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Tante Dimity und der Kreis des Teufels

Tante Dimity und der Kreis des Teufels

Titel: Tante Dimity und der Kreis des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Landschaftsbilder.
    »Mein Mann sammelt viktorianische Antiquitäten«, erklärte Nicole. »Deshalb haben wir uns für Wyrdhurst entschieden. Es ist das ideale Haus, um seine Sammlung wirkungsvoll zu prä sentieren.«
    »Es ist groß genug für ein Museum«, bemerkte ich.
    »Siebenundneunzig Zimmer«, bestätigte Nicole. »Meine Familie hatte es im Laufe der Zeit immer wieder vermietet, aber niemand ist lange geblieben. Wie Sie schon sagten, es ist sehr abgelegen, und der Unterhalt eines so großen Hauses ist eine echte Herausforderung.«
    »Wie schaffen Sie es?«, fragte ich.
    »Zweimal im Monat kommt ein Reinigungsdienst aus Newcastle«, erklärte Nicole.
    Ich sah sie von der Seite an. Soweit ich wusste, war es ein ungeschriebenes Gesetzt, dass ein reicher Besitzer eines Herrenhauses das Dorf wirtschaftlich unterstützte, indem er seine Bewohner beschäftigte. Wenn man Arbeitskräfte aus einer Entfernung wie Newcastle holte, brachte man damit praktisch die Dorfbewohner um ihr rechtmäßiges Einkommen.
    »Gibt es nicht genug Frauen hier im Dorf, die das machen könnten?«, fragte ich.
    Nicole ging langsamer. »Zuerst hatten wir ein paar Frauen aus dem Dorf, aber sie blieben bald wieder weg. Es schien, als ob sie … sich hier nicht wohl fühlten. Es gibt so ein dummes Gerücht, dass es …« – sie zögerte etwas –,»… dass es hier spukt. Aber ich glaube, der eigentliche Grund war, weil Jared mit ihrer Arbeit nicht zufrieden war.«
    Mir kam der Gedanke, dass Jareds Unzufriedenheit das Gerücht womöglich erst ausgelöst hatte. Wenn die Dorffrauen von Blackhope ebenso penibel waren wie die Frauen von Finch, dann würden sie seine Kritik nicht sehr freundlich aufgenommen haben. Vielleicht hatten sie beschlossen, ihm seine Pingeligkeit heimzuzahlen, indem sie die alten Geschichten über das Gespenst von Wyrdhurst Wiederaufleben ließen. Zu einem derartigen Streich wären meine Nachbarn in Finch auch fähig, wenn ich jemals die Dummheit beginge, sie zu beleidigen.

    »Glauben Sie denn, dass es in Wyrdhurst spukt?«, fragte ich.
    »Ach was«, sagte Nicole etwas zu schnell.
    »Onkel Dickie sagt, das sei völliger Unsinn.«
    »Sicher hat er recht«, sagte ich.
    »Er ist ein Schatz«, fuhr Nicole fort, und ihr Gesicht hellte sich auf. »Er hat das Gebäude völlig renovieren lassen und die elektrischen Leitungen und die Wasserversorgung modernisiert. Die unteren Räume hat er sogar für uns möbliert.
    Das dritte Stockwerk ist noch immer nicht fertig, aber dort gehe ich selten hinauf.« Sie warf einen nervösen Blick zur Decke, dann zeigte sie auf eine Tür zu unserer Linken.
    »Das Bad«, erklärte sie. »Und das rote Zimmer …«
    »… ist nebenan«, unterbrach ich sie.
    »Woher wussten Sie das?«
    »Nur geraten«, sagte ich. »Wenn dies mein Haus wäre, würde ich meine Gäste auch gleich neben dem Bad unterbringen.«
    »Das dachte Jared auch«, sagte Nicole. »Ich hoffe, das rote Zimmer gefällt Ihnen. Er hat es selbst für Sie ausgesucht.«
    Sie öffnete die nächste Tür und trat zurück.
    Ich ging an ihr vorbei, blieb auf der Schwelle stehen, und ein Schauer überlief mich.

    »O Lori, Sie müssen sich erkältet haben. Setzen Sie sich ans Feuer, ich lasse inzwischen das Badewasser für Sie ein.« Nicole hüllte meine schmutzigen Schultern in ihren herrlichen Seidenschal und ließ mich, stumm vor Schreck, auf der Schwelle stehen.
    Ich war froh, als sie gegangen war. Ich brauchte einen Moment für mich allein, um mich mit der erschreckenden Hässlichkeit des roten Zimmers vertraut zu machen.

5
    Es SAH AUS wie eine Leichenhalle. Jedes der düsteren Möbelstücke bestand entweder aus altersschwarzem Eichenholz oder war mit blutrotem Stoff verhüllt, und wo ich auch hinsah, starrten mich tote Tiere an. Auf dem Kaminsims saß ein ausgestopftes Frettchen, auf dem Kleiderschrank hockte starr ein Affe, und auf dem Toilettentisch befand sich unter einem Glassturz gleich ein ganzer Schwarm stummer Singvögel.
    Reginald würde mit Sicherheit entsetzt sein.
    Das Feuer, das in dem gekachelten Kamin knisterte, machte alles noch schlimmer. Es ließ den Schatten des Affen unheimlich über die Decke zucken und die Augen der Singvögel traurig glitzern, es ließ das Fell des Frettchens glänzen, eine makabre Vorspiegelung bester Gesundheit.
    Die geschnitzten Figuren an den Möbeln schienen sich im Feuerschein zu bewegen, und die dunkelrote Damastbettdecke glänzte wie eine Blutlache, die sich langsam ausbreitete. Man konnte sich

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