Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Titel: Tante Dimity und der unerhoerte Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
Vom Netzwerk:
schien der Ansicht zu sein …«
    Sir Poppet unterbrach sich, dann schüttelte er den Kopf. »Na, egal. Auf jeden Fall freut es mich, dass Sie wieder so wohl aussehen. Lady Nell ist mit Ihrem Chauffeur die Schwäne füttern gegangen, die beiden müssen gleich zurück sein. Bitte, nehmen Sie doch Platz.« Er bot mir seine Liege an und zog eine zweite für sich heran.
    »Es war sehr liebenswürdig von Ihnen, uns zu beherbergen«, sagte ich. »Ich nehme an, Sie sind mit Nells Familie befreundet?«
    »Ich ging mit ihrem Großvater in die Schule«, erklärte Sir Poppet. »Er war es auch, dem ich diesen Spitznamen verdanke.« Sir Poppets Lippen wurden schmal, als ob er sich nicht besonders gern daran erinnerte. »Danach trennten sich unsere Wege. Er wurde … das, was er ist, und ich studierte Medizin, aber wir sind immer in Verbindung geblieben.«
    »Dann sind Sie also Arzt?«, fragte ich.
    »Hat Lady Nell Ihnen das nicht gesagt?«, fragte Sir Poppet. »Ich bin der Direktor von Cloverly House. Ich höre, Sie interessieren sich für einen unserer …« Er verstummte, als ich anfing zu lachen.
    Ich konnte nicht anders. Als Nell sagte, sie würde sich etwas einfallen lassen, damit wir Onkel Williston sehen könnten, hatte ich erwartet, dass sie irgendeinen Plan aushecken würde, in dem falsche Schnurrbärte oder Strickleitern mit Enterhaken zum Einsatz kommen würden. Aber ich hatte ihre Kühnheit unterschätzt. »Verzeihen Sie«, sagte ich, »aber Nells Einfälle verschlagen mir manchmal die Sprache.«
    Sir Poppet nickte verständnisvoll. »Sie ist ein bemerkenswertes Kind«, bestätigte er, dann überraschte er mich, indem er Bertie zurief: »Das bemerkenswerteste Kind, das uns wohl je begegnen wird, nicht wahr, Sir Bertram?«
    Nell wird diesen Bär eines Tages der Königin vorstellen, dachte ich, und niemand wird mit der Wimper zucken.
    »Lady Nell sagte mir, dass Sie aus dem gleichen Grund hergekommen sind wie Ihr Schwiegervater«, fuhr Sir Poppet fort, »um mit Williston über gewisse Einzelheiten der Familiengeschichte zu sprechen.«
    »Das ist richtig«, sagte ich und segnete im Stillen Nells Einfallsreichtum. »Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen.«
    »Ganz und gar nicht. Mir sind Besucher sehr recht, und ich bin froh, dass Williston eine ganze Reihe davon hat. Einmal im Monat kommt Lucy ihn besuchen, außerdem Gerald und Arth …«

    »Gerald?«, sagte ich und setzte mich auf.
    Sir Poppet wirkte etwas unbehaglich. »Hmmm.
    Das hätte ich vielleicht nicht erwähnen sollen, und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie es für sich behielten. Gerald Willis ist persona non grata in seiner Familie, aber ich finde, dass gerade seine Besuche eine Wohltat für Williston sind. Er ist der Einzige, auf den Williston reagiert. Gerald kommt jeden Monat her, den weiten Weg von Surrey – und dann auch noch mit der Bahn. Ein netter Mann.
    Kennen Sie ihn?«
    »Ich habe ihn kennen gelernt.« Ich tat so, als ob ich aufmerksam zuhörte, aber innerlich jubilierte ich. Ich hatte Recht gehabt, und Miss Kingsley und Arthur hatten sich getäuscht. Gerald fuhr nicht von Haslemere nach London, um sich mit dem Kloß zu amüsieren. Er fuhr nach London, um mit dem Zug zu Onkel Williston in Cloverly House weiterzufahren. Vielleicht traf er sich mit dem Kloß zu einem schnellen Imbiss und ein wenig Fachsimpelei im Flamborough, ehe er den Anschlusszug nahm.
    Und wenn Gerald so weit fuhr, um seinen Onkel in Kent zu besuchen, war es dann wirklich so abwegig, zu vermuten, dass er eine zweite monatliche Reise machte, um seinen Vater in Bedfordshire zu besuchen? Arthur konnte lachen, so viel er wollte, aber mir fiel es nicht schwer, das zu glauben. Ich griff nach Reginalds Kissen, um sie aufzuschütteln, dann lehnte ich mich zurück und versuchte, den rotgoldenen Nebel aus meinem Kopf zu vertreiben.
    »Ich bin überzeugt, dass Gerald einen positiven Einfluss auf Williston hat«, sagte Sir Poppet gerade, »denn Gerald respektiert seine Wahnvorstellungen. Er bringt immer ein passendes Geschenk für seinen Onkel mit – ein silbernes Kartenetui, eine emaillierte Schnupftabaksdose, eine goldene Uhrkette, solche Sachen.«
    Ich fragte mich, welche Art von Wahnvorstellungen man haben musste, die solch teure Angebinde notwendig machten, aber ich wollte das Thema jetzt nicht vertiefen. Ich würde es selbst bald herausfinden. »Wann können wir Onkel Williston besuchen?«
    »Heute Vormittag wäre es am besten«, sagte Sir Poppet. »Meine Sekretärin hat Sie angemeldet,

Weitere Kostenlose Bücher