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Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Titel: Tante Dimity und der unerhoerte Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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hatte.
    »›Lori klingt, als ob es ihr nicht gut geht‹«, setzte Bill seinen inneren Dialog fort. »›Warum zum Kuckuck bist du nicht dort drüben und kümmerst dich um sie?‹« Bill zuckte die Schultern. »Also sagte ich den Biddifords, sie könnten mich mal, und funkte nach einem Rettungsflieger, um mich dort rauszuholen. Und Gott weiß, inzwischen war ich wirklich ein Notfall. Gibt’s noch etwas von der warmen Milch?«
    Ich brachte den Topf zum Tisch und füllte Bills Becher noch einmal, dann häufte ich Roastbeef und YorkshirePudding auf seinen Teller. Ich musste ihm das Fleisch zerschneiden, denn sein linker Arm war so gut wie nicht zu gebrauchen – er hatte es fertig gebracht, das Handgelenk gerade auf der Seite zu verstauchen, wo er sich auch den Daumen mit dem Angelhaken durchbohrt hatte. Armer Daumen, dachte ich zärtlich, als ich den weißen Mullverband betrachtete, der komisch abgespreizt aus dem Gips ragte.
    Ich stellte den Teller vor Bill, drückte ihm einen Kuss auf den Kopf und setzte mich ihm gegenüber an den Tisch. Ich konnte nicht aufhören, ihn anzusehen. Sonnenbrand und Wind hatten seiner sonst so blassen Haut eine gesunde Röte gegeben, und sein glatt rasiertes Kinn war genauso ausgeprägt wie das von Onkel Williston. Hinter der schmalen Schildpattfassung seiner neuen Brille verschwanden seine braunen Augen nicht mehr so sehr wie hinter der alten, und zu seinen braunen Kordhosen, die ich kannte, trug er einen robusten Fischerpullover mit Zopfmuster, der mir sehr gefiel, den ich aber noch nie an ihm gesehen hatte.
    »Das Rettungsteam verarztete meinen Arm und half mir beim Rasieren, weil sie sehen wollten, ob ich Brandwunden im Gesicht hatte, dann setzten sie mich in Bangor ab, von wo ich einen Linienflug nach Logan nahm. Wir kamen gerade noch vor einem gewaltigen Sturm weg. Ich hoffe, er hat die Biddifords … zum Teufel gefegt.«
    »Aber wie bist du so schnell zu einer neuen Brille gekommen?«, fragte ich.
    »Miss Kingsley. Ich rief sie aus der Concorde an, und die Brille war fertig, als ich in Heathrow ankam.« Er berührte die Schildpattfassung und sah mich scheu an. »Gefällt sie dir?«
    »Ich finde sie wunderschön«, sagte ich und nahm mir im Stillen vor, Miss Kingsley zu Champagner und Kaviar einzuladen, wenn ich das nächste Mal in London war.
    Bill zupfte am Ärmel seines Pullovers. »Den hat Miss Kingsley mir auch gekauft, weil ich im Rettungsflieger mein Gepäck nicht mitnehmen konnte.
    Sie hat auch den Hubschrauber organisiert, mit dem ich nach York gekommen bin, und den Leihwagen für das letzte Stück hierher. Von Paul war sie über deine Reiseroute unterrichtet.«
    »Wo ist das Auto jetzt?«, fragte ich.

    »Das habe ich auf einem Feld an der Straße geparkt«, erwiderte er. »Ich wollte eigentlich erst morgen früh hier auftauchen, aber dann wurde ich neugierig und dachte, ich könnte mir die Farm ja schon mal heute Abend ansehen.«
    Er legte die Gabel hin und rieb sich die Seite.
    »Ich hatte dich gerufen, aber wohl nicht laut genug, der verdammte Wind hat alles übertönt.«
    »Es tut mir so Leid, Bill«, sagte ich, wobei mir vor lauter Mitgefühl die Rippen ebenfalls etwas wehtaten.
    »Ist nicht nötig«, sagte er und nahm die Gabel wieder auf. »Schließlich habe ich es verdient. Ich war so ein Dummkopf, Lori. Weißt du, warum sich die Biddifords jahrelang nicht über Quentin Biddifords Testament einigen konnten? Sie haben sich um eine Angelrute gestritten. Wegen einer verdammten antiken japanischen Angelrute aus Bambus haben sie die Firma dreißig Jahre lang in Atem gehalten.« Ärgerlich rammte er die Gabel in ein Stück Roastbeef.
    »Das ist absurd«, sagte ich, wobei ich mir Mühe geben musste, nicht zu lachen.
    »Wenn ich mit Vater gesprochen hätte, wäre ich gewarnt gewesen«, sagte Bill bitter. »Aber nein, ich konnte ihn ja unmöglich um Rat fragen. Was für ein dämlicher Dickkopf ich doch war.«

    »Ich nehme an, Miss Kingsley hat dir von deinem Vater berichtet«, sagte ich.
    »Was ist mit meinem Vater?« Bill sah von seinem Teller auf. »Ist er nicht hier bei euch?«
    Ich räusperte mich. »Nicht direkt …«
    Bill schob seinen Teller weg und hörte aufmerksam zu, als ich erzählte, was passiert war, von dem Moment an, wo ich Emmas Gemüsegarten verlassen hatte bis zu dem letzten Vorfall hier auf dem nächtlichen Hof, den er ja bestens kannte. Es dauerte länger als eine Stunde, bis ich alle Einzelheiten berichtet hatte. Na ja, fast alle.
    Als ich fertig

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