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Tante Dimity und das verborgene Grab

Tante Dimity und das verborgene Grab

Titel: Tante Dimity und das verborgene Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Regentropfen. Ich erschauerte, als ich sie auf meinen bloßen Armen spürte, und fragte mich, wie es auf der Farm sein mochte, wenn die Winterstürme den Berg heraufheulten und an den Türen rüttelten.
    Ich war um die Ansammlung der Gebäude herumgegangen, bis ich an eine Stelle kam, von der aus man die weiten Felder überschauen konnte.
    In der Ferne sah ich undeutlich den Kirchturm von Saint George’s als länglichen Schatten vor dem Hintergrund des dunklen Himmels, und etwas näher die verschwommene Silhouette der Bäume, die das Feld von Scrag End säumten. Der Regen setzte jetzt richtig ein, und ich lief zurück und suchte Schutz in einem dunklen und offenbar unbenutzten Stallgebäude.
    Da meine Suche nach Francesca ergebnislos geblieben war, senkte ich den Kopf und machte mich bereit, so schnell wie möglich zum Auto zurückzurennen. Da hörte ich ein leises Knurren. Wie gelähmt blieb ich stehen, bis ich Francescas Stimme vernahm, die noch leiser sagte: Ruhig , Cäsar .
    Langsam drehte ich mich um und spähte in den Stall, und aus dem Augenwinkel sah ich ganz hinten einen schwachen Lichtschein. Er kam aus einer der Boxen, die am anderen Ende lag. Ich stahl mich weiter vor, bis ich im schwachen Licht einer abgeblendeten Laterne Francesca erkannte.
    Den Arm um Cäsar gelegt, kniete sie auf dem Boden und sah nachdenklich nach unten. Sie und der Hund waren von Gerümpel umgeben – Bretter, Steinplatten, alte Säcke. Ihre Hände waren schmutzig, ihr Haar ergoss sich in braunen Wellen über den Rücken und hing ihr in Strähnen über die feuchte Stirn. Trotz ihrer rot geweinten Augen schien sie jetzt ruhig.
    Cäsars Ohren zuckten, aber er wiederholte seine Warnung nicht, als ich näher kam. Francesca schien völlig mit sich selbst beschäftigt. Ich stieg über ein loses Brett und ging um eine aufgestellte Steinplatte herum, dann beugte ich mich vor, um in die Box zu sehen. Mein Herzschlag beschleunigte sich.
    Das Licht der abgeblendeten Laterne fiel auf eine kunstvoll gemeißelte Steinplatte. Von Rosetten eingerahmt, erkannte ich das Relief eines rö
    mischen Soldaten, der triumphierend über einen gefallenen Barbaren hinwegritt. Das Pferd hob tänzelnd die Beine, während sich die Lanze des Soldaten dem Hals des Feindes näherte.
    Unter dem Relief befand sich eine Tafel mit einer lateinischen Inschrift. Ich konnte genug Latein, um eine Rohübersetzung zu wagen. »Marcus Petronius«, las ich laut, »Sohn des Lucius vom Stamm der Menenier aus Vicenza; Soldat der vierzehnten Legion; er liegt hier.« Unsicher sah ich Francesca an.

    »Papa hat den Grabstein vor vielen Jahren gefunden, als er hier drinnen die Abwasserleitung für den alten Mr Hodge reparierte.« Francescas leise Worte vermischten sich mit dem Trommeln des Regens. »Mein Vater hieß Piero, und Petronius ist die lateinische Version von Piero. Papas Dorf lag in den Hügeln von Berici in der Nähe von Vicenza, von wo auch Petronius stammte.
    Und beide waren Soldaten, fern ihrer Heimat.
    Als mein Vater das Grab von Petronius fand, war es ihm, als fände er einen Bruder.«
    Ich ließ mich ebenfalls auf die Knie fallen und legte die Hand auf Cäsars warmen Hals. »Hat er Mr Hodge davon erzählt?«
    »Wie konnte er das?«, fragte Francesca. »Mr Hodge hätte es in alle Welt hinausposaunt. Dann wären die Fachleute gekommen und hätten gegraben und gewühlt und hätten Petronius’ Überreste ausgegraben.«
    »Und Ihr Vater wollte, dass er in Frieden ruht«, sagte ich.
    Francesca nickte langsam. »Darum hat Petronius dafür gesorgt, dass mein Vater ihn findet.
    Dummköpfe wie Ihr Mr Gladwell haben das ganze Gebiet hier umgegraben, aber Petronius hat auf jemanden wie Papa gewartet, damit er ihn beschützt und bewacht und dafür sorgt, dass niemand seinen Ruheplatz stört.« Francesca hob die Laterne und hielt sie näher an das Relief, um ein Medaillon zu beleuchten, das der Soldat auf dem Brustpanzer trug.
    »Ihre Phalera«, sagte ich. »Sie ist eine Kopie von dieser.«
    »Papa schenkte mir die Phalera aus Bronze, als Burt und ich uns verlobten.« Francesca stellte die Laterne wieder hin. »Ich sollte Burt heiraten und Petronius’ Beschützerin sein.«
    »Aber Burt hat sich in Annie verliebt«, sagte ich, »und so fiel ihr die Rolle zu.«
    »Ich wollte dennoch meine Phalera behalten«, sagte Francesca, »deshalb fertigte Papa noch eine an – die, die Rainey im Pfarrgarten fand.« Sie zögerte, ehe sie fortfuhr. »Ich dachte, Annunzia hätte das Dokument

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