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Tante Dimity und das verborgene Grab

Tante Dimity und das verborgene Grab

Titel: Tante Dimity und das verborgene Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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drängen.« Mr Wetherhead stand in der Tür, als ob er mir den einzigen Fluchtweg abschneiden wollte. »Kein Recht, hier herumzuschnüffeln. Ich bestehe darauf, dass Sie mir versprechen, niemandem zu erzählen, was Sie heute hier sehen. Es geht außer mir niemanden etwas an.«
    Die Fenster in dem Zimmer mit der Balkendecke waren klein und dicht mit Gardinen verhängt. Auf dem zerkratzten Holzfußboden lagen Sperrholzplatten, auf denen Böcke standen, die eine riesige Tischplatte trugen. Langsam ging ich um den Tisch herum, unfähig, mich von dem Anblick, der sich mir bot, loszureißen.
    »Ihre Nachbarn wissen nichts davon?«, fragte ich skeptisch.
    Er umklammerte den Griff seines Gehstocks.
    »Die Häuser gegenüber sind nur am Wochenende bewohnt, und den Buntings habe ich noch nie Anlass zur Klage gegeben.« Seine Stimme hatte einen verzweifelten Ton angenommen. »Wenn das rauskommt, bin ich vor dem ganzen Dorf lächerlich gemacht. Wollen Sie das?«

    Wieder wurde er von einem schrillen Pfiff unterbrochen, als die winzige Lokomotive in einem Tunnel unter dem Berg aus Gips verschwand.
    Einen Augenblick später kam sie wieder zum Vorschein, dampfte an einer Molkerei vorbei und durch ein viktorianisches Dorf, dann überquerte sie die Brücke über das silbrige Flüsschen, wechselte auf ein anderes Gleis und begann die langsame Steigung zu dem Skigebiet hoch in den Bergen. Die Miniaturlandschaft war eine vollständige kleine Welt, die die ganze Tischplatte füllte.
    »Ich verstehe nicht, warum Sie das geheim halten wollen«, sagte ich und beugte mich vor, um den winzigen Sessellift und die Blumenkästen mit den Geranien zu betrachten, die vor den Fenstern der Schweizerhäuschen angebracht waren. »Man würde ja sogar Eintritt bezahlen, um so was sehen zu können.«
    Mr Wetherhead spielte mit der Lokführermütze, die an einem Haken neben der Tür hing. »Sie finden es nicht … lächerlich? Für einen erwachsenen Mann, meine ich?«
    »Lächerlich?« Entzückt schlug ich die Hände zusammen, als eine Schranke sich senkte, um die Gleise zu sperren. »Es ist sensationell … einfach großartig …«

    Mr Wetherhead sah mich zweifelnd an. »Finden Sie das wirklich?«
    Ich legte die Hand aufs Herz und sah ihm in die Augen. »Ich meine es ganz ehrlich.«
    Der kleine Mann hinkte hinüber zur Steuerkonsole und hantierte daran. »Ich denke, dass ich ein paar Ihrer Fragen beantworten kann. Was möchte Mrs Bunting wissen?«
    »Sie sammelt Material für ihr Kapitel über das heutige Finch.« Ich sah in das rote Notizbuch.
    »Sie bat mich, ein bisschen zu recherchieren, etwas über die Bewohner von Finch herauszufinden – ihren Hintergrund, ihre Ansichten über das Dorf, merkwürdige Dinge, über die sie berichten können …«
    Mr Wetherhead betätigte einen Knopf, und die Schranke hob sich. Der Zug tuckerte in das Dorf und hielt am Bahnsteig des kleinen Bahnhofs. Mr Wetherhead legte einen Hebel an der Lok um, und das Tuckern verstummte. »Einen Tee?«, fragte er.
    »Ja, gern.« Ich trat zurück, damit er an mir vorbeihinken konnte.
    Der Gang durch Mr Wetherheads Haus glich einer Führung durch ein Eisenbahnmuseum.
    Bahnhofsschilder bedeckten die verblichenen Tapeten, von der Decke hingen Signallaternen, und der Fußboden war mit Kartons zugestellt, in denen sich weitere Gleisabschnitte, Zubehör zur Landschaft und zahllose weitere Modelleisenbahnen befanden.
    »Es muss eine Ewigkeit gedauert haben, bis Sie all die kleinen Tannenbäume auf den Berg geklebt hatten«, sagte ich, während ich eine glänzende schwarze Dampflok bewunderte.
    Mr Wetherhead zuckte bescheiden mit den Schultern. »Ich habe viel Zeit, seit ich nicht mehr arbeite.«
    »Waren Sie bei der Bahn beschäftigt?«
    »Ich war Streckeninspektor bei der South Western Railway Line. Nach meinem Unfall schickten sie mich in den Ruhestand.« Er drehte sich zu mir um. »Macht es Ihnen etwas aus, wenn wir den Tee in der Küche trinken?«
    »Nein, überhaupt nicht«, sagte ich. Im Wohnzimmer gab es keinen freien Fleck, wo man eine Teetasse hätte abstellen können.
    Die Küche war gerade groß genug, um neben der Küchenzeile einen Resopaltisch und zwei Klappstühle zu beherbergen. Mr Wetherhead füllte den Kessel, bat mich, Platz zu nehmen, und fing an, seine Schränke zu durchsuchen.
    »Ich weiß doch, dass hier irgendwo Kekse sein müssen«, murmelte er mit gerunzelter Stirn.

    »Wären Ihnen diese recht?« Ich legte die Tüte mit den Zitronenstangen auf den Tisch. »Die

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