Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Titel: Tante Dimity und der unerhoerte Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
Vom Netzwerk:
›Kloß‹ besser als ›Tomate‹. Denn schließlich färbte sie ihre grauen Haare dunkelbraun und nicht rot.«
    Dürre Beine, keine Taille, gefärbtes Haar … So hatte Arthur doch die Frau beschrieben, mit der Gerald sich im Flamborough zum Essen traf. Nicht mehr ganz taufrisch, hatte er gesagt, und das wäre sie auch nicht, wenn sie während der Affäre mit Douglas bereits graue Haare hatte. Aber warum in aller Welt sollte Gerald sich regelmäßig mit der ehemaligen Geliebten seines toten Onkels treffen?

    Anthea fing an, die Dokumente wieder in den Kasten zu legen. »Der große Unterschied zwischen Gerald und Douglas«, sagte sie traurig, indem sie ihren Wortwechsel mit Swann wieder aufnahm, »ist der, dass Geralds Lügen ihm keinerlei Freude gebracht haben. Ich frage mich nur, warum er sie für nötig hielt.« Mit einem Seufzer schloss sie den Kasten. »Kann ich euch sonst noch etwas zeigen?«
    »Nein, vielen Dank«, sagte Nell. »Ich glaube, Bertie und ich gehen jetzt nach oben. Es war ein langer Tag.«
    »Lori?«, sagte Anthea.
    Ich stand auf. »Ich würde gern noch etwas frische Luft schnappen, ehe ich zu Bett gehe, wenn du nichts dagegen hast.«
    »Eine gute Idee«, sagte Anthea. »Nach deinem langen Mittagsschlaf wirst du wohl nicht so leicht einschlafen. Aber man sagt ja, dass die Luft von Yorkshire so gut ist wie eine Schlaftablette. Soll ich dir Gesellschaft leisten?«
    »Ach nein, danke«, sagte ich. »Geh ruhig schon mit Nell hinauf. Ich drehe nur noch kurz eine Runde im Hof.«
    Fünf Minuten später stand ich im Flur, eingemummelt in eine warme Wolljacke von Anthea und mit einer langen schwarzen Taschenlampe versehen, die zur Not auch als Keule verwendet werden konnte. Ich sagte Anthea, Nell und Bertie gute Nacht, öffnete die Tür und fühlte mit Genuss den kalten Wind auf meinem Gesicht. Ich hoffte, er würde mich zur Besinnung bringen.

24
    Es WAR ZEHN Uhr und stockdunkel. Aus den dicht verhüllten Fenstern des Hauses drang nicht der kleinste Lichtschimmer, und auf dem Hof gab es keine Außenbeleuchtung, die ein beruhigendes Licht verströmt hätte. Mond und Sterne waren von den Wolken, die der Wind von den Hochmooren fegte, ausgelöscht worden, und die Hügel ringsum schnitten uns auch sonst von jedem Lichtschein ab, der von einer der benachbarten Farmen oder vom Dorf hätte kommen können. Der Lichtkegel meiner Taschenlampe schnitt eine Schneise in die Finsternis, die mich wie ein tiefschwarzes Meer umgab.
    Es war eine geräuschvolle Dunkelheit. Außer dem gewöhnlichen Chor der Insekten und dem Rauschen der Bäume auf den bewaldeten Hügeln pfiff und stöhnte der Wind um die Stallgebäude, die Pferde schnaubten und stampften und eine Stalltür, die nur halb geschlossen war, knarrte in den Angeln. Das rhythmische Quietschen würde mich verrückt machen, entschied ich, und die Zugluft konnte für das Fuchsfohlen auch nicht gut sein. Also senkte ich entschlossen den Kopf, stellte den Kragen hoch und stapfte über den Kies, um die Tür zu schließen. Strohhalme, die im Licht der Taschenlampe durch die Luft flogen, erinnerten mich daran, den Schein auf den Boden zu richten, falls die Pferde hier noch andere, weniger angenehme Spuren hinterlassen hatten. Ich war eine Armeslänge von der Stalltür entfernt und versuchte gerade, mir Nell mit einer Mistgabel in ihren hübschen, schlanken Händen vorzustellen, als mir ein lautes Wiehern einen kalten Schauer über den Rücken jagte und mich in meinem Entschluss noch bestärkte, dafür zu sorgen, dass Antheas Lieblinge für die Nacht sicher eingeschlossen waren.
    Als ich nach der Klinke griff, um die Tür zuzuziehen, schoss mir etwas zwischen den Beinen hindurch, so dass ich aufschreiend in den Hof zurück taumelte. Ein scharfer Windstoß ergriff die Tür und dröhnte in meinen Ohren, als Nächstes vernahm ich ein klägliches ›Miau‹. Der Schein meiner Taschenlampe zuckte am Boden entlang, bis er auf ein Paar grüner Augen fiel, die in einem kleinen schwarzweiß behaarten Gesicht glühten.
    »Du kleines Biest .« Meine Hand umklammerte krampfhaft das Vorderteil meiner Jacke und ich schnappte nach Luft, als das Kätzchen mir um die Beine strich. »Deinetwegen hätte ich jetzt beinahe eine Herzattacke gehabt«, sagte ich leise und wollte gerade über meine schwachen Nerven lachen, als ich hinter mir ein Geräusch hörte und eine Hand sich auf meine Schulter legte.
    Vor Entsetzen konnte ich keinen klaren Gedanken fassen, aber mein Körper reagierte

Weitere Kostenlose Bücher