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Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Titel: Tante Dimity und der unerhoerte Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Stimme auf Tom einsprach, merkte ich, wie sich mein Puls wieder beschleunigte. Lucy hatte gesagt, Gerald würde alles tun, um die Familie oder die Firma zu schützen, aber vielleicht ging es ja um beides. Die Schlampe musste von einem Fehler wissen, der Arthur unterlaufen war – kein kleiner, leicht korrigierbarer Fehler, sondern ein gro ßer, nicht wiedergutzumachender, der die juristische Welt erschüttern würde, wenn er je an die Öffentlichkeit geriet. Sie musste sich mit dieser Information an Gerald gewandt haben, und der hatte sich entschlossen, die Sache zu vertuschen und die Schlampe für ihr Stillschweigen zu bezahlen. Du Dummkopf, dachte ich, wobei ich mich bemühte, mir meine Gedanken nicht anmerken zu lassen, du lieber, heldenhafter Dummkopf …
    Tom deutete an, dass er von der Sauerstoffmaske befreit werden wollte, und Schwester Watling nahm sie ihm ab. Sie kontrollierte seinen Puls, sah in seine Augen, und mit warnend erhobenem Zeigefinger ging sie wieder an ihren Platz.
    »Dieser große Tölpel Arthur«, sagte Tom mit einem erneuten pfeifenden Lachen. »Er war schon immer Lucys Liebling. Wir wollten ihn schon hundert Mal rausschmeißen – sogar Williston war einverstanden –, aber Lucy hat es nicht zugelassen. Hat ihn immer in Schutz genommen. Weil sie so flink ist, nehme ich an, und er so furchtbar langsam.«
    »Das wäre ein weiterer Grund für Gerald, sich vor ihn zu stellen«, sagte ich. »Nicht nur, um die Firma oder die Familie zu schützen, sondern um Lucy einen Gefallen zu tun.«
    »Ganz richtig, ganz richtig. Hätte es eigentlich schon vor Monaten merken müssen. Nun, Gott sei Dank, dass es überhaupt jemand gemerkt hat.«
    Tom fasste die Giraffe unterm Kinn. »Und wir hatten gedacht, unser Besuch sei gekommen, um über Sybella zu sprechen, wie Vetter William, nicht wahr, Geraldine?«
    »Entschuldigung«, sagte ich und beugte mich vor. »Hatten Sie gerade Sybella erwähnt?«
    Tom nickte. »Sie interessieren sich für sie?«
    Das ist die Untertreibung des Jahres, dachte ich.
    »Wir versuchen herauszufinden, wer sie war«, erklärte ich.
    »Wenn Ihnen das gelingt, müssen Sie es Ihrem Schwiegervater erzählen«, sagte Tom. »Ich habe auch keine Ahnung.« Er schwieg einen Moment, dann wiederholte er: »Ihr Schwiegervater. Meine Güte. So ein schlauer alter Fuchs. Er hat mir auch Fragen über die Schlampe gestellt, und jetzt ist er auf dem Weg zu meinem Sohn.«
    »Er vermutet vielleicht dasselbe wie wir«, sagte Bill.
    »Das befürchte ich«, sagte Tom. »Sally ist eine skrupellose Frau, und sie könnte skrupellose Freunde haben. Wenn sie das Gefühl hat, dass William eine Gefahr für ihre Einnahmequelle darstellt …«
    »Mein Gott«, sagte Bill und stand auf.
    »Hinweg mit euch«, sagte Tom und drohte mit dem Finger. »Mit aller gebotenen Eile. Erlegt den schlampigen Drachen und gebt meinem einfältigen Sohn eins hinter die Ohren.«
    Bill war ernsthaft erschrocken. Er verabschiedete sich schnell, dann verschwand er seitlich ums Haus.
    Als Nell und ich Onkel Tom, Schwester Watling und Geraldine Lebewohl gesagt hatten, stand er schon an dem weißen Gartentor und winkte Paul ungeduldig, das Auto vorzufahren. Sowie die Limousine da war, riss Bill die Tür auf und schubste Nell und mich eilig hinein. Er krabbelte hinterher und sprach durch die Sprechanlage mit Paul.
    »Paul«, sagte er in knappem, bestimmtem Ton,  »wir müssen so schnell wie möglich nach Haslemere. Mein Vater könnte ernstlich in Gefahr sein.«
    »Sehr wohl, Sir«, sagte Paul ruhig und trat aufs Gas.

    Newtons drittes Gesetz der Bewegung verschlug mir die Sprache und beinahe auch den Atem, als Paul in einer Geruchswolke von erhitztem Gummi Old Warden verließ. Jede Bewegung des Steuers verursachte eine entsprechende, aber entgegengesetzt verlaufende Bewegung im Fond – und als wir um eine scharfe Kurve schlitterten, klammerte Nell sich mit aller Macht an die Armlehnen, ich fiel gegen Bill.
    »Du lieber … Gott«, brachte ich heraus.
    »Wow«, gab selbst Bill zu.
    Paul erreichte eine kurze, gerade Strecke und beschleunigte unverzüglich, so dass ich gegen die Rückbank fiel. »Wir werden tot sein, ehe wir dort ankommen«, murmelte ich, tief in meinen Sitz gedrückt.
    Während Paul im gleichen Stil eine weitere Serie von Kurven nahm, betete ich inbrünstig, dass ich bis zu der geraden, breiten M1 durchhalten würde, denn mein Magen hatte bereits laut Protest angemeldet.
    »Bill«, sagte ich, weil ich mich ziemlich benommen

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