Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief
Mama!«, schrien die Jungs überglücklich. »Kit hat gesagt, dass sie uns gehören!«
» W-was? «, brachte ich hervor, während sich die roten Schleier der Panik vor meinen Augen langsam auflösten.
Nun kletterte Kit über das Gatter und näherte sich mir vorsichtig. »Hör zu, Lori«, sagte er begü tigend. »Beruhig dich erst mal. Das mit dem Kreischen tut mir leid. Die Zwillinge sind wohl ein bisschen ausgerastet, als sie ihre neuen Ponys gesehen haben.«
»Ihre neuen Ponys?«, wiederholte ich verdattert.
»Was für Ponys? Bill und ich haben den Jungs doch gar keine gekauft.«
»Ihr nicht«, grinste Kit. »Aber Miss Beacham schon.«
15
NACH UND NACH sickerte mir ins Bewusstsein, was für eine friedliche Szene vor mir lag: Gabriel stand gegen einen Baum gelehnt und ließ seinen Zeichenstift mit flinken Fingern über den Skizzenblock fliegen, den er sich zwischen Brust und Armbeuge geklemmt hatte; Chloe, jetzt mit Helm und Stiefeln bekleidet, fütterte Toby mit Möhren; meine Söhne blickten mit einem seligen Leuchten in den Augen die Tiere an, die ihr Herzenswunsch gewesen waren. Meine Knie waren immer noch wie Pudding, während sich das durch meinen Mutterinstinkt ausgeschüttete Hochoktan-Adrenalin langsam wieder auflöste. Erschöpft lehnte ich mich an Kit.
»Na, wenn das keine Überraschung war«, grinste er.
»Noch mehr Überraschungen wie diese, und ich brauche ein neues Herz«, ächzte ich. »Weiß Bill über die Ponys schon Bescheid?«
»Er wird’s gleich erfahren.«
Ich hob den Kopf und sah Bill mit Emma am Arm zur Koppel schlendern.
»Das ist eine Verschwörung«, knurrte ich. »Ihr wusstet es, du und Emma, und Derek war garantiert auch eingeweiht. Wie lange sind die Ponys schon hier?«
»Seit gestern Abend«, sagte Kit. »Es ist zu früh, um die Jungs auf ihnen reiten zu lassen – sie brauchen noch ein paar Tage, um sich einzugewöhnen –, aber es war Miss Beachams Wunsch, dass Will und Rob ihre Pferde heute kennenlernen, als Teil der Einweihungsfeier.«
Wir gingen zum Gatter weiter, wo Bill und Emma jetzt standen. Bill wirkte genauso platt, wie ich es war.
Er drehte sich zu mir um. »Hast du Miss Beacham erzählt, dass die Zwillinge sich Ponys gewünscht haben?«
Ich zuckte hilflos mit den Schultern. »Anscheinend. Und ich hab wohl auch die Eröffnungsfeier der Reitschule erwähnt.«
»Hast du ihr vielleicht auch erzählt, dass ich mir eine Jacht wünsche?«, fragte Bill voller Hoffnung.
»Und dass ich gern ein Gewächshaus hätte?«, stimmte Emma mit ein.
»Und ich ein neues Auto«, meldete sich Annelise zu Wort.
»Nein«, beschied ich sie knapp. »Ich glaube nicht, dass ich irgendwas in dieser Art erwähnt habe.«
»Wie schade«, meinte Bill.
Emma und Annelise kicherten.
»Wir haben ihnen schon Namen gegeben, Mama!«, platzte Will aufgeregt heraus. »Meins heißt Thunder …«
Rob übernahm: »… und meins Storm!«
»Thunderstorm!«, riefen sie im Chor und lachten wie betrunkene Matrosen über ihr geistreiches Wortspiel.
»Darf ich jetzt auf dem Pony reiten?«, fragte Chloe, der die Möhren ausgegangen waren.
»Jetzt darfst du, Miss Chloe.« Kit öffnete das Tor. »Erst laufen wir noch ein kleines Stück zusammen mit Toby, und dann geht’s los.«
Joanna setzte sich auf die oberste Holzstange des Gatters, um von dort das Abenteuer ihrer Tochter besser verfolgen zu können. Gabriel, ganz in seine Zeichnung vertieft, und Annelise, gegen den Zaun gelehnt, blieben beide, wo sie waren.
Während Chloe von Kit in den Sattel gehoben wurde, nahmen Bill und ich Emma beiseite, um sie über Miss Beachams unerwartete Geschenke auszufragen.
»Es ist ja nicht so, dass wir uns nicht freuen«, versicherte ihr Bill. »Vielleicht sehen wir nicht danach aus, aber wir sind völlig aus dem Häuschen.
Trotzdem ist es irgendwie auch ein Schock.«
»Als ich es von Miss Beachams Anwalt erfahren habe, war mir gleich klar, dass ihr nichts dagegen haben würdet«, sagte Emma. »Schließlich wolltet ihr den Zwillingen schon seit Ewigkeiten Ponys schenken. Die beiden sind ein gesundes Pärchen, stammen von einem angesehenen Händler, und Miss Beacham hat noch genügend Geld für Futter und die Stallgebühren im nächsten halben Jahr draufgelegt. Ihr zwei seid damit übrigens die ersten zahlenden Kunden des Reitstalls.«
»Eine Wohltat typisch Miss Beacham!«, schwärmte ich. »Mit einem Schlag hat sie uns alle glücklich gemacht – Will und Rob, Bill und mich und auch dich und
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