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Tante Dimity und der Kreis des Teufels

Tante Dimity und der Kreis des Teufels

Titel: Tante Dimity und der Kreis des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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gehörte nicht zu meiner Jobbeschreibung, also behielt ich meine Ansichten über Jared für mich.
    »Ich habe fertig gefrühstückt«, erklärte ich und schob den Stuhl zurück. »Zeigen Sie mir jetzt die Bibliothek? Ich würde gern anfangen.«

    »Fühlen Sie sich dazu auch wirklich schon in der Lage?«, fragte Nicole.
    »Absolut«, erwiderte ich, wobei ich die leichten Kopfschmerzen ignorierte, die sich in meinem Hinterkopf bemerkbar machten. Außer einem gebrochenen Bein würde mich tagsüber nichts freiwillig im roten Zimmer halten.
    Wir mussten durch den Salon, das Billardzimmer und das Arbeitszimmer gehen, um in die Bibliothek zu gelangen. Jeder Raum war mit Nippes, schweren Stoffen und alten Möbeln zugestellt. Ich fühlte mich so sehr an ein Museum erinnert, dass ich unwillkürlich nach Beschriftungen Ausschau hielt.
    Nicole erwies sich als kundige Führerin, obwohl ihre Kommentare mich in eine leicht depressive Stimmung versetzten. Sie zeigte mir schwarzen Trauerschmuck aus Achat, Stickmustertücher mit trübsinnigen Sprüchen und einen schwarzen Schleier, den die trauernde Königin Victoria angeblich auf Balmoral getragen hatte. Als sie im Arbeitszimmer vor einer gerahmten Landschaft stehen blieb, die vollständig aus Menschenhaar angefertigt war, suchte ich verzweifelt nach einem anderen Thema.
    »Heißt das Dorf wirklich Blackhope?«, fragte ich und bemühte mich, den Blick nur vage auf die Strähnen und Zöpfchen zu richten.
    »Der Name ist nicht so hoffnungslos, wie er klingt«, erwiderte Nicole. »›Hope‹ ist eine Verballhornung von ›hop‹, was so viel bedeutet wie
    ›verstecktes Tal‹.«
    »Und das ›black‹ verweist auf das Blut von tausend hingemetzelten Schotten«, fügte ich mit düsterer Stimme hinzu.
    Nicole blieb der Mund offenstehen. »Wie entsetzlich. Wo haben Sie denn das gehört?«
    »Von Captain Manning.« Ich erzählte ihr die schauerliche Geschichte, die dem Blackburn seinen Namen gegeben hatte. Als ich geendet hatte, schüttelte Nicole den Kopf. »Mein Urgroßvater hätte seinen Landsitz nicht hier erbaut, wenn er um die Legende gewusst hätte«, sagte sie. »Josiah glaubte fest daran, dass das Baden im Wasser des Little Blackburn gesund sei. Er wohnte gern hier.«
    »Warum ist er weggezogen?«, fragte ich.
    »Es gab verschiedene Gründe. Einer davon war der Erste Weltkrieg, der dem Familienunternehmen gute Geschäfte bescherte. Josiah muss deshalb sehr beschäftigt gewesen sein und kam nicht mehr aus Newcastle weg.« Sie ging durch das Arbeitszimmer und blieb vor einer kunstvoll geschnitzten eichenen Doppeltür stehen. »Ich sollte Sie warnen«, sagte sie, »die Bibliothek ist noch genauso, wie Josiah sie verlassen hat. Onkel Dickie hat uns gebeten, nichts anzurühren, ehe Sie sich alles angesehen haben.«
    Sie ergriff die riesigen Türklinken und zog mit aller Kraft. Die Flügeltür öffnete sich mit einem ohrenbetäubenden Knarren, und zusammen betraten wir eine Traumwelt aus Staub und altem Leder. Graues Sonnenlicht drang schwach durch die hohen Fenster an der hinteren Wand, von wo man die geflieste Terrasse und die ungepflegte Wildnis überblickte, der den Garten darstellte. Ein riesiger, halb blinder Spiegel über dem Kamin warf mühsam die Sonnenstrahlen zurück, die hier und da die goldene Prägung eines Lederrückens aufblitzen ließen.
    »Oh«, seufzte ich überwältigt, und meine Kopfschmerzen waren vergessen, »wie wunderschön.«
    Ich setzte mich in einen Ohrensessel und sah an den Regalen hinauf, auf die schönen, von Spinnweben verschleierten Ledereinbände und auf die altmodische Leiter auf Rädern, mit deren Hilfe man in die entferntesten Winkel dieses kostbaren, verlassenen Paradieses vordringen konnte.

    »Schön?« Nicole wedelte mit der Hand die Staubwolke weg, die von meinem Sessel aufgestiegen war. »Sie klingen ganz wie Onkel Dickie.
    Er ist nie glücklicher, als wenn er in einem staubigen, alten Antiquariat herumstöbern kann. Ich werde Mrs Hatch bitten, hier erst einmal Staub zu wischen, ehe Sie …«
    »Nein«, sagte ich. »Bitte, das ist gar nicht nö tig, es sei denn, Sie möchten nicht, dass Ihre Kleider schmutzig werden.«
    »Ich hatte an Sie gedacht, nicht an die Kleider.«
    »Dann lassen Sie den Raum einfach so, wie er ist. Wenn Sie mir einen Stapel weiche Tücher besorgen, werde ich beim Durchsehen Staub wischen. Eine Taschenlampe wäre auch praktisch, und dann brauche ich …«
    »Ich habe Josiahs Schreibtisch heute Morgen neu bestückt«,

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