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Tante Dimity und der Kreis des Teufels

Tante Dimity und der Kreis des Teufels

Titel: Tante Dimity und der Kreis des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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ich das Licht an, wobei ich mich schalt, dass ich so feige war. Wenn ich hier vor jedem Schatten erschrak, würde ich mit meiner Arbeit nicht weit kommen.
    Josiahs kalter Blick schien mir zu folgen, als ich mich dem Rolltop näherte. Sein Gesichtsausdruck war so drohend, dass ich versucht war, das Bild zur Wand zu drehen, aber ich bezweifelte, dass Nicole das gebilligt hätte, sie schien eine Schwäche für das alte Ekel zu haben. Also senkte ich den Blick, nahm Notizheft und Kugelschreiber aus dem Schreibtisch und rollte die Leiter zur anderen Seite des Raumes, so weit weg von dem Porträt wie möglich.

    Ich fing mit dem obersten Bord gleich neben der Tür an. Willkürlich zog ich ein paar Bücher heraus und machte mir Notizen. Während ich mich am Regal entlangarbeitete, fühlte ich mich von Josiah beobachtet.
    Mit dem ersten Regal war ich halb fertig, als die Tür zum Arbeitszimmer laut knarrte und Nicole hereinkam, eine Taschenlampe, ein Säckchen mit Putztüchern und eine Kohlenschaufel in den Händen.
    »Die Hatches sind entsetzt«, verkündete sie.
    »Angeblich schickt es sich nicht für mich, eine Hausarbeit zu verrichten.«
    »Vielleicht eine Anordnung von Jared?«, vermutete ich von meinem Sitz auf der Leiter.
    »Er ist schrecklich altmodisch«, gab Nicole zu, »aber das war auch der Grund, dass ich mich in ihn verliebte. Er ist so anders als alle Menschen, die ich kenne, und er weiß so viel, nicht nur über viktorianische Antiquitäten, sondern auch über andere Dinge, über Fragen des Lebens
    …« Während sie ihr Loblied auf die unzähligen Qualitäten ihres Mannes zwitscherte, huschte sie durch den Raum, zündete das Feuer im Kamin an, reichte mir Putztücher und zog die Uhr aus Silber und Ebenholz auf, die auf dem Kaminsims stand. »So«, sagte sie, indem sie am Fuße der Leiter stehen blieb, »und wie kann ich Ihnen jetzt helfen?«
    Ich beschäftigte sie damit, die Titel der niedrigeren Borde aufzuschreiben, um mich dann weiter meinen privaten Entdeckungen zu widmen, beruhigt vom gemütlichen Flackern des Feuers und dem ruhigen Ticken der Uhr. Ich war so in meine Arbeit versunken, dass mir fast der Kugelschreiber aus der Hand fiel, als Nicole etwas sagte.
    »Wie lange sind Sie schon verheiratet?«, fragte sie plötzlich.
    »Fünf Jahre«, erwiderte ich und verstärkte den Griff um den Kugelschreiber. »Und Sie?«
    »Drei Monate.« Sie schrieb etwas in ihr Notizheft, ehe sie fragte: »Haben Sie Kinder?«
    »Zwei Jungen«, sagte ich. »Zwillinge.«
    »Zwillinge.« Nicole strahlte zu mir herauf.
    »Wie wunderbar.«
    Ich überlegte, wie lange es wohl her sein mochte, seit sie zum letzten Mal so einfach von Frau zu Frau geplaudert hatte. Die Frauen aus dem Dorf würden kaum hier zu Besuch heraufkommen, und Mrs Hatch schien auch nicht gerade eine Plaudertasche zu sein. Das arme Mädchen sehnte sich wahrscheinlich nach etwas weiblicher Gesellschaft. Während mir der Gedanke, Nicole zu bespitzeln, nicht sympathisch war, hatte ich nichts dagegen, die verständnisvolle Zuhörerin für sie abzugeben.
    »Und wie gefällt es Ihnen, verheiratet zu sein?«, fragte ich und legte das Notizheft auf meine Knie.
    »Ich finde es herrlich.« Sie senkte den Blick, ehe sie etwas verlegen hinzufügte: »Obwohl ich es mir irgendwie … ein wenig körperlicher vorgestellt hatte.«
    »Körperlicher?«, wiederholte ich und hoffte, sie würde das näher erklären.
    »Ja. Na ja, Sie wissen schon.« Nicole wurde dunkelrot. »Jared sagt, dass eine Beziehung reifen muss, ehe sie, äh …«
    »Oh«, sagte ich und begriff, »… körperlich spürbar wird …?« Ich konnte meine Überraschung kaum verbergen. »Wollen Sie damit sagen, Sie haben noch nicht …?«
    »Kein einziges Mal«, sagte sie leise.
    Aha, dachte ich mir, das wäre also die Erklä rung für diesen angespannten Gesichtsausdruck.
    »Ich bin ja sicher, er hat recht«, fügte Nicole schnell hinzu. »Es ist wichtig, dass man sich gut versteht und dass man einander gut kennt, ehe es zu Intimitäten kommt.«
    Einen Moment dachte ich an meine drei ersten außerordentlich körperlich spürbaren Monate mit Bill, ehe ich mit leichtem Schrecken feststellte, dass das Gesicht, das ich dabei vor mir sah, nicht Bills war, sondern das von Adam.
    »Es ist natürlich etwas unkonventionell«, fuhr Nicole fort, »aber Jared hatte noch nie den Anspruch, konventionell zu sein. Außerdem hatte er so viel zu tun, mit dem Einrichten von Wyrdhurst Hall und mit seinen Fahrten nach Newcastle. Er

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