Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tante Dimity und der Kreis des Teufels

Tante Dimity und der Kreis des Teufels

Titel: Tante Dimity und der Kreis des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
Vom Netzwerk:
hat.«
    »Wie wäre es mit heute Nachmittag, Guy?«
    Ich schlüpfte aus seiner Tarnjacke, ging um meinen Gastgeber herum und reichte sie ihrem Besitzer mit einem entschuldigenden Lächeln. »Vielleicht um drei? Bis dahin müsste mein Kopf wieder völlig klar sein.«
    »Bitte kommen Sie zum Tee«, fügte Nicole hinzu – sie wollte das unhöfliche Benehmen ihres Mannes wohl wieder gutmachen.
    »Vielen Dank, Mrs Hollander«, sagte Guy, und seine Stimme wurde weicher. »Ich komme gern.«
    Als Nicole aus Jareds Schatten hervortrat, bemerkte ich, wie müde ihre Augen aussahen, so als hätte sie nicht gut geschlafen. Mit einigem Interesse registrierte ich auch den Blick, mit dem sie den breiten Rücken des Captains bedachte, als er aus der eisenbeschlagenen Tür ging.
    »Diensteifriger Wichtigtuer!«, murmelte Jared.
    »Ich hoffe, Ihr Mann knöpft sich wegen dieser Schlamperei die Militärbehörden vor, Mrs Willis.«
    »Wie haben Sie von dem Unfall gehört?«, fragte ich.
    »Der Captain hatte während der Suche ein paar Männer hier postiert«, erwiderte Jared. »Sie gaben mir seinen Bericht weiter. Als Ihr Gastgeber hatte ich das Recht, zu wissen, was mit Ihnen geschehen war.«
    Ich bekam tiefes Mitgefühl mit den Soldaten, die unter Jareds Druck nachgegeben hatten. Entschlossen, mehr Rückgrat zu zeigen, richtete ich mich auf und sah Jared drohend an. »Ich habe meinem Mann von dem Unfall nichts erzählt, Mr Hollander, und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir die Erklärungen überließen. Ich möchte nicht, dass er sich unnötig Sorgen macht.«
    »Unnötig?«, fing Jared an, aber seine Frau legte ihm besänftigend die Hand auf den Arm.
    »Lori ist unser Gast, Liebster«, erinnerte sie ihn. »Wir sollten ihren Wunsch respektieren.«

    »Natürlich«, sagte Jared steif. Er hielt inne und betrachtete mich. Ich musste reichlich mitgenommen aussehen. »Ein Bad«, entschied er.
    »Sie brauchen ein warmes Bad und saubere Kleider, ehe Sie frühstücken, denke ich. Meine Frau hat bestimmt etwas, das Ihnen passt, Mrs Willis.
    Sie sind beide zart.«
    Seine Wortwahl machte mich sprachlos. Ich war zwar nicht sehr groß, aber stark wie ein Pferd – eine Mutter von Zwillingen konnte es sich nicht leisten, schwach zu sein – und zäh wie ein alter Stiefel, wie mein unfreiwilliger Acht-Kilometer-Marsch tags zuvor bewiesen hatte.
    Noch nie hatte mich jemand zart genannt.
    Aber schließlich hatte mich auch noch nie jemand öfter als ein Mal »Mrs Willis« genannt.
    Jared lebte offenbar im neunzehnten Jahrhundert, aus dem auch seine Kleidung stammte. In seiner viktorianischen Vorstellung trugen Frauen nun einmal die Namen ihrer Männer und waren selbstverständlich zart.
    »Nicole, zeig Mrs Willis ihr Zimmer«, sagte Jared. »Ich muss mit Mrs Hatch sprechen.«
    »Bitte, Lori, wenn Sie mitkommen würden.«
    Nicole ging vor mir die Mahagonitreppe hinauf.
    Auf dem Treppenabsatz blieb sie stehen und drehte sich besorgt nach ihrem Mann um, der im Hintergrund der Halle eilig durch eine Tür verschwand. Als sie sich geschlossen hatte, seufzte Nicole. »Ich hoffe nur, dass Jared es mit Mrs Hatch nicht übertreibt. Er meint es gut, aber er ist oft heftiger, als ihm bewusst ist, und wenn die Hatches uns verließen, wüsste ich nicht, was wir machen würden.«
    »Es muss schwer sein, an einem so abgelegenen Wohnort Hauspersonal zu bekommen«, sagte ich, indem ich an meiner Gastgeberin vorbeitrat.
    »Es ist fast unmöglich«, räumte Nicole ein.
    Ich ging jetzt voran, Nicole folgte ein paar Schritte hinter mir. Als wir im zweiten Stock angekommen waren, ging ich instinktiv nach rechts, um dann verwirrt stehen zu bleiben.
    »Ich glaube, ich bin etwas voreilig«, sagte ich mit verlegenem Lächeln. »Stimmt diese Richtung überhaupt?« Nicole versicherte mir, dass ich instinktiv in die richtige Richtung gegangen war.
    »Unsere Schlafzimmer sind im Westflügel, die Gästezimmer im Osten. Ihnen geben wir das rote Zimmer.«
    Ich war etwas überrascht, als ich hörte, dass die Hollanders getrennte Schlafzimmer hatten, aber ich sagte nichts.
    Die Schlafgewohnheiten der frisch Verheirateten gingen mich nichts an.

    Der Korridor mit seinem dicken roten Teppich und der kräftig gestreiften Tapete war rein viktorianisch. Der Gang wurde von Kugellampen aus Milchglas beleuchtet, von denen geschliffene Kristalle baumelten. An den Wänden standen Tischchen, die mit einem Sammelsurium von Nippes übersät waren, darüber hingen sentimentale

Weitere Kostenlose Bücher