Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief
Kit.«
»Ich weiß noch was, das dich glücklich machen wird«, verkündete Emma. »Ich hab die Internetrecherche zu Kenneth Beacham durchgeführt. Das Ergebnis erfährst du, wenn hier etwas mehr Ruhe herrscht.«
Damit kehrte sie zu ihren vielen Aufgaben zurück. In meiner Freude schlang ich Bill die Arme um den Hals. »Endlich!«, jubelte ich. »Bald weiß ich alles, was es über Kenneth Beacham zu wissen gibt!«
»Hoffentlich hast du recht«, meinte Bill trocken.
Ein unterdrückter Freudenschrei von der Koppel her lenkte uns ab. Gabriel hatte seine Skizze vollendet und den Block Joanna überreicht. Sie saß immer noch auf dem Holzzaun und betrachtete die Zeichnung, während Gabriel sie ängstlich anblickte.
»Es ist nur eine grobe Studie«, erklärte er schüchtern. »Eine kleine Erinnerung an den heutigen Tag.«
»Das … das ist ja wundervoll!« Joanna löste die Augen von der Zeichnung und sah ihn an.
Gabriels Brustkorb schwoll sichtlich. »Freut mich, dass es dir gefällt.«
»Ich bin begeistert!« Joannas Blick verlor sich in seinen blauen Augen, bis ihr offenbar einfiel, dass sie und Gabriel nicht allein waren. Sie hielt den Block Bill entgegen und forderte uns und Annelise auf, das mit Bleistift skizzierte Meisterwerk zu bewundern.
Gabriel hatte einen todsicheren Weg gefunden, Joannas Herz zu erobern. Statt eine verträumte Vergöttlichung seiner Geliebten in spe vorzulegen, hatte er ein bezauberndes Porträt ihrer Tochter erstellt. Es zeigte Cloe – in voller Montur mit Stretchhose, Sweatshirt, Stiefeln, Helm – mit Toby, der geduldig eine Möhre aus ihrer Hand fraß. Die Skizze traf die aufgeregte Intensität des kleinen Mädchens ganz vorzüglich. Für sie gab es in diesem Moment nichts anderes als das gutmütige alte Pony.
»Herrlich«, murmelte ich.
»Sehr hübsch«, bestätigte Bill.
»Es ist ja nur eine grobe Skizze«, wiegelte Gabriel ab.
»Es ist wunderbar«, widersprach ihm Joanna, dann beugte sie sich zu ihm hinunter und küsste ihn auf die Wange.
Ich hängte mich bei Bill und Annelise ein und bugsierte sie unauffällig von der Koppel fort.
»Wohin gehen wir?«, fragte Bill. »Und was ist mit den Jungs?«
»Sei still und geh weiter«, zischte ich. »Kit passt schon auf die Jungs auf.« Ich war mir ziemlich sicher, dass Kit bald eine Weile auf drei Kinder würde aufpassen müssen, denn Joanna und Gabriel waren in ihre eigene Welt verschwunden.
Bis sechs Uhr, dem offiziellen Ende der Feier, waren die Reitschule voll ausgebucht, die Termine für die Reitstunden vereinbart und die Warteliste auf fünfundzwanzig Namen angewachsen. Die Eröffnungsfeier des Reitstalls galt bei allen Anwesenden als Erfolg auf der ganzen Linie.
Die Leute aus dem Dorf zogen mit Glückwünschen und einigen Blasen an den Füßen ab, Julian Bright kehrte in seine Kirche zurück, und Annelise brachte die Zwillinge zu Fuß nach Hause, nachdem sie sie irgendwie davon überzeugt hatte, dass Thunder und Storm besser schlafen würden, wenn zwei kleine Jungen sie nicht die ganze Nacht unentwegt anstarrten. Gabriel und Joanna fuhren ebenfalls heim, aber davor bestätigte Gabriel, dass es am Montagvormittag bei der Befragung von Kenneth Beachams früheren Nachbarn blieb.
Chloe war von dem aufregenden Tag so erschöpft, dass sie auf ihrem Kindersitz im Auto schon eingeschlummert war, bevor wir uns voneinander verabschiedet hatten.
Als die Massen sich zu guter Letzt zerstreut hatten, richtete der Cateringservice das Zelt – nach Dereks streng geheimen Anweisungen – für ein prächtiges Candle-Light-Dinner her. An diesem Mahl, das dem Buckingham Palace alle Ehre gemacht hätte, nahmen nur Bill und ich, Emma, Derek, Kit und ein paar wenige Freunde teil. Ein Trinkspruch folgte dem anderen, und unsere fröhlichen Rufe hallten durch die Nacht. Thunder und Storm fragten sich bestimmt, ob sie auf einer Rennbahn gelandet waren.
Die Gesellschaft brach um zehn Uhr auf, als Derek erklärte, dass er die Augen nicht mehr offen halten konnte, und sich ins Bett verzog. Auch Emma hätte müde sein müssen, aber das unerwartete und überaus fröhliche Bankett verlieh ihr frische Kräfte. Schließlich schob sie Bill und mich voller Begeisterung in ihr Büro im Erdgeschoss, um uns die Ergebnisse ihrer Internetrecherche mitzuteilen.
Diese waren allerdings etwas enttäuschend.
Emma hatte weniger als eine Seite mit Links zu Kenneth Trent Beacham gefunden. Seiner Geburtsanzeige, die im Netz stand, war zu entnehmen, dass er den
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