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Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Titel: Tante Dimity und der unerhoerte Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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jetzt über den Drachen sprechen, so viel du willst, Schatz. Ich gehe nämlich nach oben und schau mal nach Lucy.«
    »Danke, mein Alter«, sagte Anthea, und als er aus dem Zimmer war, bemerkte sie: »Er kann mit Lucy viel besser reden als ich. Sie lässt mich überhaupt nicht an sich ran und blockt ab, sobald ich nur frage, was eigentlich mit ihr los ist.« Sie hob die Hände und sagte mit traurigem Lächeln:
    »Das Los einer Mutter ist wahrlich manchmal nicht das leichteste. Aber nun …«, fuhr sie fort, indem sie sich vom Sofa erhob, »Lucy sagte, ihr würdet euch vielleicht für die Dokumente interessieren, die sie über Julia Louise zusammengetragen hat. Kommt doch mit rüber in meine Arbeitsecke …«
    Die nächste Stunde verbrachten Anthea, Nell und ich mit einer historischen Entdeckungsreise, wobei Anthea ihre Schätze an Familiendokumenten nacheinander vor uns ausbreitete und dazu die Kommentare lieferte. Es gab Gerichtsbeschlüsse, Briefe, Visitenkarten, Rechnungen von Schneidern, Hutmachern, Juwelieren und Parfümerien – eine faszinierende Mischung geschäftlicher und privater Details, alles Dinge, die Antheas Biografie sehr authentisch machen würde.
    »Julia Louise war Witwe, sie kam aus Bath und nahm London im Sturm«, erklärte Anthea stolz.

    »Ich hoffe, die jungen Frauen von heute werden sie sich als Vorbild nehmen.«
    Als ich mir gerade eine weitere echt aussehende Kaufurkunde von Anne Elizabeth Court Nummer drei ansah – diesmal war der Name von Sir Williston als Eigentümer eingetragen –, erinnerte ich mich an Toby Treadwells Warnung: »Fälschungen hat es damals auch schon gegeben.«
    Man hat auch Dokumente vernichtet, sagte ich mir. Erneut betrachtete ich das Porträt, ich sah Julia Louises hohe Stirn und ihre ruhigen braunen Augen, aber zum ersten Mal bemerkte ich auch den harten Zug um ihren Mund. Julia Louise, so dachte ich, hatte eine ganze Reihe unerfreulicher Dinge auf dem Kerbholz, die sie im Interesse ihrer Familie getan hat. Hatte sie auch den Besitz ihres Mündels gestohlen?
    Es war ihr so wichtig gewesen, die Firma nach London zu verlegen. Ein Gebäude in der Nähe des Gerichtsviertels muss eine große Versuchung für sie gewesen sein. War sie ihr erlegen? Hatte sie Sybellas Kaufurkunde in den Archiven der Familie verschwinden lassen und durch eine Kopie nach ihren eigenen Vorstellungen ersetzen lassen?
    Mein Herz fing an zu hämmern, und ich musste mich zusammenreißen. Meine Fantasie ging wieder einmal mit mir durch. Schließlich hatte Anthea Sybella nicht einmal erwähnt, und aus keinem der Dokumente ging hervor, dass Julia Louise jemals ein Mündel gehabt hatte. Ich wandte den Blick von dem Porträt ab und sagte mir, dass Nells Überzeugung von Sybellas Existenz nur auf Vermutungen beruhte.
    Anthea hielt ebenso wenig von Julia Louises jüngerem Sohn wie Lucy. »Lord William war ein Schleicher, wie mein früherer Mann. Sowie seine Mutter sich umdrehte, war er hinter den Zimmermädchen her und verführte sie.« Sie machte eine Pause, als müsse sie die Sache näher erklären. »Ihr müsst nämlich wissen, es war nicht so sehr Sex, was Douglas reizte, als die Geheimnistuerei. Ich denke manchmal, er muss sich wie eine Art Agent gefühlt haben. Vielleicht wollte er damit verhindern, erwachsen zu werden.«
    »Hat Lord William Sybella Markham verführt?«, fragte Nell.
    Ich hielt den Atem an. Das war ein so gewagter Frontalangriff, wie ihn nur Nell fertig bringen konnte.
    »Sybella Markham ist ein Hirngespinst des armen Williston«, sagte Anthea. »Obwohl wir alle glauben, dass es mit seiner hübschen jungen Frau zusammenhängt.« Auch das schien sie an ihren toten Mann zu erinnern, denn sie fuhr fort, von ihm zu reden, als sei sie noch nicht bereit, das Thema fallen zu lassen. »Was Douglas’ Affäre mit Sally der Schlampe so absurd machte, war, dass sie weder jung noch hübsch war. Ich sage euch, sie war eine Tomate auf Zahnstochern. Und diese Augen …« Sie schüttelte sich theatralisch. »Ich dachte immer, braune Augen seien warm, aber ihre waren so kalt wie Eis und hart wie Stein.«
    Ich legte die Kaufurkunde beiseite und hatte das Gefühl, als sei ich abrupt aus der Vergangenheit in die Gegenwart katapultiert worden. Ich hatte diese Worte schon einmal gehört, es war noch gar nicht lange her. »Eine Hexe mit harten Augen?«, sagte ich langsam. »Ein kleiner runder Kloß von einer Frau?«
    »Oh, das gefällt mir.« Anthea lächelte beifällig.
    »Ja, vielleicht ist

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