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Tante Dimity und der skrupellose Erpresser

Tante Dimity und der skrupellose Erpresser

Titel: Tante Dimity und der skrupellose Erpresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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die Bettdecke ans Kinn und schaute ins Kaminfeuer. Ich hätte es vor Dimity niemals zugegeben, aber die Aussicht, mehr Zeit allein mit Simon zu verbringen, war mir sehr willkommen. Ich fühlte mich in der Tat zu ihm hingezogen, aber nicht, weil er so schamlos flirtete oder so unverschämt gut aussah, und auch nicht, weil ich jemanden brauchte, der mich davon ablenkte, was zwischen seiner Frau und meinem Mann vor sich ging, was immer es sein mochte.
    Die Wahrheit war, ich fühlte mich ihm verwandt. Ich teilte mit ihm das Gefühl, dass wir nicht so recht in die moderne, vulgäre Wegwerf-Welt passten, in die wir geboren worden waren.
    Mein Cottage war natürlich bescheidener als Hailesham, aber ich schätzte jeden einzelnen handgemachten Dachbalken und jede Bodendiele. Auf der persönlichen Ebene verband uns das Schicksal, dass uns unsere jeweiligen Ehepartner ziemlich oft allein ließen. Außerdem waren wir beide sehr leidenschaftliche Menschen.
    Ich hatte den zärtlichen Blick nicht vergessen, den er mir zugeworfen hatte, als ich ihm riet, vorsichtig zu sein. Dieses Mal hatte er nicht gespielt. Die Maske war abgestreift worden und hatte einen Mann enthüllt, der so sehr nach Zuneigung hungerte, dass eine simple Geste der Sorge sein Herz berührte. Es schien absurd, dass ein Mann mit seinem Charme so einsam war.
    »Armer reicher Junge«, murmelte ich. »Kann es sein, dass du alles hast, was du haben willst, nur nicht die eine, der du etwas bedeutest?«
    Ich legte mich auf die Seite und sah Reginald an. Seine schwarzen Knopfaugen glänzten im langsam schwächer werdenden Licht des Kaminfeuers.
    »Simon glaubt, dass wir aus dem gleichen Holz sind, aber das ist nur ein Teil der Wahrheit.
    Denn während er es mit Gina aushalten muss, habe ich immerhin meinen süßen Bill.« Ich entdeckte einen Blaubeersaftfleck auf der Schnauze meines Hasen und runzelte die Stirn. »Zumindest glaube ich, dass ich ihn habe …«

8
    ALS ICH ZUM Frühstück nach unten kam, befand sich nur Oliver Elstyn im Speisesaal. Bill war bereits zu einer unchristlichen Stunde aufgestanden, um den Morgen zusammen mit Gina, Derek und Lord Elstyn im Arbeitszimmer des Earls zu verbringen, während ich bis halb acht geschlafen hatte, ehe ich mich duschte und anzog. Ich beabsichtigte so weiterzumachen, als hätte ich niemals gehört, dass Bill Ginas Namen geflüstert hatte.
    Dimity hatte mir zu einem schlichten Twinset geraten und zu einem Tweedrock in herbstlichen Grün-und Lavendeltönen. In diesem konservativen Outfit kam ich mir vor, als lebte ich schon mein Leben lang auf einem ländlichen Anwesen, und mit Erleichterung stellte ich fest, dass auch Oliver im Landhausstil gekleidet war: Er trug ein Tweedjackett mit Fischgrätmuster, darunter ein beigefarbenes Hemd, braune Wollhosen.
    »Wo sind die anderen?«, fragte ich und deutete auf die leeren Stühle.
    Oliver schaute von seinem Teller auf. »Emma, Nell und Claudia sind reiten, Simon begleitet sie.
    Er reitet sein neues Jagdpferd ein.«
    Oliver nickte in Richtung des zwölffach unterteilten Fensters. Auf dem großen Rasen sah ich mehrere mit Efeu überwachsene Hürden. Während mein Blick über die Landschaft schweifte, näherten sich vier Reiter aus der Ferne, die um den Zierteich herum galoppierten. Drei ritten an den Hürden vorbei, aber der vierte, eine große Gestalt auf einem prächtigen Apfelschimmel, segelte mit Leichtigkeit über die erste Hürde und nahm auch die anderen, ohne aus dem Rhythmus zu kommen.
    Ich vermutete, dass Simon vorneweg ritt, aber ich war mir nicht sicher.
    Emma musste die kleinste der vier sein, aber Nell und Claudia konnte man aus der Entfernung nicht voneinander unterscheiden. Lange Beine, schlank und identisch gekleidet, schwarze samtene Reithelme, lange schwarze Stiefel, helle Reithosen und schwarze Reitjacken.
    »Besser sie als ich«, sagte ich kopfschüttelnd.
    »Auf meiner Liste der unangenehmen Dinge kommt Reiten gleich hinter dem Zahnarztbesuch.«
    Die Bemerkung entlockte Simons jüngerem Bruder den Hauch eines Lächelns.

    »Sie mögen Pferde nicht?«, fragte er.
    »O doch, ich mag sie«, antwortete ich. »Solange ich nicht auf dem Rücken eines Pferdes sitzen muss.«
    »Mein Onkel wird enttäuscht sein«, meinte Oliver. »Er ist der Meinung, dass eine Dame unbedingt reiten können muss.«
    Ich schnaubte verächtlich. »Dann streichen Sie mich bitte gleich von der Damenliste. Ich komme darüber hinweg.«
    Oliver sah mich zweifelnd an, bevor er nickte, als

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