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Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Titel: Tante Dimity und der unerhoerte Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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mir Leid , aber ich muss gehen . Ich werde von einem anderen meiner Kinder gebraucht . Ich bin bald zurück , Liebes . Drück Reginald für mich .
    Ich schloss das Tagebuch und fühlte einen kleinen Stich. Ein anderes ihrer Kinder? Ich hatte mich immer für Dimitys spirituelle Tochter gehalten –  für ihre einzige spirituelle Tochter –, und einen Augenblick fühlte ich einen Anflug von Eifersucht, die unserer glücklichen Wiederbegegnung einen empfindlichen Dämpfer zu verpassen drohte.
    Reginald kam mir zu Hilfe, indem er vom Kopfkissen fiel und auf dem Tagebuch landete, um sich seine Liebkosung einzumahnen. Als ich ihn aufhob, merkte ich, wie dumm ich war. Es war doch absurd, anzunehmen, dass ich das einzige Kind gewesen war, das Dimity mit ihren Geschichten und Kuscheltieren getröstet hatte. Als sie nach dem Krieg in Starling House gearbeitet hatte, hatten Dutzende, wenn nicht gar Hunderte von Waisen ihren Weg gekreuzt. Ausgerechnet für mich dürfte es doch keine Überraschung sein, dass einige dieser Menschen Dimitys Hilfe immer noch brauchten.

    Ich legte das Tagebuch wieder in das Kästchen auf meinem Nachttisch, lehnte mich in die Kopfkissen zurück und streichelte Reginalds Schnurrbart mit meinem Zeigefinger. »Also, Reg«, sagte ich, »Bill sitzt noch immer gestrandet in Maine, Willis senior ist ein paar hundert Meilen weit weg in Yorkshire, und Nell und ich versinken langsam im Sumpf der Willis’schen Familientragödien. Und nun sag mir bloß – warum bin ich trotzdem so verdammt glücklich?«
    Es klopfte an der Tür und Nell schlüpfte ins Zimmer. Sie trug einen elfenbeinfarbenen Morgenmantel aus Seide über einem kornblumenblauen Nachthemd und hatte ein Kleid und ein Paar beige Ballerinas in der Hand. Sie stellte die Schuhe vor die Frisierkommode und legte das lose Baumwollkleid, das eine gesmokte Passe hatte, über den Stuhl. »Hoffentlich macht es dir nichts aus«, sagte sie zaghaft, »aber ich habe dir das für morgen herausgesucht. Ich glaube, du wirst das noch bequemer finden als die Jeans und den Pulli.«
    »Danke, Nell«, sagte ich. »Die Jeans sind sowieso nicht mehr ganz sauber.« Ich klopfte einladend aufs Bett. »Und jetzt komm hierher. Ich habe eine Überraschung für dich.«
    Nell zögerte. »Ich weiß nicht, ob ich heute noch mehr Überraschungen brauchen kann.«

    »Verlass dich auf mich«, sagte ich und langte nach dem Olivenholzkästchen. »Über diese wirst du dich freuen.«
    Ich musste meine Begegnung mit Cyril drei Mal beschreiben, ehe Nell es begriff. Sie drehte das Tagebuch in den Händen und ließ die Seiten durch ihre Finger gleiten, als könne sie noch nicht so recht glauben, dass Tante Dimity sich zu uns gesellt hatte. Ich konnte es ihr gut nachfühlen.
    »Du schienst dich schon beim Abendessen über irgendetwas zu freuen.« Plötzlich kicherte sie.
    »Und ich dachte, es sei der Kräutertee, den Sir Poppet dir brauen ließ, um deinen Magen zu beruhigen.«
    »Das hat bestimmt dazu beigetragen«, gab ich zu. »Ich habe ihn um einen kleinen Vorrat gebeten
    – ich möchte keinen Rückfall in Pauls Limousine riskieren.«
    »Glaubst du, dass der alte Cyril Dimity kannte?«, fragte Nell. »Im Krieg, meine ich.«
    »Das ist möglich«, erwiderte ich. »Bobby, ihr Verlobter, war während des Luftkriegs auch in Biggin Hill stationiert. Dimity muss ihn besucht haben, ehe sein Flugzeug über dem Ärmelkanal abgeschossen wurde, also kann sie auch Cyril kennen gelernt haben.« Ich sah Reg an und dachte an Dimitys andere Kinder. »Ich glaube langsam, dass Dimity ein ganzes Netzwerk von Leuten hat, mit denen sie … noch immer in Kontakt ist.«
    Nell ließ ihre Finger über den Deckel des Tagebuchs gleiten. »Hast du sie gefragt, ob sie etwas über Julia Louise erfahren hat?«
    »Nein.«
    »Hast du sie nach Sybella Markham gefragt?«
    »Äh … nein«, gab ich verlegen zu.
    Nell legte den Kopf auf die Seite. »Worüber habt ihr dann gesprochen?«
    »Flitterwochen«, sagte ich lächelnd. »Und über den Weg zur wahren Liebe.« Ich nahm das Tagebuch und legte es wieder in das Kästchen. »Ich habe jedoch ein paar nützliche Informationen erhalten. Tante Anthea lebt auf einem Anwesen namens Cobb Farm in der Nähe von Lastingham, und William ist tatsächlich zu ihr gefahren.«
    Nell zog ihre Knie an die Brust und runzelte die Stirn. »Er wird sie wegen der Papiere fragen, die Lucy ihr geschickt hat. Und er wird die falsche Kaufurkunde, die Tante Anthea ihm zeigen wird, für echt halten,

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