Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tante Dimity und der Kreis des Teufels

Tante Dimity und der Kreis des Teufels

Titel: Tante Dimity und der Kreis des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
Vom Netzwerk:
dort noch genauso.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen um mich.« Ich wandte ihm das Gesicht zu. »Ich bin Mutter, Captain Manning. Was für Schrecken kann Wyrdhurst Hall für eine Frau bereithalten, die gerade dabei ist, ein zahnendes Zwillingspärchen stubenrein zu bekommen?«
    Guy hielt an. »Sehen Sie selbst.«
    Neugierig beugte ich mich vor, dann kroch ich schaudernd in mich zusammen. Jetzt, wo ich endlich an den Toren von Wyrdhurst stand, war ich mir gar nicht mehr so sicher, dass ich auch hineingehen wollte.

4
    DIE FLÜGEL DES schweren, schmiedeeisernen Tores waren an Steinsäulen befestigt, die mit Moos und Flechten bewachsen waren. Über jeder dieser vermoderten Säulen schwebte drohend ein bronzener Raubvogel, die Schwingen ausgebreitet, die Krallen vorgestreckt, als hätte er es auf die Hälse ungebetener Besucher abgesehen. Als einer der Vögel sich bewegte, stieß ich einen Schreckensschrei aus.
    »Eine Sicherheitskamera«, erklärte Guy. »Mr Hollander liebt keine Überraschungen.«
    Anscheinend hatten wir die Musterung bestanden, denn die Torflügel öffneten sich langsam.
    »Alles elektronisch«, murmelte Guy. »Wird vom Haus aus kontrolliert. Ganz nützlich, solange man die Bewachung konsequent durchführt.«
    Die Mauer, die sich zu beiden Seiten des Tores erstreckte, war von Moos und Brombeergestrüpp bewachsen, und die Zufahrtsstraße, die vor uns lag, zog sich durch ein Dickicht aus dunklen Nadelbäumen und üppig wuchernden Rhododendronhecken. Die gewundene Straße war von Fichtennadeln und welken, ledrigen Blättern übersät, die Luft schwer vom Geruch nach Feuchtigkeit und Fäulnis. Schweigend fuhren wir dahin, das einzige Geräusch war der Regen, der sich seinen Weg durch das dichte Blätterdach bahnte und im wässrigen Licht vereinzelter Sonnenstrahlen silbern aufblitzte.
    Plötzlich öffnete sich der dunkle Wald, und vor uns erhob sich majestätisch am Rande der windzerzausten Anhöhe Wyrdhurst Hall. Mir stockte der Atem, und ich berührte Guys Arm, damit er kurz anhielt.
    »Das … das ist ja eine Burg«, stotterte ich.
    »Das hat mir niemand gesagt.«
    »Es ist keine echte Burg«, erklärte Guy. »Ein Landhaus im Stil des Gothic Revival, erbaut von einem Mann mit mehr Geld als Verstand. Ich mag es überhaupt nicht. Gefällt es Ihnen?«
    »Ich weiß nicht …« Im Moment war ich einfach zu überwältigt, um ein klares Urteil zu fällen.
    Die unmittelbare Umgebung dieses wahnsinnigen Bauwerks war von einer Wildnis aus Brombeergestrüpp überwuchert und völlig vernachlässigt, aber das Gebäude selbst war in tadellosem Zustand. Zwei düstere runde Türme aus grauen Quadern, die mit Schießscharten übersät waren, flankierten einen Mittelbau, der von Ecktürmen, Balkonen und Zinnen nur so strotzte. Aus dunklen Winkeln glotzten grimmige Wasserspeier mit grotesk aufgerissenen Mäulern, aus denen die Enden der Wasserrohre herausragten. Die tiefen Bleiglasfenster wirkten so leblos wie die Augen von Toten.
    »Es ist … eindrucksvoll«, sagte ich.
    »Sie finden es nicht beängstigend?«, fragte Guy.
    Natürlich machte Wyrdhurst mir Angst, große sogar, aber das konnte ich vor Guy nicht zugeben. Ich deutete an, er solle weiterfahren.
    Der Captain parkte den Rover in der zinnenbewehrten Remise und geleitete mich zu der schweren, eisenbeschlagenen Tür, wo er am Glockenstrang zog. Die Tür wurde von einer schwarz gekleideten Frau mittleren Alters geöffnet, die uns bedeutete, einzutreten.
    Als ich in das Haus trat, wurde mir einen Moment so schwindlig, dass meine Knie nachgaben und ich gestürzt wäre, wenn Guy mich nicht aufgefangen hätte. Er rief der Frau etwas zu, und sie eilte die Treppe hinauf, während er mich zu einer geschnitzten Bank mit hoher Rückenlehne führte.
    »Ich … hatte wohl frühstücken sollen«, brachte ich mühsam heraus, als das Schwindelgefühl nachließ.
    »Sie gehören ins Krankenhaus«, sagte Guy mit Bestimmtheit.
    »Ich hasse Krankenhäuser.« Ich holte tief Luft und richtete mich auf. »Na also. Schon vorbei.
    Bitte sagen Sie den Hollanders nichts davon, ich möchte nicht, dass man mich wie einen Invaliden behandelt.«
    »Sie könnten verletzt sein«, gab Guy zu bedenken.
    »Ich bin nur hungrig«, sagte ich entschieden und wechselte das Thema. »Wer war die Frau, die uns die Tür öffnete?«
    »Mrs Hatch«, erwiderte Guy, »die Haushälterin. Ihr Mann ist der Butler und gleichzeitig ein handwerkliches Faktotum.«
    Ich nickte geistesabwesend, ich war von meiner

Weitere Kostenlose Bücher