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Tante Dimity und der skrupellose Erpresser

Tante Dimity und der skrupellose Erpresser

Titel: Tante Dimity und der skrupellose Erpresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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einzupacken, und hoffte, Emma könnte mir aus der Patsche helfen.«
    »Ich bin sicher, dass sie das kann. Ihr Zimmer liegt am Ende des Gangs.« Der Blick des Mannes wanderte wieder zu meinem Gesicht hinauf.
    »Übrigens, ich bin Simon Elstyn.«
    Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen und erkannte, dass es langsam Zeit wurde, sich nicht länger wie ein naiver Teenager aufzuführen. »Ich bin Lori Shepherd«, sagte ich beiläufig.
    »Ich bin mit Bill Willis verheiratet, einer von Lord Elstyns Anwälten.«
    »Was für ein Zufall«, entgegnete Simon. »Ich bin ebenfalls mit einer Anwältin Lord Elstyns verheiratet.« Er beugte sich vor und flötete: »Ich schätze, die beiden werden in dieser Woche viel zu tun haben. Was machen wir nur mit der ganzen freien Zeit?«
    Mir blieb der Mund offen stehen. »Sie scherzen, nicht wahr?«
    »Sorry?«, sagte er und schien ziemlich aus dem Konzept gebracht.

    Ich neigte meinen Kopf zur Seite und warf ihm einen skeptischen Blick zu. »Ich habe davon gehört, dass verheiratete Menschen während eines Wochenendes auf dem Lande Bäumchenwechsledich spielen, aber ich hatte wohl angenommen, dass mir ein solcher Vorschlag etwas subtiler unterbreitet würde. Im Ernst, Simon, wenn Sie einen Schnurrbart hätten, würden Sie ihn jetzt zwirbeln.«
    Er sah mich amüsiert an. »Ich glaubte bislang, dass Amerikaner immun gegen Subtilitäten seien.«
    »Da hat man Sie falsch informiert.« Ich wandte mich um, aber dann gewann meine Neugier doch die Oberhand. »Was Sie da vorhin sagten, über das Zustellen eines Briefes, was meinten Sie damit?«
    »Jemand hat sich als Briefträger betätigt.« Mit einem Zwinkern fügte er hinzu: »Ich bin froh, dass Sie es nicht sind.«
    »Gewiss nicht. Also …« Ich fand sein Lächeln zu verführerisch, um ihn weiter zu befragen. »Ich mache mich jetzt besser auf die Suche nach einem Paar Schuhe.«
    »Wenn Sie sonst noch etwas brauchen«, sagte er, »klopfen Sie einfach an meine Tür. Jederzeit.«
    »Ähm, ja danke«, stotterte ich, und während ich den langen Flur hinunterging, spürte ich, dass sein Blick mir folgte.
    Das lenkte mich so sehr ab, dass ich beinahe in Emma und Derek hineingelaufen wäre, die gerade aus der letzten Türe rechts traten. Derek trug einen Smoking, der allem Anschein nach eben erst aus dem Winterschlaf gerissen worden war, aber Emma sah umwerfend aus, in einem bodenlangen silbergrauen Kleid mit einem passenden Bolerojäckchen. Dazu trug sie zu meiner Erleichterung perlgraue, flache Schuhe.
    »Du hast es geschafft!«, rief Emma aus. »Ich dachte schon, du kommst nie.«
    »Wir sind im Verkehr stecken geblieben – und ich brauche unbedingt ein Paar Schuhe«, platzte ich heraus.
    Emma schaute auf meine nackten Füße hinunter, schüttelte in gespielter Verzweiflung den Kopf und ging in ihr Zimmer zurück.
    »Alles in Ordnung, Lori?«, fragte Derek. »Du siehst leicht erhitzt aus.«
    »Mir geht es gut«, antwortete ich und verdrängte Simons Bild aus meinem Kopf. »Aber ich wüsste zu gerne, warum die Turteltaube abgebrannt ist.«
    Derek schnaubte verächtlich. »Die Leibeigenen rebellieren, sollte man meinen.«

    »Ehrlich?«, fragte ich mit großen Augen.
    »Natürlich nicht.« Derek sah mich fast mitleidig an und malte mit dem Zeigefinger ein Bild in die Luft. »Die untere Terrasse wird von einer schmiedeeisernen Balustrade begrenzt. Der Schmied arbeitete heute Nachmittag mit dem Lötkolben an einer defekten Stelle in der Nähe des Buschwerks. Wahrscheinlich sind dabei ein paar Funken in die Büsche geflogen, die dort vor sich hin schmauchten, bis sie in der Abendbrise aufflammten. Eine Schande.«
    »Eine Tragödie«, verbesserte Emma, die mit den schwarzen Pumps in der Hand aus dem Zimmer kam. »Hast du irgendeine Vorstellung davon, wie lange es dauert, Formbüsche von dieser Größe zu kultivieren? Dem Himmel sei Dank, dass der Pfau und das Einhorn verschont geblieben sind.«
    »Bist du dir sicher, Derek?«, fragte ich, während ich Emmas Schuhe anzog. »Dein Vater scheint zu glauben …«
    »Vater hat sich nicht die Mühe gemacht, mit dem Schmied zu sprechen«, unterbrach mich Derek. »Er gibt sich nicht mit einfachen Handwerkern ab, der arrogante Narr.«
    »Derek …«, flehte Emma.
    »Schon gut.« Beschwichtigend hob Derek die Hand. »Ich reiße mich zusammen. Wenn er es auch tut.«
    Emma seufzte resigniert. »Es ist fast acht. Wir sollten hinuntergehen.«
    Vorsichtig folgte ich ihnen und testete den Sitz von Emmas Schuhen.

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