Tante Dimity und der unbekannte Moerder
Chemotherapie oder Bestrahlungen leiden. Und bei AIDS-Patienten kommt es auch zur Anwendung. Es ist in der Tat eine extrem nützliche Pflanze.«
»Da muss es doch frustrierend sein, wenn man selbst es nicht benutzen kann«, kommentierte Nicholas.
»Das ist es, ja«, seufzte Miranda. Sie klopfte sich kurz den Kohlenstaub von den Händen und kehrte zu ihrem Sessel zurück. »Aber für den Anbau benötigt man eine spezielle Lizenz.«
»Hast du so eine Lizenz, Miranda?«, erkundigte sich Nicholas.
»Nein. Und das ist der Grund, warum du auf diesem Grundstück kein Marihuana finden wirst.«
Darauf erwiderte Nicholas nichts. Er hob den Blick nur wieder zu der Lücke zwischen zwei Bündeln getrockneter Kräuter.
»Es ist allerdings meine Überzeugung«, fuhr Miranda fort, »dass volkstümliche Medizin dem Volk gehört und nicht irgendwelchen medizinischen Gremien. Das habe ich auch Mrs Hooper gesagt, als sie mir damit drohte, mir die Rauschgiftpolizei auf den Hals zu hetzen.«
Nicholas zog eine Augenbraue hoch. »Sie hat dir wirklich damit gedroht?«
»Ich hatte sie im Verlauf unseres Gesprächs zweimal beleidigt, Schätzchen. Da konnte sie doch unmöglich zulassen, dass ich ungeschoren davonkam – oder was meinst du, Seraphina?«
Miranda hob die Katze hoch und schmiegte sie an ihre Schulter. »Als sie die Nerven – und ihren Charme – verlor, hat sie eben versucht, uns einzuschüchtern. Wir haben ihr gesagt, sie soll einfach mal mit der Rauschgiftpolizei zu uns zum Tee kommen. Stimmt doch, mein Liebling, nicht wahr?« Sie begann, Seraphina zu liebkosen.
»Ich frage mich nur …« Nicholas rieb sich nachdenklich das Kinn. »Glaubst du, dass sie sonst noch jemanden in Finch bedroht hat?«
»Jeden, könnte ich mir vorstellen. Es war einfach stärker als sie. Ihre Seele war von ihrer Angst verzerrt, zerrissen, verwüstet. Manche Menschen macht die Angst schüchtern – seht euch nur an, was sie bei dem armen George angerichtet hat –, aber andere verwandelt sie in gefräßige Ungeheuer.«
»Aber wovor hatte sie Angst?«, fragte ich.
»Vor allem, buchstäblich allem …« Miranda machte flatternde Bewegungen mit den Fingern.
»Sie war darauf angewiesen, jede Situation zu kontrollieren. Und um stets alle und alles im Griff zu haben, benutzte sie jedes Mittel, das ihr zur Verfügung stand.«
»Lügen, Drohungen, Einschüchterung«, murmelte Nicholas.
Miranda sah von ihrer Katze auf. »Und das ist nicht alles. Frag nur mal Peggy Taxman.«
Nicholas erstarrte, doch seine Stimme verriet nur leichte Überraschung. »Wie ich gehört habe, waren Mrs Taxman und Mrs Hooper alte Freundinnen. Tante Lilian hat mir gesagt, dass sie sich von früher kannten, als sie in Birmingham lebten.«
»Und Peggy trauert um Mrs Hooper«, ergänzte ich. »Sie geht jeden Tag an ihr Grab. Lilian hat uns erzählt, dass sie ein kleines Vermögen für Blumen ausgibt.«
Miranda warf verächtlich den Kopf zurück.
»Schuldgefühle und Krokodilstränen. Wenn ihr mich fragt, geht sie nur ans Grab, um sich zu vergewissern, dass Mrs Hooper immer noch tot ist.«
»Weißt du was, wovon wir nichts wissen?«, fragte Nicholas. »Möchtest du uns einweihen?«
Miranda antwortete mit einer Gegenfrage.
»Wusstest du, dass Peggy Mrs Hooper gratis im Crabtree Cottage hat wohnen lassen?« Um die Wirkung zu erhöhen, rollte sie das R in gratis übermäßig lange.
Ich starrte sie verdattert an. »Peggy hat keine Miete verlangt?«
»Ich wusste, dass dich das überraschen würde«, grinste Miranda.
Ich fuhr zu Nicholas herum. »Das höre ich zum ersten Mal, dass Peggy Taxman was kostenlos hergegeben hat.«
»Diesmal hat sie’s getan.« Miranda kraulte Seraphina an den Ohren. »Ich habe mal mitbekommen, wie Peggy und ihr Mann deswegen im Hinterzimmer des Emporium gestritten haben.
Jasper war empört. Er wollte wissen, warum Mrs Hooper kostenlos im Cottage wohnen durfte.
Und nicht nur das …« Ein maliziöses Lächeln spielte um ihre Mundwinkel. »Anscheinend stimmte auch die Buchführung nicht. Gewisse Geldbeträge waren spurlos verschwunden, und Jasper verlangte von Peggy Rechenschaft dar über. Dieser Hauskrach brachte mich auf einen Gedanken. Ahnt ihr, auf welchen?«
Ich verstand überhaupt nichts mehr. Ganz im Gegensatz zu Nicholas. »Erpressung«, sagte er wie aus der Pistole geschossen.
»Du würdest einen tollen Polizisten abgeben.«
Miranda deutete einen schmatzenden Kuss an.
»So schnell mit einer Schlussfolgerung zur Hand.
Aber ich
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