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Tante Dimity und der skrupellose Erpresser

Tante Dimity und der skrupellose Erpresser

Titel: Tante Dimity und der skrupellose Erpresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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sieben, die sich aus dem ersten Stock hinausreckten. Von hier aus fiel der Blick auf einen gekiesten Innenhof, der von Au ßengebäuden flankiert wurde.
    Die langen schmalen Bauten zur Linken erwiesen sich als Ställe, aber die Reihe kleinerer Gebäude auf der anderen Seite des Innenhofs hätten von einem Hundezwinger bis hin zu einem Café für die Parkbesucher alles Mögliche beherbergen können.
    Ich zog diesen praktischen Innenhof sogar den hängenden Gärten vor. Ich hatte das Gefühl, als sei mir ein privilegierter Blick hinter die blitzblanke Fassade von Hailesham gegönnt worden.
    Ich verließ den Balkon, schaute ein zweites Mal auf die Uhr und traf eine spontane Entscheidung. Ich würde mich rasch umziehen und dann noch bei Emma vorbeischauen. Es sähe sicher nicht gut aus, wenn ich mich zu meinem ersten Dinner auf Hailesham Park verspäten würde.

5
    ICH GLAUBE, ICH entschied mich für das kleine Schwarze, weil ich mich von meiner Umgebung etwas eingeschüchtert fühlte. Ich wollte den anderen Gästen vom ersten Augenblick an klarmachen, dass mit der amerikanischen Ehefrau des amerikanischen Anwalts zu rechnen war.
    Außerdem wollte ich sehen, wie Bill die Augen aus dem Kopf fielen.
    Nachdem ich mir das Kleid über den Kopf gezogen und es festgezurrt hatte, fielen sie mir fast selbst aus dem Kopf. Das schwarze Kleid klebte an mir wie eine zweite Haut. Es war schulterfrei und sein Schlitz reichte vom Knöchel bis zur Mitte des Oberschenkels. Bei der täglichen Routine des Mutter-Seins hatte ich fast vergessen, was für eine kurvenreiche Figur ich besaß. Im Stillen hoffte ich, dass Bill es auch vergessen hatte.
    Ich tauschte das herzförmige Medaillon, das ich sonst immer um den Hals trug, gegen einen schlichten Diamanten an einer silbernen Kette aus. Dann machte ich mich auf die Suche nach den Riemchensandalen, die ich zu meinem Killerdress tragen wollte. Ich wühlte mich durch Wanderschuhe, Reitstiefel, Sportschuhe und Hausschuhe, bis ich die bedrückende Tatsache zur Kenntnis nehmen musste, dass ich nicht ein einziges Paar Schuhe eingepackt hatte, die man zu einem Kleid tragen konnte.
    »Du Dummchen«, murrte ich und schlug mir mit dem Hausschuh auf den Kopf. Ich hockte mich hin und erhob mich sofort wieder. Zum Schmollen war jetzt keine Zeit. Emma hatte sich in London ein Paar schwarze Pumps gekauft. Die wären zwar nicht so sexy wie die Riemchensandalen, würden ihren Zweck aber eher erfüllen als Wanderschuhe. Barfuß ging ich zur Zimmertür, öffnete sie und spähte vorsichtig auf den Flur hinaus. Verlassen und leer. Zumindest würde mich niemand dabei erwischen, wie ich mit nackten Füßen durch die geheiligten Hallen von Hailesham tapste. Auf Zehenspitzen ging ich zur Tür nebenan und klopfte wie wild.
    Ein Mann öffnete mir. Er trug eine schwarze Hose, glänzende schwarze Schuhe und ein schneeweißes Dinnerhemd. Seine schwarze Seidenfliege war eindeutig von Hand gebunden.
    »Hallo«, sagte er. »Stellen Sie mal wieder einen Brief zu?«
    »Ähm, nein«, murmelte ich und blickte verwirrt über seinen Rücken. »Ich hatte gehofft, in diesem Zimmer Emma Harris vorzufinden.«
    »Was für ein Jammer.« Der Mann lehnte sich lässig gegen den Türrahmen, als schien er keineswegs in Eile. »Wenn Sie vor einer halben Stunde gekommen wären, hätten Sie Glück gehabt. Wir haben die Zimmer getauscht.«
    Er war vermutlich nur wenig älter als ich – ich schätzte ihn auf Ende dreißig –, groß und kräftig gebaut, ohne massig zu wirken. Sein dunkles Haar fiel ihm wellenförmig in die Stirn, und seine grünen Augen waren, wenn das überhaupt möglich war, noch dunkler und schöner als Dereks.
    »Von meinem Balkon aus konnte man die hängenden Gärten sehen«, erklärte er. »Als ich von Emmas Interesse an Gärtnerei erfuhr, bestand ich darauf, dass sie das Zimmer mit der besseren Aussicht bekam.«
    »Das w-war sehr freundlich von Ihnen«, brachte ich hervor und versuchte meinen Blick von den jungenhaften Grübchen loszureißen, die sein Lächeln betonten.
    »Keineswegs. Ich halte meine jetzige Aussicht für ausgesprochen befriedigend.« Während er sprach, wanderten seine herrlichen Augen von meinem Ausschnitt hinab zu meinen Füßen, die vergeblich versuchten, sich hintereinander zu verstecken. »Armes Aschenputtel! Sie haben Ihre gläsernen Schuhe verloren.«
    Ich lachte, während ich langsam errötete, und sagte rasch: »Ich will keinen neuen Modetrend kreieren, ich habe nur vergessen, passende Schuhe

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