zu etwas in das rote Notizbuch schrieb. Bald musste ich dem Pfarrer Recht geben: Die Geschichte von Finch war wirklich zum Gähnen langweilig. In weniger als einer halben Stunde war ich aus der Eisenzeit bei
    »Das Dorf heute« angekommen.
    »Fertig«, sagte ich, wobei ich die Papiere wieder ordentlich aufeinander legte. »Vielen Dank.
    Ich sage Ihnen natürlich sofort Bescheid, wenn ich etwas von Stan höre.«
    Der Pfarrer lächelte. »Lori, meine Liebe, Sie sind ein Engel.«
    »Und Sie«, sagte ich, »werden bestimmt mal ein Heiliger.«
    Sein Gesicht nahm wieder den traurigen Ausdruck an. »Eher ein Märtyrer.«
    »Nun machen Sie sich nicht allzu viele Sorgen, Herr Pfarrer«, redete ich ihm zu. »Denken Sie daran, wir haben den lieben Gott auf unserer Seite.«

    »Das haben die Franzosen bei Agincourt auch gesagt«, murmelte der Pfarrer.
    Während er sich mit hängendem Kopf ins Haus zurückzog, ging ich zum Mini, um eine Tüte Zitronenstangen zu holen. Mit Notizbuch, Kugelschreiber sowie meinem Dankes und Bestechungsgebäck bewaffnet, machte ich mich auf zum ehemaligen Lehrerhaus, einem bescheidenen, niedrigen Cottage, das auch eine bessere Pflege verdient hätte, als sie ihm von seinem Bewohner zuteil wurde. Die Kalksteinfassade war schmutzig, von den Fensterrahmen blätterte die Farbe ab, und auf dem Dach klafften dunkle Lö
    cher, dort wo Ziegel fehlten.
    Jedoch hatte sich der augenblickliche Besitzer
    – laut Lilians Notizen ein Mann namens George Wetherhead – zumindest in seinem Garten betä
    tigt. Auf dem spärlichen Rasen gab es keine Sträucher, keine Blumen, nichts, was den Blick auf den Weg, das Pfarrhaus und die Wiese dahinter verstellte. Wenn Mr Wetherhead am Sonntagabend zu einem seiner Fenster hinausgeschaut hätte, dann wäre es ihm nicht entgangen, wenn nebenan etwas Auffälliges passiert wäre.
    Der Mann, der auf mein Klopfen an die Tür kam, war klein und schmächtig. Er hatte ein rundes Gesicht, und über seinen kahlen Kopf waren ein paar lange graue Haarsträhnen gekämmt. Über seine Stirn zog sich eine waagrechte Delle, als hätte er gerade einen zu engen Hut abgelegt. Er trug ein weißes Hemd mit Schulterklappen und eine dunkelblaue Hose und stützte sich schwer auf einen dreifüßigen Gehstock.
    »Mr Wetherhead?«, fragte ich. »Ich heiße Lori Shepherd. Lilian Bunting hat mich gebeten, ihr ein wenig zu helfen, indem ich Informationen für ihre Gemeindechronik sammle. Wären Sie wohl bereit …«
    »Ich hab keine Zeit«, sagte er und griff nach der Türklinke.
    Ich schob meinen Fuß über die Schwelle. »Sie möchten doch sicher nicht, in der Gemeindechronik ausgelassen zu werden?«, sagte ich schmeichelnd. »Ihr Haus ist doch ein Teil der, äh, Dorfgeschichte. Schließlich ranken sich verschiedene … Legenden darum.«
    »Legenden?« Mr Wetherheads Augen verengten sich. »Was für Legenden?«
    »Alles Mögliche.« Ich trat einen Schritt näher und legte meine Hand an die offen stehende Tür, eine Verkaufstechnik, die ich mir in meiner Zeit als Pfadfinderin angeeignet hatte, als wir mit unseren selbst gebackenen Plätzchen hausieren gingen. »Wenn Sie vielleicht doch ein paar Minuten Zeit haben, würde ich Ihnen gern davon erzählen.«
    »Nein. Es tut mir Leid, aber …« Plötzlich drehte er den Kopf und starrte über die Schulter zurück ins Haus.
    »Ist etwas passiert?«, fragte ich. Ich wollte gerade wieder einen Zentimeter vorrücken, als der kleine Mann meinen Arm ergriff und mich hineinzog. Die schwere Tür war kaum ins Schloss gefallen, als ich ein lautes, schrilles Pfeifen hörte.

12
    »SIE HATTEN KEIN Recht, sich so in mein Haus zu

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