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Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Titel: Tante Dimity und der unerhoerte Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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oder?«
    »Nein.« Sir Poppet schüttelte energisch den Kopf. »Sybil und Douglas sind beide im Feuer umgekommen, als ihr schäbiges Hotel in der Nähe von Toronto abbrannte.«
    »Also deshalb hat er gedacht, ich sei ein Gespenst.« Nell schaute auf ihr weißes Kleid hinunter und sah gespenstischer aus, als gut für sie war.
    Ich legte meinen Arm um sie, während Sir Poppet nach dem Telefonhörer griff. Er sprach so leise, dass ich seine Worte kaum verstand, und als er fertig war, goss er aus einer Karaffe ein Glas Eiswasser ein, kam hinter dem Schreibtisch hervor und gab das Glas Nell.

    »Es tut mir Leid, dass ich Sie so erschreckt habe«, sagte er. »Ich hatte wirklich gedacht, die Familie hätte Ihnen die ganze Geschichte erzählt. Ich merke jetzt, dass das Thema immer noch zu schmerzhaft sein muss, um daran zu rühren.«
    »Der arme Williston«, murmelte Nell.
    »In der Tat.« Sir Poppet setzte sich auf den Rand seines Schreibtisches. »Als Sybil ihn verließ, suchte er die Schuld bei sich. Er dachte, dass er sie vernachlässigt habe, weil er zu viel Zeit in der Kanzlei zugebracht hatte. Als er von ihrem Tod erfuhr, war er außer sich vor Schuldgefühlen und Reue. Und nun hat er die schmerzhafte Wirklichkeit gegen eine Existenz eingetauscht, in der er jeden Tag und jede Stunde damit verbringt, Sybil mit weltlichen Gütern zu überschütten, die sie längst nicht mehr braucht.«
    Ich sah hinüber zur Kaufurkunde, die in dem Kästchen aus Olivenholz auf Sir Poppets Schreibtisch lag. »Wie zum Beispiel Anne Elizabeth Court Nummer drei?«
    »Und den Landsitz der Familie in Yorkshire, und noch eine ganze Menge außerdem.« Sir Poppet seufzte. »Seit zwei Jahren macht er nichts anderes, als Dokumente anzufertigen, in denen er seinen gesamten Familienbesitz Sybil überschreibt. Als Entschädigung dafür, dass er sich so wenig um sie gekümmert hat, vermute ich.«
    Ich streckte die Hand nach dem Kästchen aus.
    »Darf ich diese Urkunde behalten?«
    »Ich wüsste nicht, was dagegen spricht«, sagte Sir Poppet. »Vielleicht würde es Williston aufregen, wenn er sie wiedersähe, nachdem er sie Sybella überreicht hat. Ja, natürlich, nehmen Sie sie ruhig mit, und das Kästchen auch.«
    Nell rutschte unruhig in ihrem Sessel herum.
    »Warum erwähnte Williston seine Mutter?«, fragte sie. »Und was war das für ein Diebstahl? Und warum Sybella Markham statt Sybella Willis? War Sybils Mädchenname Markham?«
    »Nein, er war Farrand.« Sir Poppet hob die Hände, dann ließ er sie fallen. »Ich kann auch nicht behaupten, dass ich alles verstehe, Lady Nell.
    Ich muss erst die Protokolle der heutigen Begegnung genau analysieren, ehe ich mich mit den Einzelheiten beschäftigen kann.«
    »Hat er meinem Schwiegervater gegenüber Sybella erwähnt?«, fragte ich.
    »Ihr Schwiegervater wurde aufs Genaueste über den Börsenkrach von 1720 informiert, als die South Sea Bubble platzte«, erwiderte Sir Poppet. Er tat einen ungeduldigen kleinen Seufzer und schüttelte den Kopf. »Ich glaube, Sie verstehen immer noch nicht so richtig. Dies war das erste Mal seit zwei Jahren, dass Williston den Namen seiner Frau ausgesprochen hat. Es ist ein äußerst wichtiger Durchbruch, und ich kann nur sagen …« Sir Poppet unterbrach sich, als an die Tür geklopft wurde.
    Er entschuldigte sich und ging hinaus, um im nächsten Augenblick mit Bertie im Arm wiederzukommen. »Sir Bertram erklärt, dass man Ihnen gratulieren müsse, Lady Nell, und ich muss sagen, dem stimme ich zu.«

    Von der Freitreppe vor Cloverly House sah ich zu, wie Sir Poppet, Nell und Bertie auf dem Rasen umherschlenderten. Nell war immer noch ziemlich verstört von ihrer unfreiwilligen Rolle in Onkel Willistons Therapie, und ich war Sir Poppet dankbar, dass er sich die Zeit nahm, mit ihr ausführlich darüber zu sprechen.
    Wir saßen hier sowieso eine Weile fest, da ich Paul mit der Urkunde, die Onkel Williston Nell gegeben hatte, nach London geschickt hatte. Ich hatte im Britischen Museum einen Freund, der Fachmann für Papiere und Tinten war, den hatte ich gebeten, sich das Dokument anzusehen. Wenn Toby Treadwell es für eine Fälschung hielt, war auch ich bereit, das zu glauben. Wenn nicht, dann würde ich eine ganze Reihe neuer Fragen stellen, zum Beispiel: Wer war Sybella Markham? Wie war ihr Besitz in die Hände der Familie Willis gekommen? Und was hatte das alles mit meinem Schwiegervater zu tun?
    Ich drückte die Hand gegen meinen Rücken und schlenderte hinüber zu einer

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