Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief
Church betraten, entzückten Will und Rob den Pastor, indem sie ihn ernsthaft baten, für Miss Beacham wegen Thunder und Storm ein Dankesgebet zu sprechen. Das versprach der Geistliche ihnen feierlich, und als ihr Name schließlich von den Steinmauern der Kirche widerhallte, sah ich Mr Barlow den Kopf neigen. Bestimmt dachte er in diesem Moment an das Geld, das ihm Miss Beacham für den neuen Kamin vermacht hatte, und fügte der Lobrede des Pfarrers seinen eigenen Dank hinzu.
Da Annelise die Sonntage bei ihrer Familie verbrachte, hatten Bill und ich die Zwillinge den ganzen Tag für uns. Nach dem Gottesdienst bildeten wir alle zusammen einen Putztrupp für das Auskehren des Kirchhofs. Später unternahmen wir einen ausgiebigen Spaziergang durch den Eichenwald, der unser Grundstück von dem der Harris’
trennte, und statteten Anscombe Manor einen Besuch ab, um bei den neuen Ponys vorbeizuschauen.
Den Abend verbrachten wir gemütlich in unseren Pyjamas im Wohnzimmer, wo wir uns bei Popcorn vor dem Kaminfeuer Geschichten erzählten. Die meisten Erzählungen drehten sich um heroische Ponys und die tapferen – doch äußerst vernünftigen, da ordentlich mit Helmen geschützten – Jungen, die sie ritten.
Am Montag kehrte Bill in sein Büro in Finch zurück, Annelise ins Cottage und ich in die St. Cuthbert Lane 42. Gabriel wartete schon vor dem Haus und brauchte nur noch bei mir einzusteigen. Als wir die Crestmore Crescent auf dem Stadtplan gefunden hatten, überließ ich ihm das Lenkrad, womit ich ihm die Zumutung ersparte, sich in heiklen Situationen mein nervtötendes Kreischen anhören zu müssen.
Das schöne Wetter, das das ganze Wochenende lang gehalten hatte, war wieder mal sehr englisch geworden und brachte von Osten her heftige Winde und Schauer mit sich. Der März versuchte eindeutig, dem April hinsichtlich Launenhaftigkeit den Rang abzulaufen, doch ich hatte mir fest vorgenommen, mich nicht zu beklagen. Als es darauf angekommen war, an Emmas großem Tag, hatte die Sonne ja geschienen. Selbst wenn die Wolken den Himmel für den Rest des Monats bedeckten, würde ich nicht lamentieren.
Als wir in nördlicher Richtung losfuhren, verfiel Gabriel in Schweigen. Ob das daran lag, dass er sich auf den Verkehr konzentrierte oder in seine Gedanken versunken war, vermochte ich nicht zu beurteilen.
»Hat es dir am Samstag gefallen?«, fragte ich ihn.
»Es war herrlich! Danke, dass du mich eingeladen hast.«
»Gern. Chloe scheint es auch Spaß gemacht zu haben.«
»Sie hat erklärt, dass es der schönste Tag ihres Lebens war«, antwortete Gabriel, doch seine Stimme klang so flach, dass ich prompt anfing, mir Sorgen zu machen. War am Ende etwas mit der vom Himmel gewollten Partie schief gegangen?
»Und Joanna?«, fragte ich. »Wie war es für sie?«
Eine lange Pause trat ein. Schließlich, ohne die Augen von der Straße zu wenden, erwiderte Gabriel: »Sie hat eine Katzenallergie, Lori.«
»Ach«, brachte ich hervor. Und als es mir langsam dämmerte, fügte ich »Oje« hinzu.
»Ja«, seufzte Gabriel. »Sie ist noch nicht in meiner Wohnung gewesen. Die ist natürlich mit oder ohne Stanley nicht vorzeigbar. Ihre Allergie hat sie auf der Heimfahrt nur zufällig angesprochen. Auf Anscombe Manor leben offenbar mehrere Katzen.«
»Bei der letzten Zählung waren es fünf.«
»Damit wäre schon alles erklärt.« Gabriel stieß einen neuerlichen Seufzer aus. »Sie hat in einem fort geniest.«
»Mach dir keine Sorgen«, versuchte ich ihn aufzumuntern. »Uns fällt schon eine Lösung ein.«
Doch Gabriels Miene hellte sich nicht auf. »Ich könnte Stanley nie weggeben. Er und ich, wir haben zusammen so viele Stürme überstanden.«
»Mach dir keine Sorgen«, wiederholte ich mit Nachdruck. »Menschen kommen tagtäglich mit allen möglichen Allergien zurecht. Wir werden schon was finden, damit Joanna mit ihrer leben kann. Möchtest du hören, was Emma über Kenneth herausgefunden hat?«
Meine Frage tat ihre erhoffte Wirkung und lenkte Gabriel von seinen trübseligen Gedanken ab.
Wie ich war er über die kärgliche Ausbeute tief enttäuscht, aber bevor wir unser weiteres Vorgehen erörtern konnten, hatten wir schon die Gartenstadt mit dem sprechenden Namen Willow Hills – Weidenhügel – erreicht, zu deren von Bäumen gesäumten Straßen auch die Crestmore Crescent gehörte.
Die Größe der Bäume und der Umfang der Bü sche am Rand der gepflegten Rasenflächen verrieten mir, dass Willow Hills, anders als Big Al
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